Es: Roman
Zigaretten.
Eines Tages war einer dieser Landstreicher unter der Veranda des Hauses in der Neibolt Street 29 hervorgekrochen und hatte Eddie das Angebot gemacht, ihm für einen Vierteldollar einen zu blasen. Eddie war erschrocken zurückgewichen, mit eiskalter Haut und trockenem Mund. Ein Nasenloch des Landstreichers war vom Aussatz zerfressen gewesen. Man konnte direkt in den roten, schorfigen Kanal sehen.
»Ich habe keinen Vierteldollar«, hatte Eddie gesagt und sich rückwärts auf sein Rad zubewegt.
»Ich mach’s auch für zehn Cent«, krächzte der Landstreicher und kam auf Eddie zu. Er trug alte grüne Hosen mit gelben, getrockneten Kotzflecken im Schritt. Er machte den Reißverschluss seines Hosenstalls auf und griff hinein, während er zu grinsen versuchte. Aber das Schlimmste war diese rote, zerfressene Nase.
»Ich … ich hab keine zehn Cent«, stammelte Eddie und dachte plötzlich: O mein Gott, er hat Lepra! Wenn er mich berührt, steckt er mich an! Er drehte sich um und rannte auf sein Fahrrad zu, und er hörte, dass der Landstreicher schlurfend hinter ihm herlief, er hörte, wie seine alten Schnürschuhe über den verwilderten Rasen des leer stehenden Holzhauses patschten.
»Komm zurück, Junge!«, krächzte er. »Ich blas dir einen umsonst. Komm zurück!«
Eddie sprang auf sein Rad. Er keuchte und spürte, wie sich seine Brust zu einem Nadelöhr verengte. Trotzdem trat er in die Pedale und fuhr los, aber plötzlich schwankte das Fahrrad, weil der Landstreicher versucht hatte, es am Gepäckträger festzuhalten. Eddie warf einen Blick über die Schulter und sah, dass der Mann ihn verfolgte und nur wenige Schritte vom Hinterrad entfernt war (!!!ER HOLTE IMMER MEHR AUF!!!). Er bleckte seine schwarzen Zahnstummel, und sein Gesichtsausdruck konnte sowohl Verzweiflung als auch Wut bedeuten.
Trotz seines Asthmaanfalls radelte Eddie immer schneller; er rechnete damit, dass eine der schorfigen Hände des Landstreichers ihn jeden Moment am Arm packen, vom Rad zerren und in den Straßengraben werfen würde, wo ihm dann Gott weiß was passieren würde. Er wagte erst, sich umzuschauen, als er schon an der Christlichen Schule vorbei über die Kreuzung der Route 2 gesaust war. Der Landstreicher war verschwunden.
Eddie behielt dieses schreckliche Erlebnis fast eine Woche für sich und vertraute es dann Richie Tozier und Bill Denbrough an, als sie eines Tages über der Garage Comics lasen.
»Er hatte kein Lepra, du Dummkopf«, sagte Richie. »Der Kerl hatte die Syph.«
Eddie schaute fragend zu Bill hinüber, um festzustellen, ob Richie ihn aufzog – er hatte noch nie von einer Krankheit namens Süff gehört; es klang, als hätte Richie es eben erfunden.
»Gibt es so was wie die Süff, Bill?«
Bill nickte ernst. »Allerdings h-heißt sie S-S-Syph, n-nicht S-Süff. Das ist die A-Abkürzung für Sy-Sy-Syphilis.«
»Und was ist das?«
»Eine Krankheit, die du vom Ficken kriegst«, erklärte Richie. »Du weißt doch übers Ficken Bescheid, Eds, oder?«
»Na klar«, sagte Eddie und hoffte nur, dass er dabei nicht errötete. Er wusste, wenn man älter wurde, kam irgendein Zeug aus dem Penis heraus, wenn er steif war. Vincent »Boogers« Taliendo hatte ihm den Rest eines Nachmittags in der Schule erklärt. Wenn man fickte, musste man laut Boogers den Schwanz am Bauch eines Mädchens reiben, bis er hart wurde (der Schwanz, nicht der Bauch des Mädchens). Dann rieb man noch ein bisschen länger, bis man anfing »das Gefühl« zu bekommen. Als Eddie gefragt hatte, was das bedeutete, hatte Boogers nur geheimnisvoll den Kopf geschüttelt. Boogers hatte gesagt, dass man es nicht beschreiben konnte, aber auf jeden Fall wusste, wenn man es bekam. Er sagte, man konnte üben, indem man in der Badewanne lag und sich den Schwanz mit Seife rubbelte (Eddie hatte es versucht, aber das einzige Gefühl, das er bekommen hatte, war nach einer Weile der Drang zu urinieren gewesen). Wie auch immer, fuhr Boogers fort, wenn man »das Gefühl« bekam, kam ein Zeug aus dem Penis heraus. Die meisten Kinder nannten es »Saft«, sagte Boogers, aber sein älterer Bruder hatte ihm erklärt, dass der wissenschaftlich korrekte Ausdruck dafür »Wichse« war. Und wenn man »das Gefühl« bekam, musste man seinen Schwanz packen und echt schnell zielen, damit man die Wichse direkt in den Bauchnabel des Mädchens spritzen konnte, sobald er herauskam. Er floss dann in ihren Bauch hinein und machte dort ein Baby.
Und Mädchen gefällt das?, hatte
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