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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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total von ihnen beherrschen lassen, Mann«, sagte Richie leise. »Weißt du das nicht?«
    »Eigentlich schon«, seufzte Ben. Er hatte sich bisher nie Gedanken darüber gemacht … aber Beverlys Anwesenheit gab für ihn den Ausschlag. Wäre sie nicht dabei gewesen, hätte er höchstwahrscheinlich versucht, Richie zu überreden, ein andermal ins Kino zu gehen. Wäre Richie dann hart geblieben, hätte Ben vermutlich den Schwanz eingekniffen und wäre nach Hause gegangen. Aber Bev war hier. Und der Gedanke, auf dem Balkon im Dunkeln in ihrer Nähe zu sein (selbst wenn Richie zwischen ihnen sitzen würde, was sehr wahrscheinlich war), übte auf ihn eine ungeheure Anziehungskraft aus.
    »Wir gehen rein, sobald die Vorstellung anfängt«, sagte Richie. Er grinste und boxte Ben auf den Arm. »Drauf geschissen, Haystack, willst du ewig leben?«
    Bens Augenbrauen zogen sich zusammen, und dann brach er in Gelächter aus. Richie stimmte mit ein, und als Beverly sie so lachen sah, konnte sie es sich auch nicht mehr verkneifen.
    Richie ging zur Kasse. Wulstlippe Cole musterte ihn mürrisch.
    »Guten Tag, Holdeste«, sagte Richie mit seiner Baron-Butthole-Stimme. »Ich hätte da mal ein außerordentlich dringendes Bedrüfnis nach drei entzückenden Kärtchen für unser gutes altes neumodisches Daumenkino.«
    »Lass den Unsinn und sag mir, was du willst!«, schnauzte Wulstlippe so barsch durch die runde Öffnung im Glas und zog so drohend ihre nachgezogenen Brauen in die Stirn, dass Richie hastig einen zerknitterten Dollarschein durch den Schlitz schob und murmelte: »Dreimal bitte.«
    Drei Karten fielen in den Schlitz. Richie nahm sie an sich. Mrs. Cole schob ihm grob eine Vierteldollarmünze zu. »Keinen Unsinn machen, nicht mit Popcorntüten werfen, nicht schreien und kreischen, nicht im Vorraum oder in den Gängen rumrennen«, kommandierte sie.
    »Nein, Ma’am«, sagte Richie und zog sich zu Ben und Bev zurück. »Es wärmt mir immer wieder das Herz, eine alte Kuh zu sehen, die so eine ausgeprägte Schwäche für Kinder hat«, erklärte er ihnen.
    Sie standen draußen herum und warteten auf den Beginn der Vorstellung. Wulstlippe starrte sie hinter ihrer Glasbarrikade hervor misstrauisch an. Richie gab für Bev die Geschichte vom Dammbau in den Barrens zum Besten und trompetete Mr. Nells Partien mit seiner Stimme-des-irischen-Bullen. Erst kicherte Bev nur, aber dann lachte sie schallend, und sogar Ben grinste, obwohl seine Blicke weiterhin zwischen der Glastür des Aladdin und Beverlys Gesicht hin und her schweiften.

10
     
    Der Balkon war okay. Gleich zu Beginn von Frankensteins Tod entdeckte Richie – wie er vorhergesagt hatte – Henry Bowers und seine Scheißfreunde in der zweiten Reihe Parterre. Es waren fünf oder sechs Typen, Fünft-, Sechst- und Siebtklässler; alle hatten ihre Motorradstiefel auf die Lehnen vor ihnen gelegt. Foxy ging hin und befahl ihnen, die Füße runterzunehmen. Sie gehorchten. Foxy entfernte sich. Die Stiefel wurden wieder auf die Lehnen gelegt. Fünf oder zehn Minuten später tauchte Foxy wieder bei ihnen auf, und das Spielchen wiederholte sich. Foxy hatte nicht genug Mumm, um sie hinauszuwerfen, und das wussten sie.
    Die Filme waren wirklich gut. Der Frankenstein-Streifen war ziemlich eklig. Trotzdem war der Teenage-Werwolf irgendwie furchterregender … vielleicht, weil er auch ein bisschen traurig war. Er war eigentlich nicht schuld an dem, was passierte. Der Hypnotiseur hatte ihn zu dem gemacht, was er war, dennoch konnte er das nur schaffen, da der Junge, der zum Werwolf wurde, voller Wut und Hass war. Richie fragte sich, ob es viele Menschen auf der Welt gab, die solche Gefühle derart versteckten. Henry Bowers zum Beispiel war eine einzige Ansammlung schlechter Gefühle, aber er machte sich keine Mühe, sie zu verstecken.
    Beverly saß zwischen den beiden Jungen, aß Popcorn aus ihren Tüten, schrie, hielt sich die Augen zu, lachte manchmal. Als der Werwolf das Mädchen schnappte, das nach der Schule in der Sporthalle trainierte, presste sie ihr Gesicht gegen Bens Arm, und Richie hörte Bens überraschtes Keuchen sogar durch das Kreischen der zweihundert Kinder hindurch.
    Zuletzt wurde der Werwolf getötet. Ein Bulle sagte zum anderen, dies würde den Leuten hoffentlich eine Lehre sein, nicht mit Dingen herumzuspielen, die man am besten Gott überlassen solle. Der Vorhang schloss sich, und die Lichter im Saal gingen an. Die Zuschauer applaudierten. Richie war hundertprozentig zufrieden,

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