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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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rückwärts auf das Auto zu.
    Chris Unwin blickte übers Geländer nach unten. Zuerst sah er Hagarty, der die unkrautüberwucherte, mit Abfällen übersäte Uferböschung hinabschlitterte. Dann sah er den Clown. Der Clown zog Adrian auf der anderen Flussseite mit einem Arm aus dem Wasser; in der anderen hatte er seine Luftballons. Adrian war völlig durchnässt, würgte und stöhnte. Der Clown wandte den Kopf und grinste zu Chris hoch. Chris sagte, er hätte seine funkelnden Silberaugen und die gebleckten Zähne gesehen – riesengroße Zähne, sagte er.
    »Wie der Löwe im Zirkus, Mann«, sagte er. »Ich meine, so groß waren die Zähne.«
    Dann sah er, wie der Clown einen von Adrians Armen über den Kopf zurückbog.
    »Und was dann, Chris?«, fragte Boutillier. Dieser Teil der Geschichte langweilte ihn. Märchen hatten ihn schon seit seinem achten Lebensjahr gelangweilt.
    »Ich weiß nicht so recht«, murmelte Chris. »In diesem Augenblick hat Steve mich gepackt und ins Auto gezerrt. Aber … aber ich glaube, der Clown hat in Mellons Achselhöhle gebissen.« Er sah sie wieder an, diesmal sehr unsicher. »Ich glaube, so war’s. Er hat in seine Achselhöhle gebissen.
    So als wollte er ihn auffressen, Mann. So als wollte er sein Herz fressen.«

15
     
    Nein, sagte Hagarty, als man ihn zu Chris Unwins Version der Geschichte verhörte. Nein, der Clown habe Ade nicht ans andere Ufer gezerrt, zumindest nicht, soweit er gesehen habe – und sie könnten Gift darauf nehmen, dass er zu diesem Zeitpunkt kein unbeteiligter objektiver Beobachter gewesen sei; zu diesem Zeitpunkt sei er völlig außer sich gewesen, habe fast den Verstand verloren.
    Seiner Aussage nach stand der Clown in der Nähe des anderen Ufers und hielt Adrians tropfenden Körper in seinen Armen. Ades rechter Arm ragte steif hinter dem Kopf des Clowns hervor, und das Gesicht des Clowns war wirklich in Ades rechter Achselhöhle, aber er biss nicht zu; er lächelte. Hagarty konnte ihn unter Ades Arm hervorschauen und lächeln sehen. Die Arme des Clowns schlossen sich fester um Ade, und Hagarty hörte, wie Rippen brachen.
    Ade schrie auf.
    »Flieg mit uns, Don!«, rief der Clown mit seinem grinsenden roten Mund und deutete mit einer weiß behandschuhten Hand unter die Brücke.
    Luftballons schwebten an der Unterseite der Brücke – nicht etwa ein Dutzend oder zwölf Dutzend, sondern Tausende roter und blauer und grüner und gelber Ballons. Und auf jedem stand: ICH ❤ DERRY!

16
     
    »Na ja, das hört sich wirklich nach ein bisschen zu viel Luftballons an«, sagte Reeves und zwinkerte Harold Gardener wieder zu.
    »Ich weiß, wie sich das anhört«, wiederholte Hagarty mit bedrückter Stimme.
    »Sie haben diese Ballons also gesehen «, sagte Gardener.
    Don Hagarty hielt sich langsam die Hände vors Gesicht. »Ich habe sie genauso deutlich gesehen wie jetzt meine Finger. Tausende von Ballons. Man konnte nicht einmal mehr die Unterseite der Brücke sehen, weil es einfach zu viele waren. Sie haben sich ein wenig auf und ab bewegt. Und da war dieses Geräusch. Ein komisches leises Quietschen. Es kam daher, weil ihre Seiten aneinanderrieben. Und Schnüre. Ein ganzer Wald weißer Schnüre hing herab. Sie sahen aus wie weiße Spinnweben. Der Clown hat Ade dorthin geschleppt. Ich hab sein Kostüm zwischen diesen Schnüren gesehen. Ade hat schreckliche würgende, erstickte Laute von sich gegeben. Ich bin hinter ihm hergerannt … und dann hat der Clown den Kopf umgedreht und zurückgeblickt. Ich habe seine Augen gesehen und plötzlich begriffen, wer es war.«
    »Wer war es denn, Don?«, fragte Harold Gardener freundlich.
    »Es war Derry«, sagte Don Hagarty. »Es war diese Stadt.«
    »Und was haben Sie dann gemacht?« Das war Reeves.
    »Ich bin weggerannt, Sie Vollidiot«, sagte Hagarty und brach in Tränen aus.

17
     
    Harold Gardener behielt seine Gedanken und Zweifel für sich – bis zum 13. November, dem Tag vor Beginn der Gerichtsverhandlung gegen John Garton und Steven Dubay wegen Mordes, begangen an Adrian Mellon. Dann ging er zu Tom Boutillier. Er wollte sich über den Clown unterhalten. Boutillier hatte dazu nicht die geringste Lust, aber als er sah, dass Gardener imstande war, etwas Dummes zu tun, wenn man ihm nicht ein paar Anweisungen gab, redete er lieber doch mit ihm.
    »Es gab überhaupt keinen Clown, Harold. Die einzigen Clowns, die an jenem Abend unterwegs waren, waren diese drei Burschen. Das weißt du doch genauso gut wie ich, Harold.«
    »Wir

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