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Es muß nicht immer Kaviar sein

Es muß nicht immer Kaviar sein

Titel: Es muß nicht immer Kaviar sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Kino, zum nettesten, den ich in Amerika erlebte. Wir gingen essen – in das Lokal der Thompsons natürlich. Und
wie
wir aßen, du lieber Gott! Mr. Thompson stellte das Menu zusammen. Er ging selbst in die Küche. Da war ich eine Weile mit Pamela allein.
    »Böse?« fragte sie.
    »Ach nein.«
    »Wissen Sie, ich fand Sie heute mittag so nett – so sympathisch … Alles, was Sie sagten, gefiel mir …«
    »Was sagte ich denn?«
    »Daß Sie gerne gut essen – daß Sie gerne mit schönen Frauen zusammen sind – daß Sie nie wieder eine Uniform anziehen möchten – daß Sie sich überall in der Welt zu Hause fühlen, wo Sie Freunde haben …«
    »Verehrte Dame, ich muß noch etwas sagen.«
    »Ja bitte?«
    »Ich … ich … ich finde Ihren Mann auch sehr nett – auch sehr sympathisch …«
    Sie strahlte auf: »Nicht wahr, das ist er! Sie kennen ihn nicht. Sie wissen nicht, was ich mit ihm erlebt habe. Sie wissen nicht, wie er denkt. Bei mir ging die Liebe immer durch den Kopf. Männer, die ich nicht für das bewundern konnte, was sie sagten und dachten, konnte ich nie richtig lieben. Bei Roger war es eine Liebe vom ersten Augenblick an. Die große Liebe meines Lebens …«
    »Aber … aber warum haben Sie
mich
dann eingeladen, Mrs. Thompson?«
    »Pamela.«
    »Warum haben Sie mich eingeladen, Pamela?«
    »Weil Sie Schriftsteller sind. Sie werden es erst später verstehen – vielleicht, vielleicht auch nicht … Es hängt alles von ihm ab.«
    »Sie tun alles, was er sagt?«
    »Ja …« Sie strahlte mich an. »Und er tut, was ich sage! Immer. Er fragt mich immer um Rat. Manchmal geht er natürlich ein bißchen fremd wie alle Männer. Aber immer kommt er zu mir zurück. Ich weiß: Ich bin die einzige Frau, mit der er leben möchte. Das macht eine Frau sehr stark – nicht wahr?«
    Das Leben ist komisch!
    Was ich mir vorgestellt hatte, erfüllte sich nicht. Was ich von Pamela gewollt hatte, bekam ich nicht. Ich bekam etwas Besseres: ihre Freundschaft und die Freundschaft ihres Mannes.
    Wir waren in den folgenden drei Wochen beinahe täglich zusammen. Wir unterhielten uns herrlich! Es schien, als wären wir tatsächlich über alles einer Meinung!
    Oft fiel mir auf, daß Thompson mich beobachtete, versunken und nachdenklich. Dann fiel mir auf, daß er mich ein bißchen viel ausfragte. Über meine Vergangenheit. Meine Ansichten. Meine Erfahrungen. Immer wieder über meine Ansichten. Er selbst erzählte überhaupt nichts von sich.
    Ich sammelte, wie es mein Auftrag war, Material für den neuen Roman. Ein paarmal mußte ich deshalb die Stadt verlassen. Ich freute mich jedesmal auf das Zurückkommen, denn jedesmal holten die Thompsons mich ab, am Bahnhof, am Flughafen. Zuletzt meinte ich, genügend Material gesammelt zu haben. Ich buchte einen Transatlantikflug nach Frankfurt am Main. Meine Maschine sollte am 29. Oktober 1958 um 20 Uhr 45 starten.
    Am 28. Oktober rief Roger Thompson in meinem Hotel an. Er sagte: »Ich höre, daß Sie uns verlassen wollen. Ich möchte gerne noch ein kleines Essen für Sie geben.«
    »Das wäre wundervoll, Roger.«
    »Sagen wir heute abend 19 Uhr 30?«
    »19 Uhr 30 ist okay.«
    »Oh, und noch etwas … rufen Sie Ihre Fluggesellschaft an. Heben Sie Ihre feste Reservation für morgen abend auf. Lassen Sie sich auf die Warteliste setzen.«
    »Warum?«
    »Nun, weil ich mir vorstellen könnte, daß Sie noch eine Weile hierbleiben.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    Ich hörte ihn lachen. »Heute abend«, sagte er, »werden Sie alles verstehen. Und bringen Sie um Himmels willen nicht wieder zwei Orchideen mit!«
    Menu • Irgendwo in den USA , 28. Oktober 1958
    Bei diesem Essen
    wurde dieses Buch geboren.
     
    Steinbutt mit Austern und Holländischer Sauce mit Kaviar
    Filet Wellington mit Madeirasauce
    Salzburger Nockerln
    Steinbutt:
Man lege einen in Salzwasser nicht zu weich gedämpften Steinbutt mit der weißen Seite nach oben auf eine vorgewärmte Platte, umgebe ihn mit gebackenen Austern.
    Gebackene Austern:
Man lasse die Austernschalen vom Händler öffnen, stelle sie bis zur Verwendung auf Eis, entferne dann den Bart und löse die Auster los. – Man trockne sie mit einem Tuch, wende sie in Mehl, geschlagenem Ei, feinen Semmelbröseln, brate sie schnell in brauner Butter und richte sofort an.
    Holländische Sauce mit Kaviar:
Man schlage zwei Eigelb mit einem Spritzer Essig und einem Mittellöffel heißem Wasser in eine kleine Kasserolle, stelle sie im Wasserbad auf kleine

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