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Es ist nicht alles Gold...

Es ist nicht alles Gold...

Titel: Es ist nicht alles Gold... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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endlich auf, mich dauernd Indianerbaby zu nennen. Das
ist ja rassistisch.«
    »Und sexistisch dazu«, entgegnete er
lachend und rückte von mir weg.
    Ich riß die Tür auf und stieg aus. Greg
folgte.
    »Ich sehe schon, ein friedliches
Dahintreiben wird unserer Beziehung nicht gegönnt sein«, sagte er, das alte
sarkastische Lächeln auf den Lippen.
    »Da haben Sie garantiert recht.« Ich
setzte mich in meinen Wagen, schnallte mich an und startete den Motor.
    »Wenn mir vor zwei Tagen jemand gesagt
hätte, daß ich mich von diesem Ekel küssen lasse«, murmelte ich hörbar, »hätte
ich ihn als armen Irren bezeichnet.«
    Dann wendete ich mit quietschenden
Reifen und fuhr heim in mein Bett.
     
     
     

23
     
    Ich konnte die ganze Nacht nicht
schlafen. Sobald ich einen Parkplatz in der Nähe meines Hauses gefunden hatte, fiel
mir Paulas Bemerkung ein, daß ich ein Gemälde im Wert von mehr als
hunderttausend Dollar durch die Gegend kutschierte. Ich nahm den Bellini aus
dem Kofferraum und rannte mit dem immer noch in die Decke gehüllten Bild die
Straße entlang.
    Warum hatte ich es nicht wie
ursprünglich beabsichtigt Greg übergeben? Vor lauter Schreck über van Ostens
Ermordung war mir das völlig entfallen. Mir zitterten die Hände, als ich
aufsperrte, und mehrmals sah ich ängstlich über meine Schulter nach rückwärts.
    In der Wohnung packte ich das Bild aus
und stellte es auf einen Stuhl. Die Madonna und das Kind strahlten mich an,
sanft leuchtend vor dem goldenen Hintergrund. Ich versenkte mich in der
Bewunderung des Gemäldes, bis Schritte im Hinterhof mich in die Realität zurückholten.
    Schritte im Hof waren völlig normal.
Der Hof war eine beliebte Abkürzung, und im allgemeinen achtete ich nicht auf
Passanten. Aber ich hatte ja im allgemeinen auch keinen Bellini in meiner
Wohnung. Ich wickelte das Bild wieder ein und schob es unter mein Bett. Dann
zog ich mich aus und schlüpfte unter die Decke.
    Ich fand keinen Schlaf. Ich wälzte mich
hin und her, knipste das Licht an, knipste es wieder aus. Meine Gedanken wanderten
von dem Bellini zu der neuen Beziehung, die ich mir da offenbar zugezogen
hatte. Ja, zugezogen, das war das richtige Wort; wie eine Krankheit. Ich konnte
mir jedenfalls nicht vorstellen, daß die Beziehung zu Greg Marcus für mich
gesund sein könnte. Er war ein eigenwilliger, dominanter Mann, und ich war eine
gleichermaßen eigensinnige Frau. Vielleicht gab es Leute dieses Schlags, die in
Harmonie miteinander leben konnten; wir beide, argwöhnte ich, gehörten mehr zu
den Typen, die sich das Leben gegenseitig schwermachen mußten.
    Gegen drei Uhr morgens hörte ich
draußen wieder Geräusche und verbrachte eine angstvolle Stunde mit dem
quälenden Gedanken, Harmon könnte seinen spanischen Schläger wieder
hergeschickt haben. Wenn Harmon Frankie aufgetragen hatte, die Brände in der
Salem Street zu legen, konnte er ihn auch zum Mord an van Osten angestiftet
haben, konnte er ihm auch den Auftrag gegeben haben, mich zu ermorden. Als es
endlich Morgen wurde, war ich ein Nervenbündel. Als ich um halb zehn Greg
anrufen wollte, in der Hoffnung, er würde mich zum Hafen mitnehmen, wenn ich
ihm den Bellini anbot, läutete das Telefon. Das Schiff, sagte Greg, läge an
Pier 97. Er war dort um elf mit einem Zollinspektor verabredet. Ob ich
mitkommen wolle?
    Aber natürlich. Ich ließ meinen Kaffee
stehen und zog mich an.
    Zwanzig Minuten später läutete es. Greg
sah frisch und munter aus. »Morgen«, sagte er und gab mir einen Kuß auf den
Scheitel, ehe er höchst selbstsicher, beinahe besitzergreifend in meine Wohnung
stolzierte. Ich folgte ihm mit zusammengekniffenen Augen.
    »Nicht schlecht für ein Indianerbaby.«
Er inspizierte den malerischen Blick in den Hinterhof und drehte sich um. »O
nein!« rief er hastig. »Werd jetzt nicht gleich wieder wütend. Dazu ist es noch
viel zu früh am Tag. Wo ist der Bellini?«
    »Unter dem Bett.«
    »Was tut er unter dem Bett?«
    »Da hab ich ihn gestern abend
versteckt. Und dann konnte ich nicht schlafen.«
    Er lachte. »Du siehst auch nicht
ausgeschlafen aus. Ich dachte, das Bild wäre sicher im de Young Museum. Wenn
ich gewußt hätte, daß du es hast, hätte ich es bei mir aufbewahrt. Aber dann hätte ich nicht geschlafen.«
    »Jeder ist sich selbst der Nächste«,
murmelte ich und holte das Bild unter dem Bett hervor.
    Greg packte es aus und pfiff leise.
    »Mensch, der ist wirklich echt. Kein
Wunder, daß du nervös warst.«
    »Das siehst du gleich

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