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Es ist nicht alles Gold...

Es ist nicht alles Gold...

Titel: Es ist nicht alles Gold... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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»Irgendwie
find ich das trotzdem nicht in Ordnung.«
    »Da haben Sie sicher ganz recht, aber
so wird’s nun mal gemacht.«
    Wir kehrten in den Verkaufsraum zurück
und setzten uns wieder an unsere vorherigen Plätze bei der Kasse.
    »Was wissen Sie eigentlich über diesen
van Osten?« fragte ich.
    »Ollie?« Charlie rieb sich das Kinn.
»Er ist das geborene Verkaufstalent.«
    Das wußte ich bereits. »Er verdient
doch bestimmt eine Menge Geld. Ich meine, so wie er gekleidet ist, und bei dem
Wagen, den er fährt.«
    »Für jeden guten Vertreter ist Geld die
Haupttriebfeder. Ollie ist die Erfolgsgeschichte schlechthin.«
    »Erzählen Sie.«
    »Tja, einmal, als er ein bißchen
gesprächiger war als sonst, erzählte er mir, daß er in North Dakota
aufgewachsen ist — in Fargo, genau gesagt. Sein Vater hatte eine Kneipe. Sobald
Ollie halbwegs erwachsen war, brannte er zu Hause durch und ging zum Militär,
um nicht in der Kneipe arbeiten zu müssen. Die Armee schickte ihn nach Europa,
dort begann er sich für Kunst zu interessieren und blieb, um zu studieren.
Heute gehört er zu den erfolgreichsten Vertretern hier. Er hat ein
Verkaufsgebiet von fünf Staaten.«
    »Komisch, wenn man sich überlegt, daß
er mal Kunstgeschichte studiert hat und jetzt Fälschungen verhökert.«
    Charlie schüttelte den Kopf. »Das ist
gar nicht komisch, wenn man Ollie kennt. Er stellte bald fest, daß mit
Kunstgeschichte nichts zu verdienen ist, folglich — «
    »Ich verstehe. Wissen Sie eigentlich,
daß er es haßt, wenn Sie ihn ›Ollie‹ nennen?«
    Charlie grinste füchsisch. »Natürlich.
Deshalb tu ich’s ja. Aber sagen Sie bloß nicht, daß Sie Ollie in Verdacht
haben.«
    »Ich habe jeden in Verdacht, der
irgendwie mit Joan zu tun hatte.«
    Sein Gesicht verdunkelte sich, und er
zuckte zurück. »Aber Charlie, Sie meinte ich doch nicht.« Noch während ich es
sagte, fragte ich mich, warum Charlie Cornish eigentlich nicht zu meinen
Verdächtigen gehörte. »Sie hatten sie sehr gern, das weiß ich doch.«
    »Viele Leute hatten sie gern. Ohne sie
wird es hier nie wieder so, wie es einmal war.« Charlie starrte in die
Schatten, als hoffte er, Joan Albritton würde plötzlich in einem der Gänge
auftauchen, und alles würde wieder gut werden.
    »Aber«, fügte er hinzu, »es wird ja
sowieso alles anders. Im Mai müssen wir hier raus, und dann werden wir alle
getrennte Wege gehen.«
    »Haben Sie eigentlich schon einen neuen
Laden gefunden?«
    Er antwortete mit einer müden Geste.
    »Austin Bigby und ich mieten zusammen
mehrere Räume in der Valencia Street. Da ist viel Platz, und die Kombination
von Trödel und Antiquitäten müßte eigentlich ganz zugkräftig sein. Aber die
Atmosphäre, die wir hier haben, kriegen wir dort natürlich nie mehr.« Er machte
ein Gesicht, als wolle er gleich zu weinen anfangen.
    »Na, wenigstens haben Sie gute Angebote
und können wählen«, sagte ich tröstend.
    Er nickte. »Ingalls bietet am meisten.
Die wollen hier Eigentumswohnungen und Läden bauen.«
    »Was ist diese Cara Ingalls eigentlich
für eine Frau?« Ich hatte gehört, daß sie im Immobiliengeschäft ungeheuren
Einfluß besaß und hinter den meisten großen Transaktionen in der Stadt steckte.
Sie interessierte mich schon deshalb, weil Frauen im allgemeinen gerade in
dieser Branche an die großen Geschäfte gar nicht herankamen.
    »Keine Ahnung. Ich kenn sie nicht. Aber
ich hab heute morgen beim Zeitunglesen ihren Namen im Wirtschaftsteil gesehen.
Vielleicht sagt Ihnen das was. Kommen Sie doch mit rüber und sehen Sie sich den
Artikel an.«
    Ich konnte jede Information über die
Leute, mit denen ich sprechen wollte, gebrauchen, deshalb begleitete ich
Charlie über die Straße.
    Der Artikel war nicht allzu informativ.
Es wurde nur berichtet, daß Cara Ingalls am Abend auf einer Cocktailparty für
die Förderer des Yerby-Buena-Kongreßzentrums im Bank of America Building eine
Ansprache halten werde. Der geplante Bau des Kongreßzentrums, seit Jahren
umstritten, war gerade wieder durch neuerliche Klagen und einstweilige
Verfügungen aufgeschoben worden. Die Party begann um achtzehn Uhr im Camelian
Room.
    »Na, was von Interesse?« fragte Charlie.
    »Eine Kleinigkeit, ja.«
    »Und — was haben Sie jetzt vor?«
    »Jetzt hol ich mir erst in der
Bibliothek ein paar Bücher über Antiquitäten und dann zieh ich mich um. Ich
gehe heute abend auf eine Cocktailparty.«
     
     
     

6
     
    Punkt sechs am selben Abend überquerte
ich den weiten, windigen

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