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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Zuckerrüben riecht, decke mich mich altem Heu zu, wenn ich etwas finde, trinke etwas, esse etwas, und früher oder später gelange ich nach Portland oder Beantown, und wenn ich nicht von einem der Bahnhofsbullen geschnappt werde, springe ich auf einen anderen Zug und fahre in den Süden, nach Alabama, und dort pflücke ich Zitronen, Limonen oder Orangen. Wenn ich aber wegen Landstreicherei aufgegriffen werde, baue ich Straßen, auf denen Touristen fahren können. Ist gar nicht so schlimm, hab ich schon gemacht. Ich bin nur ein einsamer alter Vagabund, hab kein Geld, hab kein Heim, aber etwas habe ich doch. Ich habe eine Krankheit, die mich auffrisst; meine Haut bricht auf, meine Zähne fallen aus, und weißt du was? Ich kann spüren, wie ich verfaule, so wie ein alter Apfel, der langsam weich wird. Ich kann spüren, wie es passiert, wie die Krankheit mich von innen auffrisst. Sie frisst und frisst und frisst.
    Er packte die alte Wolldecke vorsichtig mit Daumen und Zeigefinger, schnitt eine Grimasse, weil sie vor Dreck starrte und stank, und zog sie ein Stück zur Seite. Dahinter kam eines der kleinen Kellerfenster zum Vorschein; eine Scheibe war zerbrochen, die andere so schmutzig, dass sie undurchsichtig war. Eddie beugte sich vor; die Faszination war jetzt so stark, dass er sich fast wie hypnotisiert vorkam. Er kroch näher an jene Dunkelheit heran, die nach Alter und Moder und Trockenfäule roch, kroch immer näher an das schwarze Rechteck heran, und er wäre mit Sicherheit von dem Aussätzigen gefangen worden, wenn nicht sein Asthma ihn plötzlich überfallen und ihm die Brust mit einem schmerzlosen, aber beängstigenden Druck zusammengepresst hätte, wodurch sein Atem den vertrauten pfeifenden Ton bekam.
    Er lehnte sich etwas zurück, und in diesem Moment tauchte das Gesicht im Kellerfenster auf. Eddie war so überrascht, so perplex (aber hatte er nicht insgeheim damit gerechnet?), dass er nicht einmal schreien konnte, selbst wenn er genug Atemluft dafür gehabt hätte. Seine Augen traten fast aus den Höhlen hervor. Sein Unterkiefer klappte herunter. Es war nicht der Landstreicher mit der zerfressenen Nase, aber es gab Ähnlichkeiten. Schreckliche Ähnlichkeiten. Und doch … das hier konnte kein menschliches Wesen sein. Nichts konnte so zerfressen sein und trotzdem noch leben.
    Die Haut auf der Stirn hing in Fetzen herab. Weißer Knochen, überzogen mit einer dünnen schleimigen Masse, schimmerte hervor. Die Nase war eine Brücke aus rohem Knorpel über zwei flammend roten Kanälen. Ein Auge war von funkelndem, heiterem Blau. Das andere war nur noch eine Masse von schwammigem braunschwarzem Gewebe. Die Unterlippe hing herab wie ein Stück Leber. Die Oberlippe fehlte völlig; die Zähne standen vor.
    Eine Hand des Aussätzigen schoss durch die zerbrochene Scheibe. Die andere zerschmetterte die schmutzige Scheibe und schoss ebenfalls vor. Seine tastenden Hände waren mit schwärenden, eiternden Wunden bedeckt, auf denen Käfer krochen.
    Wimmernd und keuchend kroch Eddie rückwärts. Er bekam fast keine Luft. Sein Herz dröhnte in der Brust wie ein Motor. Diese Kreatur schien die zerlumpten Überreste eines silbrigen Kostüms zu tragen. In ihrem struppigen braunen Haar kroch etwas.
    »Wie wär’s mit Blasen, Eddie?«, krächzte die Erscheinung und grinste mit ihrem halben Mund. Und dann trällerte sie: »Bobby tut’s für nur zehn Cent, jederzeit gern bereit, länger kostet’s fünfzehn Cent.« Die Kreatur zwinkerte ihm zu. »Das bin ich, Eddie – Bob Gray. Und nachdem wir uns jetzt kennen …« Eine Hand des Aussätzigen berührte Eddies rechte Schulter. Er schrie leise auf.
    »Alles in Ordnung«, sagte der Aussätzige, und Eddie sah mit albtraumhaftem Entsetzen, dass er sich daranmachte, aus dem Kellerfenster zu klettern. Der Knochenschild hinter seiner abblätternden Stirnhaut stieß gegen den dünnen Holzrahmen zwischen den beiden Scheiben. Seine Hände krallten sich in der blätterbedeckten Erde unter der Veranda fest. Die silberbekleideten Schultern seines Anzugs – Kostüm, oder was immer es auch war – schoben sich durchs Fenster. Das eine funkelnde blaue Auge starrte Eddie an.
    »Ich komme, Eddie, alles in Ordnung«, krächzte er. »Es wird dir hier unten bei uns gut gefallen. Einige deiner Freunde sind schon hier unten.«
    Er streckte wieder die Hand aus, und mit einem winzigen Rest seines von panischer Angst beherrschten Verstandes begriff Eddie plötzlich, dass er selbst anfangen würde zu

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