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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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etwa an den Folgen von Georgies Tod? An der Tatsache, dass seine Eltern ihn seitdem zu ignorieren schienen, weil sie in ihrem Schmerz über den Verlust des jüngeren Sohnes völlig vergaßen, dass Bill noch am Leben war und ihre Hilfe brauchte? Oder lag es an diesen Dingen, verbunden mit den anderen Morden? Oder an jenen Stimmen, die jetzt manchmal in seinem Kopf zu sprechen schienen, die ihm etwas zuflüsterten (und es waren mit Sicherheit nicht Varianten seiner eigenen Stimme, denn diese Stimmen stotterten nicht; sie waren leise, aber eindringlich), ihm den Rat gaben, etwas zu tun oder zu unterlassen? Lag es an diesen Dingen, dass Derry ihm irgendwie verändert vorkam? Irgendwie bedrohlich, mit unerforschten Straßen, die nicht einladend wirkten, sondern eine Unheil verkündende Stille auszustrahlen schienen? Dass manche Gesichter ihm jetzt verschlossen und verängstigt vorkamen?
    Er wusste es nicht, aber er glaubte – ebenso wie er glaubte, dass alle Morde auf ein und dasselbe Konto gingen -, dass Derry sich tatsächlich verändert, und dass diese Veränderung mit dem Tod seines Bruders begonnen hatte. Die Schreckensvisionen in seinem Kopf hatten ihren Ursprung in seiner tief verborgenen Überzeugung, dass in Derry jetzt alles Mögliche passieren konnte. Alles.
    Als er jedoch um die letzte Kurve bog, sah alles entspannt aus. Ben Hanscom war noch bei Eddie, der inzwischen mit gesenktem Kopf dasaß, die Hände auf dem Schoß; sein Atem ging immer noch stoßweise und pfeifend. Die Sonne stand jetzt so tief, dass sie lange grüne Schatten über den Bach warf.
    »Mann, das war wirklich schnell!«, sagte Ben und stand auf. »Ich habe frühestens in einer halben Stunde mit dir gerechnet.«
    »Ich hab ein sch-schnelles R-R-Rad«, sagte Bill mit einigem Stolz. Einen Augenblick lang musterten sie einander vorsichtig. Dann lächelte Ben schüchtern, und Bill erwiderte sein Lächeln. Der Junge war fett, aber ansonsten schien er in Ordnung zu sein. Und er war nicht abgehauen. Das musste ganz schön viel Mut erfordert haben, nachdem es ja schließlich durchaus möglich war, dass Henry und seine Freunde sich immer noch in dieser Gegend herumtrieben.
    Bill zwinkerte Eddie zu, der mit pfeifendem Atem dankbar zu ihm aufsah. »H-H-Hier, E-E-E-Eddie.« Er warf ihm das Asthma-Spray zu und Eddie schob das Ding in seinen Mund, drückte auf den Pumpmechanismus und keuchte krampfhaft. Dann lehnte er sich mit geschlossenen Augen zurück. Ben betrachtete ihn besorgt.
    »Es geht ihm echt schlecht, was?«
    Bill nickte.
    »Mannomann, ich hatte’ne Zeit lang furchtbaren Bammel«, sagte Ben leise. »Ich hab überlegt, was ich tun soll, wenn er Krämpfe bekommt oder so was. Ich konnte mich überhaupt nicht mehr erinnern, was wir beim Rot-Kreuz – Kurs im April gelernt haben. Das Einzige, was mir einfiel, war, ihm einen Stock zwischen die Zähne zu klemmen, damit er sich nicht die Zunge abbeißt.«
    »Ich g-g-glaube, das m-m-m-macht man bei E-he-he-hepileptikern.«
    »Oh, stimmt, da könntest du recht haben.«
    »Aber er w-w-wird k-k-keine Krämpfe bekommen«, sagte er. »Diese M-M-Medizin w-wird ihm h-h-helfen. Schau!«
    Eddie hatte die Augen geöffnet und schaute zu ihnen hoch. Der pfeifende Atem hatte sich inzwischen beruhigt.
    »Danke«, sagte er zu Bill. »Das war ein schlimmer Anfall.«
    »Ich glaube, der Anfall kam, als sie dir deine Nase poliert haben, was?«, meinte Ben teilnahmsvoll.
    Eddie lachte kläglich, stand auf und schob das Asthma-Spray in seine Gesäßtasche. »An meine Nase hab ich gar nicht mehr gedacht. Eher an meine Mutter.«
    »Ja? Echt?« Ben klang überrascht, dennoch fing er an, mit der Hand an den Fetzen seines Sweatshirts zu zupfen.
    »Wenn sie das Blut auf meinem Hemd sieht, wird es keine fünf Sekunden dauern, dann sitze ich in der Notaufnahme vom Krankenhaus.«
    »Warum denn?«, fragte Ben. »Es hat doch aufgehört zu bluten. Ich erinnere mich an einen Jungen, mit dem ich zusammen im Kindergarten war. Scooter Morgan hieß er, und er holte sich eine blutige Nase, als er vom Klettergerüst fiel. Er musste wirklich in die Notaufnahme gebracht werden, aber nur, weil es nicht aufhörte zu bluten.«
    »Ja?«, fragte Bill interessiert. »Ist er g-g-g-gestorben?«
    »Nein«, antwortete Ben. »Aber er hat eine Woche gefehlt.«
    »Meine Mutter wird mich trotzdem hinschleppen«, sagte Eddie mürrisch. »Sie wird glauben, meine Nase sei gebrochen oder dass Knochenstücke in mein Gehirn gekommen sind oder so.«
    »K-K-Kann

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