Es muß nicht immer Kaviar sein
Pamela Faber.
Die schöne junge Frau mit dem blauschwarzen Haar und dem großen, leuchtend roten Mund sah Thomas Lieven immer wieder verliebt von der Seite an.
Hoover war guter Laune; er begrüßte die beiden herzlich.
»Und was kann ich für Sie tun?« fragte er.
»Sie können Ihr Versprechen einlösen«, sagte Thomas freundlich. »Sie erinnern sich, daß ich seinerzeit um die Vergünstigung bat, nach Beendigung meiner Mission sterben zu dürfen.«
»Ich erinnere mich«, sagte Hoover langsam.
»Na also«, rief Pamela fröhlich, »und jetzt ist es soweit! Wir wollen danach möglichst schnell heiraten.«
Hoover biß sich auf die Lippe. »Ich stehe ja zu meinem Wort«, sagte er. »Aber Sie dürfen sich nicht vorstellen, daß dies ein Honiglecken ist, Mr. Lieven. So etwas tut weh, verdammt weh.«
»Was tut man nicht alles für seinen Tod«, meinte Thomas. »Außerdem haben Sie in der ›Harper Clinic‹ doch erstklassige Spezialisten, wie ich höre.«
(Er sagte nicht Harper.)
»Also gut. Ich arrangiere die Sache mit der Klinik. Sterben Sie schön, und werden Sie glücklich, sehr glücklich mit Pamela. Allerdings: Es kann sein, daß es Wochen dauert, bis Sie tot sind! Wir müssen auf die Leiche warten! Eine Leiche, die Ihnen ähnlich sieht, findet man nicht alle Tage.«
»Mr. Hoover, ich bitte Sie, in einem so großen Land wie Amerika wird sich doch noch etwas Passendes auftreiben lassen«, sagte Thomas Lieven.
Schöne Leserin, geistreicher Leser!
Es hilft nichts, wir sind soweit. Wir können auch nicht darum herumreden. Wir müssen es aussprechen. Es ist nicht fein, was wir auszusprechen haben, es ist nicht schön.
Eingedenk unseres Rufes, unserer vielen zartfühlenden Freunde und des guten Geschmacks sagen wir zuvor wenigstens mit allem Ernst:
Nichts
liegt uns ferner, als mit dem bekannten Entsetzen den bekannten Spott zu treiben!
Gerne
würden wir verschweigen, was geschah, aber – es geschah! Es geschah wirklich und wahrhaftig, und wenn wir uns alle auf den Kopf stellen.
Am 27. Oktober traf Thomas Lieven in Begleitung von Pamela Faber in der »Harper Clinic« ein, die weltabgeschieden, von hohen Mauern umschlossen und Tag und Nacht von FBI -Agenten bewacht, irgendwo in den Vereinigten Staaten liegt.
Thomas erhielt ein komfortables Zimmer, dessen Fenster in einen großen Park hinausging. Pamela bekam das Zimmer daneben. Gleich nach der Ankunft besuchte sie ihn. Sie sagten sich zwei Stunden lang guten Tag …
Zuletzt seufzte Pamela glücklich und müde: »Ach, ist das schön, endlich mit dir allein zu sein!«
»Wenn man uns läßt«, meinte er und streichelte sie zärtlich. »Es ist ein komischer Zustand, also wirklich! Wenn ich bedenke: Ich bekomme ein neues Gesicht, neue Papiere, einen neuen Namen, eine neue Nationalität – alles neu. Wer hat schon so ein Glück mit 48 Jahren?« Er küßte sie. »Wie willst du mich denn haben, Süße?«
»Was meinst du?«
»Na ja, schau: Wenn sie jetzt anfangen, an meinem Gesicht herumzuschnipseln, dann kann ich vorher doch bestimmt gewisse Wünsche äußern. Bezüglich der Ohren. Oder der Nase.«
Pamela mußte lachen. »Weißt du, als Kind habe ich so für die Griechen geschwärmt. Ich habe gedacht: Der Mann, den ich einmal heirate, muß ein griechisches Profil haben! Glaubst du … glaubst du …« Pamela wurde rot. »Es ist ja zu dumm«, sagte sie.
»Du meinst eine griechische Nase?« forschte er freundlich. »Wenn’s weiter nichts ist! Und meine Ohren sind in Ordnung?«
»Ganz bestimmt, Liebling. Sonst ist überhaupt alles in Ordnung.«
»Bist du sicher? Noch ist Zeit! Es geht bei der Operation in einem Aufwasch. Die Herren Ärzte hier können sicherlich alles an mir schöner machen – größer – kleiner – wie du es wünschst …«
»Nein«, rief sie hastig, »nein, sonst soll alles genauso bleiben, wie es ist!«
14
In den folgenden Tagen hatten drei Ärzte alle Hände voll mit Thomas Lieven zu tun. Sie fotografierten ihn, sie maßen seinen Schädel mit großen Zirkeln, sie untersuchten einfach alles an ihm. Dann durfte er nicht mehr rauchen. Dann durfte er nicht mehr trinken. Dann durfte Pamela – dann durfte Thomas überhaupt nichts mehr.
Am 7. November operierten sie ihn. Als er wieder zu sich kam, lag er in seinem Zimmer, und sein Kopf war eingebunden und schmerzte.
Am vierten Tag nach der Operation begann er, sich langsam besser zu fühlen. Die Ärzte wechselten die Verbände. Pamela saß den ganzen Tag an seinem Bett und
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