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Es muss nicht immer Mord sein

Es muss nicht immer Mord sein

Titel: Es muss nicht immer Mord sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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jemand
mitbekam.
    »Natürlich glaube ich dir, daß du das glaubst«,
sagte Martin gerade, »aber das heißt nicht notwendigerweise, daß es auch wahr
ist...«
    »Ach, zum Teufel«, sagte ich. »Warum bist du
immer so gottverdammt phantasielos? Ehrlich Martin, wenn ich nicht so pleite wäre,
würde ich auf der Stelle kündigen. Es ist schon schlimm genug, neben
Porschefahrenden Yuppies zu sitzen, die sich vermutlich mehr als mein
Wochengehalt in die Nase ziehen, ohne daß man auch noch für einen langweiligen
Boß arbeitet, dem es hervorragend gelingt, noch vor seinem dreißigsten
Geburtstag wie ein verknöcherter Grufti zu wirken.«
    »Sorry, Soph«, sagte Martin und winkte mit
seiner American-Express-Karte nach der Kellnerin.
     
    An diesem Nachmittag rief ich Mars an. Ich
setzte keine großen Hoffnungen darauf, daß er mir Arbeit besorgen konnte, aber
er würde mich garantiert ausführen und mir erzählen, wie talentiert ich sei,
und mein Selbstvertrauen konnte ein paar Streicheleinheiten vertragen.
    »Sophie, Sophie«, rief er aus und betonte meinen
Namen dabei auf der zweiten Silbe, was ich hasse. »Ich wollte dich gerade
anrufen.«
    »Tatsächlich, Mars?« sagte ich skeptisch.
    »Bei meiner Seele.«
    »Ich wußte gar nicht, daß du eine hast«, sagte
ich.
    »Na, na«, sagte er. »Wo wohnst du denn in
Edinburgh? Wir müssen uns unbedingt treffen.«
    Ich hatte mir Edinburgh gänzlich aus dem Kopf
geschlagen. Meine Stimmung sank.
    »Ich fahr’ nicht hin«, sagte ich
niedergeschlagen. »Kann ich mir nicht leisten.«
    »Wir müssen was gegen deine abscheuliche
Finanzlage unternehmen. Bist du dir sicher, daß nicht noch mal über Nats
Angebot nachdenken willst?«
    »Angebot?« echote ich und versuchte, nicht allzu
neugierig zu klingen. Irgend etwas mußte am Abend meiner
Roberta-Flack-Imitation gesagt worden sein. Ich mußte es verdrängt haben,
zusammen mit all den anderen Details des Abends, an die sich mein
Unterbewußtsein lieber nicht erinnern mochte.
    »Diese Sache mit der Gameshow. Ich weiß, das ist
nicht gerade das, wonach du suchst, aber es könnte Spaß machen. Und er zahlt
gut. Ein paar von meinen Klienten haben für ihn gearbeitet, und weißt du, sie
sagen, es ist praktisch geschenktes Geld.«
    »Wieviel?« sagte ich.
    »Fünfhundert auf einmal. Für einen Tag Arbeit.
Hör zu, schau morgen bei diesem Studio vorbei und laß Probeaufnahmen von dir
machen.« Er sagte, er werde Nat anrufen und einen Vorstellungstermin in der
Mittagszeit vereinbaren. Er gab mir eine Adresse im East End.
    »Und laß uns nach Edinburgh mal Zusammenkommen.
Ein paar Ideen durchkauen. Wowie, wowie«, sagte er und legte auf.
     
    Die Aussicht, noch einen Monat lang am Essen
sparen zu müssen, war bedrückend. An diesem Abend schaute ich in meinen
Kühlschrank und sah, daß all das Salatgemüse das Haltbarkeitsdatum schon vor
einer Weile überschritten hatte. Es roch ziemlich unangenehm. Ich schloß die
Kühlschranktür. Fünfhundert Pfund würden in meinem Leben momentan eine Menge
Unterschied machen. Ich blickte aus dem Fenster, hinüber zu dem
Delikatessenladen auf der anderen Straßenseite, und versuchte mich zu
überzeugen, daß ich keines ihrer frischgebackenen Ciabatta-Brötchen zum
Abendessen wollte. Im Eingang stand die alte Frau und starrte zu mir hoch.

Kapitel Achtzehn
     
      Von außen
sah Nats Filmproduktion aus wie
ein heruntergekommenes Lagerhaus. Ich drückte auf die Klingel, neben der eine
Haftnotiz klebte, auf der >Nat. Ent.< stand. Niemand antwortete, also
klingelte ich noch einmal und drückte diesmal fester.
    »Zoe!« Nat öffnete die Tür. »Entrez! Komm
rein! Wie geht ’s dir?« Er wartete nicht ab, bis ich seine Begrüßung
erwiderte. »Ich hab’ gehört, Zoe heißt >Leben<. Hab’ ich recht?«
    »Ja, haben Sie«, sagte ich. »Aber mein Name ist
Sophie, was >Weisheit< bedeutet. Tut mir leid, daß ich so pedantisch
bin.«
    »Jeder nach seiner Fasson...« erwiderte er
lächelnd. Sein Gesicht wirkte verändert. Er hatte sich einen Hängeschnurrbart
stehen lassen, der ihn schmieriger aussehen ließ denn je.
    Ich hätte mich in diesem Moment schlicht
umdrehen und gehen sollen.
    Statt dessen trat ich über die Schwelle. Der
Boden war aus Stein und hätte mal gründlich gekehrt werden müssen. Überall
lagen Reste von Verpackungsmaterial herum, und der Korridor, der in den
Hauptteil des Gebäudes führte, war auf beiden Stellen mit Kartons vollgestellt,
was ihn so schmal machte, daß wir hintereinander gehen

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