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Es muss nicht immer Mord sein

Es muss nicht immer Mord sein

Titel: Es muss nicht immer Mord sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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aber nichts davon ging so
weit.
    »Dann laßt uns die Show mal in die Gänge
kriegen.«
    Alle Mitwirkenden standen auf und bildeten nach
Geschlechtern getrennt zwei Grüppchen.
    »Hey, wo ist denn Mädchen Nummer vier?« sagte
Nat, als sei ihm gerade erst aufgefallen, daß die Gruppen ungleich waren.
    Lieber Himmel, dachte ich, da steh’ ich nun und
spreche bei jemandem vor, der nicht mal bis acht zählen kann.
    Mädchen Nummer vier wurde anscheinend noch auf
einem Fototermin für einen Buchumschlag festgehalten. Nat beschloß, ohne sie
weiterzumachen.
    »Kleines, ich bin Kamera Eins«, instruierte er
mich. »Schau mich direkt an, stell die ersten drei vor und laß die Vier weg.«
    Ich begann halbherzig aus dem Script vorzulesen;
ab und zu schaute ich auf und sah Nat, der in der Luft neben seinem rechten Ohr
vertikale Kreise beschrieb wie ein durchgeknallter Pantomime, der vorgibt, eine
Filmkamera zu sein. Der Fotograf tänzelte herum und ließ aus den seltsamsten
Blickwinkeln seine Kameras klicken.
    »Unsere erste Puppe heißt Susie. Sie ist
Kellnerin und bereit, Sie zu jeder Tageszeit zu bedienen«, rezitierte ich
tonlos. »Unsere zweite Puppe ist Annie. Sie ist Verkäuferin und ganz wild
darauf, es Ihnen zu besorgen... Hören Sie, ich glaube, ich kann dieses Zeugs
einfach nicht vorlesen.«
    »Tja, dann denk dir halt was anderes aus«, sagte
Nat ziemlich scharf. »Ich dachte, du improvisierst so gern. Herrgott noch mal!
Einfach viel lächeln und der Kamera zuzwinkern, falls du das schaffst, ohne
einen Tobsuchtsanfall zu bekommen.«
    Ich war von seinem Ton so schockiert, daß ich
ihm gehorchte.
    »Und hier ist Susie!« sagte ich. »Sie ist
Atomphysikerin. Welch eine strahlende Schönheit!« Grins, grins.
    »Großartig!« sagte Nat zu meiner Überraschung.
    »Und die nächste ist Annie...« Die Brünette trat
mit blutleerem Lächeln vor. »Sie ist Fachärztin für Hämatologie. Und
schließlich Daisy... die, äh, Professorin der Literaturwissenschaft mit einem
besonderen Interesse für die homerische Metaphorik ist.« Zwinker.
    »Super!« sagte Nat. »Bißchen lang, das letzte,
und laß den Homokram raus... diese Show ist rein hetero... aber toll.«
    Ich traute meinen Ohren nicht. Allmählich wurde
mir klar, was Mars mit >alternativ< gemeint hatte. Das war ja reine
Anarchie.
    »Jetzt die Kerle«, sagte Nat.
    »Das ist Johnny! Mal sehen... äh... er ist
Astronaut und schwebt meist in höheren Sphären... und hier kommt Andy, der
Psychologieprofessor und Spezialist auf dem Gebiet des Intelligenzquotienten
ist...«
    »Zu lang«, sagte Nat. »Versuch’, alle
Einleitungen bei der gleichen Länge zu halten, aber allmählich kriegst du den
Dreh raus. Üb einfach noch ein bißchen, yeah? Glücklich?«
    Jedermann bejahte.
    »O.k., dann macht mal Pause«, sagte er. »Um die
Ecke ist ’ne Sandwichbar.« Er und der Fotograf verdrückten sich eilig aufs Klo.
Garderobe und Tracy, die dem ganzen Schauspiel verdrossen zugesehen hatten,
gingen zusammen weg, genau wie der Rest der schönen Menschen.
    Ich setzte mich auf einen Karton und schaute auf
die Uhr. Martin hatte gesagt, ich könne mir so viel Zeit nehmen, wie ich wolle,
aber ich mochte dem Büro nicht allzulang fernbleiben, speziell nach den
Beschwerden über mich.
    Nat kam zurück in den Raum; er sah schon weit
besser gelaunt aus.
    »Auf welchem Sender wird das laufen?« fragte
ich. »Selbst im Nachtprogramm kann ich mir das auf BBC einfach nicht
vorstellen, nicht mal bei Carlton.«
    »Hey, Kleines, das ist sozusagen, also
gewissermaßen mehr eine internationale...«
    »Satellitenfernsehen?« unterbrach ich ihn.
    »Na ja, vielleicht. Im Moment reden wir mehr
über internationale Videoauswertung...«
    »Video?« Allmählich begann ich, den Braten zu
riechen.
    »Na ja, es könnte natürlich jederzeit fürs
Kabelfernsehen angekauft werden. Aber zunächst mal...«
    »Nun lassen Sie mal das Gelaber, Nat. Wenn Sie
>international< sagen, was genau meinen Sie damit?« fragte ich.
    »Die ersten Bestellungen kommen aus Japan,
Schätzchen, aber normalerweise kriegen wir auch die meisten Flughafenhotels.
Internationale, ’türlich.«
    »Also deswegen ist es Ihnen schnurz, was ich
sage? Das wird alles nachsynchionisiert?« Endlich war mir der Groschen
gefallen.
    »Tja, um es mal so zu sagen...«
    »Um es mal so zu sagen, sage ich überhaupt
nichts. Genaugenommen bin ich, um es mal so zu sagen, nichts als eine dußlige
Blondine, die eine Sexshow ansagt... Hab’ ich recht?« Ich kochte

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