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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Wange – obwohl dieser Schwachkopf in den Motorradstiefeln sich nicht klar darüber war, erzählte er jetzt von einem vorsätzlichen Mord.
    »Und ich hab widersprochen und gesagt, dass ich nach Hause muss, und Webby hat gespottet: Hast du Angst, in die Nähe der Schwulenkneipe zu kommen? – Und ich hab gesagt: Verdammt, nein! Und Steve ist immer noch high oder so was Ähnliches gewesen, und er hat gesagt: Los, machen wir mal Hackfleisch aus dem Schwulen! Machen wir mal Hackfleisch aus dem Schwulen! Machen wir mal …«

11
     
    Fatalerweise war es genau der richtige Zeitpunkt. Adrian Mellon und Don Hagarty kamen gerade aus dem Falcon heraus, wo sie zwei Bier getrunken hatten, gingen am Busbahnhof vorbei und hielten dann Händchen. Es war eine ganz instinktive Geste, über die keiner von beiden besonders nachdachte. Es war 22.20 Uhr. An der Ecke bogen sie nach links ab.
    Die Kussbrücke lag einen halben Kilometer stromaufwärts; sie wollten den Kanal auf der weit weniger malerischen Main Street Bridge überqueren. Der Kenduskeag war sommerlich seicht; etwas mehr als ein Meter Wasser plätscherte träge um die Betonpfeiler herum.
    Sie waren gerade an der Brücke angelangt, als das Auto, ein Duster, sie einholte – Steve Dubay hatte die beiden Männer aus der Bar kommen sehen und die anderen vergnügt auf sie aufmerksam gemacht.
    »Halt an! Schneid ihnen den Weg ab!«, schrie Webby Garton. Er hatte im Schein einer Straßenlaterne soeben gesehen, dass die beiden Männer Händchen hielten, und das brachte ihn in Rage … aber noch viel mehr brachte ihn der Hut in Rage. Die große Papierblume wippte eifrig hin und her. »Anhalten, verdammt noch mal!«
    Und Steve hielt an.
    Chris Unwin bestritt später seine aktive Teilnahme an dem nun Folgenden, aber Don Hagarty erzählte etwas ganz anderes. Er sagte, Garton sei aus dem Wagen gesprungen, noch bevor dieser völlig zum Stehen gekommen war, und die beiden anderen seien ihm rasch gefolgt. Dann ein kurzer Wortwechsel. Jetzt versuchte Adrian nicht mehr, so zu tun, als würde er flirten oder kokettieren; er begriff, dass sie sich in einer äußerst gefährlichen Situation befanden.
    »Gib mir den Hut!«, sagte Garton. »Gib ihn her, Schwuchtel!«
    »Werdet ihr uns in Ruhe lassen, wenn ich ihn dir gebe?«, fragte Adrian mit hoher, ängstlicher Stimme, den Tränen nahe, und blickte erschrocken von Unwin zu Dubay und zu Garton.
    »Gib mir das Scheißding!«
    Adrian gab ihm den Zylinder. Garton zog ein Klappmesser aus der linken Vordertasche seiner Jeans und zerschnitt den Hut in zwei Teile. Er rieb die Stücke an seinem Hosenboden. Dann warf er sie aufs Pflaster und trampelte auf ihnen herum.
    Don Hagarty wich ein Stück zurück, während ihre Aufmerksamkeit auf Adrian und den Hut konzentriert war – er hielt Ausschau nach einem Polizisten, wie er später sagte.
    »Lasst ihr uns jetzt in R…«, begann Adrian Mellon, und in diesem Moment schlug Garton ihm ins Gesicht, und er wurde gegen das taillenhohe Brückengeländer geschleudert. Er schrie auf und griff mit den Händen nach seinem Mund. Blut sickerte zwischen seinen Fingern hindurch.
    »Ade!«, schrie Hagarty und rannte auf seinen Freund zu. Dubay stellte ihm ein Bein. Garton trat ihn in den Magen, und er fiel auf die Straße. Ein Auto fuhr vorbei. Hagarty kam auf die Knie und rief um Hilfe, aber das Auto fuhr einfach weiter. Der Fahrer, so erzählte er Gardener und Reeves, sah sich nicht einmal um.
    »Halt die Klappe, Schwulenschwein!«, schrie Dubay und kickte ihn seitlich ins Gesicht. Hagarty fiel halb ohnmächtig in den Rinnstein.
    Wenige Augenblicke später hörte er eine Stimme, die ihm riet zu verschwinden, bevor es ihm ebenso ergehen würde wie seinem Freund. Unwin bestätigte später in seiner Aussage, diese Warnung von sich gegeben zu haben.
    Hagarty hörte dumpfe Schläge, und er hörte seinen Geliebten schreien. Adrian habe sich, so erzählte er später der Polizei, angehört wie ein Kaninchen in der Schlinge. Hagarty kroch auf die Kreuzung und auf die hellen Lichter des Busbahnhofs zu, und in einiger Entfernung warf er einen Blick zurück.
    Adrian Mellon, der etwa einsfünfundsechzig groß war und in tropfnassem Zustand auf knapp über sechzig Kilo kam, wurde in einer Art Dreiecksspiel wie eine Strohpuppe von Garton über Dubay zu Unwin gestoßen. Sie pufften ihn, schlugen ihn, zerrten an seinen Kleidern. Garton trat ihn in die Hoden. Adrians Haare hingen ihm wirr ins Gesicht. Blut floss aus seinem Mund auf sein

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