Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Hintern.
    Belch packte Beverly am Pferdeschwanz und schleuderte sie gegen die Ziegelmauer des Kinos. Bev riss sich los und rannte die Gasse hinunter, während sie sich den Arm rieb. Richie folgte ihr und schnappte sich unterwegs einen Mülltonnendeckel. Belch Muggins holte zu einem Fausthieb aus. Richie hielt blitzschnell den Metalldeckel wie einen Schild hoch. Belchs Faust landete mit einem lauten Bong! und voller Wucht darauf. Richie spürte den Aufprall bis in die Schulter hinein. Belch schrie auf, hüpfte jammernd hin und her und hielt sich die anschwellende Hand.
    »Dort droben ist das Zelt meines Vaters«, flüsterte Richie beeindruckt und in durchaus passabler Parodie auf Tony Curtis als Dschingis-Khan-Sohn mit Bronx-Akzent. Dann rannte er hinter Ben und Beverly her.
    Richie rannte hinter Ben und Beverly her.
    Einer der Jungen am Anfang der Gasse hatte Bev abgefangen. Ben kämpfte mit ihm. Der andere Junge schlug auf seinen Rücken ein. Richie holte mit dem Bein weit aus und trat den Jungen in den Hintern, dass er vor Schmerz aufheulte. Richie packte mit einer Hand Beverly, mit der anderen Ben am Arm.
    »Rennt!«, schrie er.
    Der Junge, mit dem Ben gekämpft hatte, ließ Bev los und landete einen Haken auf Richies Ohr. Ein heftiger Schmerz durchzuckte ihn, dann wurde das Ohr taub und sehr warm. In seinem Kopf hörte er einen Pfeifton, der wie das Geräusch beim Hörtest in der Schule klang.
    Sie rannten die Center Street entlang. Leute drehten sich nach ihnen um. Bens Bauch hüpfte auf und ab. Beverlys Pferdeschwanz wippte. Richie hielt mit dem linken Daumen seine Brille fest. Sein Kopf dröhnte immer noch, und er spürte, wie sein Ohr anschwoll, aber er fühlte sich großartig. Er begann zu lachen. Beverly stimmte ein, und kurz darauf lachte auch Ben.
    Sie bogen in die Court Street ab und ließen sich auf eine Bank vor der Polizeistation fallen. Das schien ihnen im Augenblick der sicherste Ort zu sein. Beverly schlang ihre Arme um Bens und Richies Nacken und drückte beide fest an sich.
    »Das war Spitze!«, sagte sie mit funkelnden Augen. »Habt ihr diese Kerle gesehen? Habt ihr sie gesehen?«
    »Ich hab sie gesehen«, keuchte Ben. »Und ich möchte sie nie wieder sehen.«
    Sie brachen erneut in ein fast hysterisches Gelächter aus. Richie rechnete immer noch damit, dass sie jeden Augenblick um die Ecke biegen und die Verfolgung wieder aufnehmen würden, Polizeistation hin oder her. Trotzdem konnte er nicht aufhören zu lachen. Beverly hatte recht. Es war einfach Spitze gewesen.
    »Der Klub der Verlierer hat’nen Kracher abgelassen!«, rief er überschwänglich. »Wacka-wacka-wacka!«
    Ein Polizist streckte seinen Kopf aus einem offenen Fenster im ersten Stock und brüllte: »Macht, dass ihr hier wegkommt, Kinder! Ihr habt hier nichts verloren! Schert euch weg!«
    Richie öffnete den Mund zu einer geistreichen Antwort – eventuell sogar in seiner brandneuen Stimme-des-irischen-Bullen -, aber Ben trat ihm ans Schienbein. »Halt die Klappe, Richie!«, sagte er und konnte gleich darauf kaum glauben, dass er wirklich so was gesagt hatte.
    »Ganz recht, Richie«, stimmte Bev zu und schenkte Ben einen beifälligen Blick. »Piep-piep.«
    »Okay«, sagte Richie. »Und was machen wir jetzt? Sollen wir Henry Bowers suchen und ihn fragen, ob er den Streit bei einer Runde Monopoly beilegen möchte?«
    »Beiß dir auf die Zunge«, sagte Bev.
    »Hä? Was soll das heißen?«
    »Ach, nichts«, meinte Bev. »Manche Jungs sind so blauäugig .«
    Schüchtern, mit hochrotem Kopf, wagte Ben die Frage: »Hat er dir sehr weh getan, als er dich an den Haaren gezerrt hat, Beverly?«
    Sie lächelte ihm zu und war plötzlich von etwas überzeugt, was sie bisher nur vermutet hatte – dass es Ben Hanscom gewesen war, der ihr die Postkarte mit dem wunderschönen kleinen Haiku geschickt hatte. »Nein, es war nicht schlimm«, antwortete sie.
    »Gehen wir in die Barrens«, schlug Richie vor.
    Und das taten sie wirklich – sie flüchteten in die Barrens. Richie dachte später, dass das der Auftakt für jenen Sommer gewesen war. Die Barrens wurden ihr Ort. Wie Ben bis zum Tag seines ersten Kampfes mit Henry Bowers, so war auch Beverly noch nie dort unten gewesen. Sie gingen hintereinander den Pfad hinab, Bev in der Mitte. Ihr Rock wippte anmutig, und sobald Ben sie ansah, wurde er von Gefühlen überwältigt, die so heftig wie Magenkrämpfe waren. Sie trug wieder ihr Fußkettchen. Es glitzerte und funkelte in der Nachmittagssonne.
    Sie

Weitere Kostenlose Bücher