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Es ist nicht alles Gold...

Es ist nicht alles Gold...

Titel: Es ist nicht alles Gold... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Kiste her rief Windfeldt: »Bis
jetzt nur Nieten.« Er bedeutete den Arbeitern, eine andere Seite aufzumachen.
»Es würde mich interessieren, ob van Osten auch an anderen Orten Zweigstellen
seines Schmuggelunternehmens hatte«, sagte ich.
    »Ja, ich denke, den Zoll wird das auch
interessieren.« Greg wandte den Blick nicht von der Kiste.
    Wieder fiel krachend eine Seitenwand zu
Boden, und Windfeldt verschwand hinter einer Ecke. Es ging mir langsam auf die
Nerven, so untätig herumstehen zu müssen.
    »Spricht etwas dagegen, daß wir beim
Suchen helfen?« fragte ich Greg.
    »Nein, sicher nicht.« Er winkte mir
sogleich mitzukommen.
    Ich ging zu dem Windfeldt gegenüber
befindlichen Ende der Kiste. Die Kartons, auf den Seiten deutlich beschriftet,
stapelten sich turmhoch vor mir. Ich machte den Hals lang und begann zu lesen.
Und da hatte ich es schon. »Mrs. Joan Albritton, Antiquitäten.« Es befand sich
direkt vor meiner Nase, in der zweiten Reihe von oben.
    »Ich hab ihn!« rief ich.
    Greg und Windfeldt schienen
gleichermaßen verärgert. Sie hatten offenbar beide gehofft, sie würden die
Entdeckung machen.
    »Sag mal, hast du einen eingebauten
Geigerzähler?« fragte mich Greg.
    Wir gingen ein paar Schritte zurück,
und die Arbeiter holten die Kartons heraus. In knapp einer Minute hatten sie
den richtigen zur Hand und legten ihn vor uns auf den Boden. Wir sahen ihn an,
als hätten wir Angst, er könne explodieren.
    Greg sagte zu Windfeldt: »Also,
Inspektor, er gehört Ihnen.«
    Windfeldt lächelte überraschenderweise.
»Nein, nein, Lieutenant, es ist doch Ihr Fall.«
    »Nein.« Greg nahm das Messer, das
Windfeldt ihm hinhielt. »Es ist Miss McCones Fall.« Er reichte mir das Messer
weiter.
    Erst zögerte ich, dann nahm ich es.
Unsere Finger berührten sich.
    »Danke«, sagte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Es ist ja
wirklich dein Fall.«
    Ich kniete nieder und schnitt das
Klebeband auf, mit dem der Karton versiegelt war; ganz vorsichtig, um nichts zu
beschädigen. Das restliche Band riß ich dann ab, bog die obere Klappe zurück
und holte eine Ladung Holzwolle heraus, die ich neben mich auf den Boden legte.
    Darunter befanden sich ordentlich
aufgereiht die Bilder mit ihren billigen Goldrahmen. Ich nahm die ersten
heraus. Vor ein paar Tagen noch hätte ich keine Ahnung gehabt, jetzt aber, wo
ich den Bellini in Händen gehalten hatte, sah ich gleich, daß die Gemälde
billige Kopien waren. Die anderen ging ich durch, ohne sie aus dem Karton zu
nehmen. Lauter kitschige Dinger — bis auf ein Bild genau in der Mitte.
    Ich zog es mit zitternden Händen heraus
und hielt es hoch. Ich hörte, wie Greg hinter mir einen Ausruf unterdrückte.
Die drei kostbar gekleideten Könige knieten im einfachen Stall und brachten
ihre Gaben dar. Die Ehrfurcht und Ergebenheit in ihren Gesichtern waren
lebendiges, zeitloses Zeugnis vom Glauben des Malers.
    »Das gehört zu dem Bellini-Triptychon«,
sagte Greg.
    Ich sah zu ihm auf. »Dann schmuggeln
sie also das ganze Gemälde ein.«
    Er nickte. »Das ist die rechte
Seitentafel des Altarbildes. Das weiß ich von der Illustration aus dem
Zeitungsartikel.«
    »Das heißt, es müßte noch eine Sendung
kommen.«
    »Ja, das kann sein.« Er wandte sich
Windfeldt zu. »Können Sie uns gleich eine Art Kurzgutachten geben, Inspektor?
Ich habe die Mitteltafel in meinem Wagen.«
    Windfeldt lächelte grimmig. »Mit
Vergnügen.«
    Ich gab ihm das Gemälde, und wir gingen
zu Gregs Wagen zurück. Der Inspektor brauchte nur Minuten, um festzustellen,
daß die beiden Gemälde Teile ein und desselben Werkes waren.
    »Das ist natürlich nur eine vorläufige
Beurteilung«, warnte er uns. »Ich muß die Gemälde noch genauer prüfen und mit
den italienischen Behörden sprechen, ehe ich eine offizielle Erklärung wagen
kann.«
    »Selbstverständlich, Inspektor«, sagte
Greg. Er dankte ihm und wandte sich dann mir zu. »Damit ist die Sache gegessen.
Ich lasse jetzt Harmon festnehmen.«
    Ich zog ein Gesicht.
    »Was ist denn?«
    Es war schwer zu belegen, aber ich
konnte mir nicht vorstellen, daß Harmon Joan wegen ihres Grundstücks getötet
haben soll. Er hatte ja, wie Hank mir erzählte, immer irgendwelche großen
Geschäfte laufen, aus denen dann nichts wurde. Und daß Harmon van Osten wegen
des Bellini umgebracht haben sollte, konnte ich noch weniger glauben.
    Die Diskrepanz zwischen der echten
Schönheit des Bellini und Harmons vulgärer Plastikwelt war einfach zu groß. Und
auch wenn Harmon der Preis des

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