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Es muss nicht immer Mord sein

Es muss nicht immer Mord sein

Titel: Es muss nicht immer Mord sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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Trash etwas zuflüsterte und beide
loskicherten.
    Der Lärm, der aus dem Korridor drang, zeigte,
daß Nat mit einer ganzen Gruppe von Leuten zurückkam. Sie strömten in den Raum.
Es waren vier Männer mit eckigen Kinnladen, die alle in weißen T-Shirts und
abgetragenen Bluejeans steckten und aussahen, als kämen sie direkt aus einer
Anzeige für ein nicht sonderlich exklusives Deo-Spray (es stellte sich heraus,
daß sie in Wirklichkeit gerade einen Werbespot für alkoholfreien Apfelwein
gedreht hatten) und drei verkicherte Teenager, die alle den gleichen
Kurzhaarschnitt hatten, aber in verschiedenen Tönungen: blond, kupferrot und
brünett. Wenn sie es schafften, mal länger als eine Sekunde nicht
herumzugiggeln, nahmen ihre Gesichter einen Ausdruck beherrschter Ruhe an, der
erschreckend reif und schön wirkte. Ich kannte diesen Zug von Jools her. Sie
waren ganz offensichtlich Models.
    Hinter ihnen folgte ein älterer Typ mit einem
Pferdeschwanz, der schwarz gekleidet war und eine Reihe von Kameras mit langen
Teleobjektiven über die Schulter gehängt hatte.
    »Jungs, Mädels. Vorstellungen!« sagte Nat. »Das
ist Miß Fitt, eure Moderatorin, und das, Kleines, sind die Kandidaten. Mein
Freund Cash wird ein paar Fotos machen. O.k.?« Er drückte jedermann außer dem
Fotografen Kopien eines Drehbuchs in die Hand. Die Kandidaten schlugen ihre
folgsam auf und begannen zu lesen. Ich bemerkte, daß einige der Männer die
Lippen bewegten, während sie mit dem Finger unter den Zeilen entlangfuhren.
    Ich durchblätterte die ersten paar Seiten und
machte dann Nat ein Zeichen, daß ich mit ihm reden wollte.
    »Probleme, Kleines?«
    »Könnte ich einen Moment privat mit Ihnen
reden?« fragte ich.
    Die Mädchen kicherten los, als hätte ich etwas
Schlüpfriges gesagt. Nat hob theatralisch die Augenbrauen wie ein
Schmierenschauspieler.
    Mir war danach zu sagen, daß Zoe immer noch
besser sei als Kleines, aber ich sparte mir die Bemerkung.
    »Könnten Sie einfach noch mal kurz das Konzept erläutern?« sagte ich und bemühte mich, Wörter zu finden, mit denen er
etwas verbinden konnte. »Weil, die ersten vibrations, die ich aufnehme, sind
ziemlich... Sie wissen schon... übel.«
    »Hey! Jetzt relax dich mal, Kleines.«
    »Ich bin total relaxed«, sagte ich und
versuchte, nicht die Beherrschung zu verlieren.
    »Das ist ganz simpel, Kleines«, sagte er und
legte einen unwillkommenen Arm um mich. »Du stellst einfach den Mädchen ’ne
Frage, und wenn sie’s richtig hinkriegen, gewinnen sie einen Preis; wenn sie
die falsche Antwort geben, müssen sie zum Pfand irgendwas tun. Das Aufregende
an dieser Show ist, daß die Jungs und Mädels die Pfänderspiele selber bestimmen
und so weiter; also, gewissermaßen ist das, als würden die Mitspieler darüber
entscheiden, wo die Show hinläuft.«
    »Aber soweit ich sehen kann, stehen die
Pfänderspiele alle schon im Script.«
    »Yeah, soweit es uns betrifft, stimmt das... wie
willst du denn auch sonst eine Show in einem Tag abdrehen? Machen wir uns doch
nichts vor, Kleines. Aber der Zuschauer weiß das nicht...«
    »Der andere Punkt, der mir Sorgen macht, ist
der, daß es zu den Pfänderspielen unter anderem gehört, sich auszuziehen, und
das ist erst der Anfang«, sagte ich so ruhig ich konnte. Bei einem raschen
Blick in die letzten Seiten des Drehbuchs hatte ich etwas gesehen, daß mir eine
Regieanweisung für Fellatio zu sein schien.
    »Du doch nicht, Schätzchen, du hast keine
Nacktszenen. Kommt so was für dich nicht in die Tüte, Kleines?«
    »Ich kann einfach nicht verstehen, warum Sie
mich für diese Rolle haben wollen. Alles, was ich mache, ist abstoßend
sexistische Fragen stellen«, beharrte ich, obschon er allmählich ein bißchen
zappelig wurde und es eilig hatte weiterzukommen.
    »Witze. Improvisier’ eben, mach dein Script
draus. Nur zu, tu dir keinen Zwang an.«
    »Aber das Kostüm. Ich kann unmöglich...«
    Nat ging weg.
    Ich blätterte erneut das Script durch, versuchte
mir vorzustellen, wie es auf dem Bildschirm wirken würde. Ich wollte keine
voreiligen Schlüsse ziehen, weil ich im Lesen von Fernsehdrehbüchern keine
Erfahrung hatte, aber das Ganze schien mir mehr Pornographie als Gameshow zu
sein. Ich versuchte mich an andere Unterhaltungsshows zu erinnern, die ich in
letzter Zeit gesehen hatte. Gewiß, sie waren voll von mehr oder weniger
subtilen Schweinigeleien, und mitunter wurden die Kandidaten dazu getrieben,
die eine oder andere zweideutige Bemerkung zu machen,

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