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Es ist nicht alles Gold...

Es ist nicht alles Gold...

Titel: Es ist nicht alles Gold... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Bellini bekannt gewesen war, hätte er meiner
Ansicht nach dafür nicht getötet. Im Gegensatz zu van Osten, Joan Albritton
oder auch Greg Marcus fehlte Harmon einfach das Verständnis für den wahren Wert
des Gemäldes.
    Doch Greg Marcus war ein erfahrener
Polizeibeamter, der nicht blindlings übereilte Schlüsse zog. Und eine
Alternative hatte ich nicht zu bieten.
    Ich sagte: »Nein, ich bin nur müde. Das
war eine ziemlich harte Woche.«
    »Soll ich dich zu Hause absetzen?«
    »Bitte. Und erzähl mir, wie es mit
Harmon gegangen ist.«
    »Du hast ein Recht auf einen
umfassenden Bericht. Ich rufe dich heute abend auf jeden Fall an.«
    Auf der Heimfahrt lehnte ich meinen
Kopf nach rückwärts an das Polster und versuchte, gegen meine
Niedergeschlagenheit anzukämpfen. Nicht nur war mir nun der Fall ganz aus den
Händen genommen; ich fürchtete außerdem, daß Greg und ich die wahren
Hintergründe über die Morde verkannt hatten.
     
     
     

24
     
    Zu Hause aß ich erst einmal etwas, dann
wusch ich mir das Haar und setzte mich auf die Feuertreppe hinaus, um es
trocknen zu lassen. Im Hof war es still, da die Kinder noch in der Schule
waren. Die Sonne lag warm auf meinen Schultern, und aus der Ferne hörte ich die
unbekümmerten Töne lateinamerikanischer Musik. Ich sah einer Frau zu, die auf
ihrem Balkon Wäsche aufhängte. Unheimlich viele Babysachen. Ihre Bewegungen
waren müde und schwerfällig. Bei ihrem Anblick fiel mir ein, daß ich meine
Mutter nicht zurückgerufen hatte. Ich ging hinein und rief sie in San Diego an.
    Wie gewöhnlich befand sich die Familie
McCone in einer kleineren Krise. Ich hörte meiner Mutter geduldig zu, wie sie
mir erklärte, daß mein älterer Bruder John verhaftet worden sei, weil er
monatelang seine Strafzettel nicht bezahlt hatte. Zu allem Überfluß hatte er
auch seinen Job verloren, und mein Vater weigerte sich in einem seltenen Anfall
von Starrköpfigkeit, Johns Frau Karen mit den drei Kindern ins Haus zu nehmen,
bis das Gewitter sich wieder verzogen hätte. Inzwischen war aber alles schon
wieder in schönster Ordnung, da meine Mutter ihren gewohnten beschwichtigenden
Einfluß geltend gemacht hatte, und vier zusätzliche Leute im Haus waren im
Grund ja keine Belastung, zumal die Kinder noch so klein waren.
    »Trotzdem ist es für deinen Vater und
mich schwer«, schloß meine Mutter, »daß deine Brüder immer wieder mit der
Polizei in Konflikt geraten.«
    Um sie aufzumuntern, sagte ich: »Dafür
hab ich keinerlei Konflikte mit der Polizei. Ich hab gestern abend sogar
einen Lieutenant vom Morddezernat geküßt.«
    »Ach, Sharon«, meinte meine Mutter
seufzend, »du bist doch nicht etwa in einen Mord verwickelt?«
    »Nein, Ma«, schwindelte ich.
    »Gut. Sieht er nett aus?«
    »Ja.«
    »Triffst du ihn wieder?«
    Inzwischen tat es mir leid, daß ich
davon gesprochen hatte. »Wahrscheinlich.«
    »Schön, aber paß nur auf, daß du nicht
schwanger wirst.« Schwangerschaften waren neben Verhaftungen die Hauptsorge
meiner Mutter; sie waren die Spezialität meiner beiden jüngeren Schwestern.
    »Mutter! Bin ich je schwanger gewesen?«
    »Nein, aber man kann nicht behaupten,
daß du’s nicht versucht hast.«
    Ich liebe meine Familie wirklich, aber
bei solchen Gesprächen bin ich immer froh, daß ich fünfhundert Meilen entfernt
lebe.
    Es wurde vier Uhr, und ich rannte in
finsterer Niedergeschlagenheit in meiner Wohnung hin und her. Mich quälte die
immer stärker werdende Überzeugung, daß ich bei meinen Bemühungen, den Mord an
Joan Albritton aufzuklären, eine entscheidende Tatsache übersehen hatte.
Außerdem stieg die Langeweile ins Unerträgliche. Um halb fünf hinterließ ich
bei meinem Auftragsdienst eine Nachricht für Greg: Ich würde in dem Laden in
der Salem Street zu erreichen sein. Ich wollte dort Ordnung machen. Das gab mir
wenigstens Gelegenheit, etwas Nützliches zu tun.
    Ehe ich ging, vergewisserte ich mich,
daß ich die 38er noch in der Handtasche hatte.
    Doch im Laden mußte ich bald einsehen,
daß ich mich mit meinem Anspruch, dort Ordnung zu schaffen, weit überfordert
hatte. Nach einigen beherzten Versuchen, die nichts brachten, gab ich auf und
setzte mich neben Clotilde aufs Sofa. In der dichter werdenden Düsternis
starrte ich die kopflose Puppe in ihrem roten Paillettenkleid an. Da saß sie
nun, aufgeputzt und hübsch gemacht, und hatte doch kein Ziel. Es ging ihr wie
mir, dachte ich, sie mußte sich sinnlos vorkommen.
    »Verdammt noch mal, Clotilde, ich

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