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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Eddie von Boogers Taliendo wissen wollen. Er selbst war fast abgeschreckt gewesen.
    Muss wohl, hatte Boogers gesagt und wenig überzeugt dreingesehen.
    »Jetzt hör gut zu, Eds, weil vielleicht später Fragen aufkommen«, sagte Richie. »Manche Frauen haben diese Krankheit. Manche Männer auch, aber es sind hauptsächlich Frauen. Ein Mann kann sich nur bei’ner Frau anstecken …«
    »O-O-Oder von-n-nem anderen Ma-Ma-MaMann, wenn sie scha-scha-schawul sind«, fügte Bill hinzu.
    »Richtig. Wichtig ist, man bekommt Syph, wenn man mit jemandem vögelt, der sie schon hat.«
    »Was passiert dann?«, fragte Eddie.
    »Man verfault«, sagte Richie nur.
    Eddie sah ihn entsetzt an.
    »Schlimm, ich weiß, aber es stimmt«, sagte Richie. »Deine Nase ist als Erstes weg. Manchen Leuten mit der Syph fällt die Nase einfach ab. Und dann der Schwanz.«
    »Bi-Bi-Bitte«, sagte Bill. »Ich ha-ha-hab grad ge-ge-gegessen.«
    »He, Mann, das ist Wissenschaft«, sagte Richie.
    »Und was ist der Unterschied zwischen Lepra und Syph?«, wollte Eddie wissen.
    »Lepra kriegt man nicht vom Ficken«, antwortete Richie prompt und stimmte auf der Stelle eine Lachsalve an, die sowohl Bill als auch Eddie vor Rätsel stellte.

7
     
    Von jenem Tag an hatte das Haus in der Neibolt Street 29 Eddies Fantasie immer mehr beschäftigt. Wenn er den verwilderten Garten und die eingesunkene Veranda und die mit Brettern vernagelten Fenster betrachtete, geriet er in den Bann einer krankhaften Faszination. Und vor knapp sechs Wochen hatte er sein Fahrrad am Straßenrand abgestellt (der Gehweg endete vier Häuser weiter vorn) und war durch das Gras zur Veranda gegangen.
    Sein Herz hatte laut in der Brust geklopft, und sein Mund war wieder ganz trocken gewesen – als er Bills Geschichte von dem schrecklichen Foto gehört hatte, hatte er gedacht, dass er bei seinem Erlebnis ganz ähnliche Gefühle gehabt hatte wie Bill, als dieser ins Zimmer seines toten Bruders George gegangen war. Auch er hatte das Gefühl gehabt, nicht aus freiem Willen zu handeln, sondern unter Zwang.
    Auch jetzt schienen es nicht seine Füße gewesen zu sein, die sich bewegten, sondern das stille Haus, das immer näher auf ihn zukam.
    Vom Bahnhof her hörte man schwach das Rattern einer Diesellok und das metallische Zusammenprallen von Puffern. Dort wurden wohl Waggons auf Nebengleise rangiert, andere wiederum angekoppelt. Man stellte einen Zug zusammen.
    Er griff nach seinem Asthma-Spray, aber seltsamerweise bekam er keinen Asthmaanfall wie an dem Tag, als er vor dem Landstreicher mit der zerfressenen Nase geflohen war. Er hatte nur das Gefühl, auf der Stelle zu stehen und das Haus zu beobachten, wie es scheinbar wie auf Schienen stetig näher kam.
    Er schaute unter die Veranda. Es waren keine Landstreicher da – was nicht überraschte, denn es war Frühling, und sie sprangen hauptsächlich im Herbst in Derry aus den Zügen, wenn sie wussten, dass sie auf den abgelegenen Farmen Tagesjobs bekommen konnten; von Ende September bis Anfang November gab es dort immer etwas zu tun: Äpfel oder Kartoffeln ernten, Zäune reparieren und Dächer von Schuppen oder Scheunen ausbessern, bevor der Winter kam.
    Aber es gab jede Menge Indizien dafür, dass Landstreicher hier gewesen waren. Leere Bierdosen, leere Bierflaschen, leere Flaschen mit hochprozentigem Fusel. Eine schmutzige, alte Wolldecke lag an der Ziegelmauer des Hausfundaments wie ein toter Hund. Da lag auch zerknülltes Zeitungspapier und ein alter Schuh; es stank nach Abfällen. Der ganze Boden war mit einer dicken Schicht welker Blätter bedeckt.
    Eddie wollte nicht unter die Veranda kriechen, tat es aber doch. Sein Herz pochte jetzt so laut, dass ihm der Kopf dröhnte und weiße Lichtfunken vor seinen Augen flimmerten.
    Unter der Veranda war der Gestank noch schlimmer – nach Fusel, Schweiß, Schimmel und Laub. Die welken Blätter raschelten nicht einmal unter seinen Händen und Knien. Sie seufzten nur im Einklang mit den alten Zeitungen.
    Ich bin ein Landstreicher, stellte Eddie sich vor. Ich bin ein Landstreicher und fahre als blinder Passagier kreuz und quer durchs Land. Hab kein Geld, hab kein Heim. Aber ich hab eine Flasche und einen Dollar und einen Platz zum Schlafen. Diese Woche werde ich Äpfel pflücken und nächste Woche Kartoffeln auflesen, und wenn der Frost einsetzt, wenn der Frost die Erde verschließt wie Geld in einer Stahlkammer, dann springe ich auf einen Zug, setze mich in die Ecke eines Waggons, der nach

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