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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ein Haar eine vorbeischlurfende alte Dame getroffen hätte, die den Kindern einen missbilligenden Blick zuwarf). Zuletzt landete das Jo-Jo säuberlich aufgerollt wieder in ihrer Handfläche. Bev gab es Richie zurück und setzte sich wieder. Richie starrte sie mit offenem Mund in ungespielter Bewunderung an. Sie warf ihm einen Blick zu und kicherte.
    »Mach den Mund zu, es zieht!«
    Richie klappte laut vernehmlich seinen Mund zu.
    »Außerdem war der letzte Trick pures Glück. Ich hab ihn gerade zum ersten Mal geschafft, ohne dass sich die Schnur dabei verheddert.«
    Kinder gingen vorbei, die ebenfalls auf dem Weg ins Aladdin waren. Peter Gordon näherte sich mit Marcia Fadden. Es hieß, die beiden gingen miteinander, aber Richie war der Ansicht, es läge nur daran, dass sie am West Broadway und einander direkt gegenüber wohnten und beide solche Arschlöcher waren, dass sie sich gegenseitig unterstützen und schützen mussten. Obwohl er erst zwölf war, hatte Gordon schon jede Menge Pickel im Gesicht. Er trieb sich manchmal mit Bowers, Criss und Huggins herum, aber allein war er nicht allzu mutig.
    Er sah zu Richie und Bev, die nebeneinander auf der Bank saßen, und sang: »Richie und Beverly, lieben sich wie noch nie, Liebe, Hochzeit, nicht verzagen …«
    »… und Richie bringt den Kinderwagen«, rief Marcia und lachte wiehernd.
    »Setz dich da drauf, Herzblatt«, sagte Bev und zeigte ihnen den Mittelfinger. Marcia sah angewidert weg, als könnte sie nicht glauben, dass jemand so ordinär sein konnte. Gordon legte ihr einen Arm um die Taille und rief Richie über die Schulter zu: »Vielleicht sehen wir uns später, Brillenschlange!«
    »Vielleicht siehst du auch die Strapse deiner Mutter«, erwiderte Richie schlagfertig, wenn auch nicht besonders geistreich. Beverly musste so lachen, dass sie sich einen Augenblick an Richies Schulter lehnte, und Richie stellte fest, dass es alles andere als unangenehm war, ihre Berührung zu spüren. Dann rückte sie wieder ein Stückchen zur Seite.
    »Was für Arschlöcher!«, sagte sie.
    »Ja, ich nehm an, dass Marcia Fadden Rosenwasser pisst«, sagte Richie, und Beverly kicherte wieder.
    »Chanel Nummer fünf«, sagte sie, und hielt sich die Hand vor den Mund.
    »Genau«, stimmte Richie zu, obwohl er keine Ahnung hatte, was Chanel Nummer fünf war. »Bev?«
    »Hmmm?«
    »Kannst du mir zeigen, wie man das Jo-Jo zum Schlafen bringt?«
    »Ich glaub schon. Ich hab noch nie versucht, es jemandem beizubringen.«
    »Wie hast du’s denn gelernt? Wer hat’s dir gezeigt?«
    Sie warf ihm einen erstaunten Blick zu. »Niemand hat’s mir gezeigt. Ich hab’s mir selbst beigebracht. So wie das Taktstock-Wirbeln, und das kann ich wirklich sehr gut …«
    »Einbildung ist auch’ne Bildung«, sagte Richie und verdrehte die Augen.
    »Ich kann’s aber nun mal wirklich gut«, erwiderte sie. »Und ich hatte keinen Unterricht darin oder so.«
    »Du kannst Taktstock-Wirbeln?«
    »Klar.«
    »Dann wirst du wohl in der Junior High Cheerleader sein?«
    Sie lächelte, und Richie hatte noch nie im Leben ein solches Lächeln gesehen. Es war weise, traurig und zynisch zugleich, und er zuckte angesichts dieser unbewussten Stärke unwillkürlich zusammen wie beim Anblick des Fotos in Georgies Album, das sich plötzlich bewegt hatte.
    »Das ist was für Mädchen wie Sally Mueller, Greta Bowie und Marcia Fadden«, sagte sie. »Für Mädchen, die Rosenwasser pissen. Ihre Väter spenden’ne Menge Geld für die Sport-Ausrüstungen und Uniformen, und dadurch haben sie’s leicht, Cheerleader zu werden. Ich werd nie eine sein.«
    »Mein Gott, Bev, das ist keine Einstellung …«
    »Es ist aber so. Na ja, aber wer möchte auch schon Purzelbäume schlagen und einer Million Leuten seine Unterwäsche zeigen? So, Richie, und nun pass mal auf.«
    In den nächsten zehn Minuten versuchte sie Richie beizubringen, wie er sein Jo-Jo zum Schlafen bringen konnte, und zuletzt hatte er den Dreh fast raus, obwohl es nur bis zur halben Höhe hochschnellte, wenn er es wieder aufweckte.
    »Du ziehst die Finger nicht schnell genug wieder hoch, das ist alles«, sagte sie.
    Richie schaute auf die Uhr am Merrill Trust auf der anderen Straßenseite, sprang auf und stopfte sich schnell das Jo-Jo in die Hosentasche. »Du lieber Himmel, ich muss mich beeilen, Bev. Ich treff mich mit dem guten alten Haystack. Er wird glauben, ich hätte meine Meinung geändert oder so was Ähnliches.«
    »Wer ist Haystack?«
    »Oh. Ben Hanscom. Ich nenne

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