Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
reingegangen.«
    »Er hat mir erzählt, er hätte kein Geld. Und die Tochter von Frankenstein dort drüben würde ihn ohne Karte nie reinlassen.« Richie deutete mit dem Daumen auf Mrs. Cole, die etwa seit der Zeit, als die Filme noch ohne Ton ins Kino kamen, im Aladdin die Karten abriss. Ihr rot gefärbtes Haar war so dünn, dass ihre Kopfhaut hindurchschimmerte. Sie hatte wulstige Lippen, die sie pflaumenfarben schminkte. Dicke Rougebalken bedeckten ihre Wangen, und ihre Augenbrauen bestanden nur noch aus dicken, schwarz nachgezogenen Strichen. Mrs. Cole war eine perfekte Demokratin – sie hasste alle Kinder mit der gleichen Intensität.
    »Mann, ich will nicht ohne ihn reingehen, aber die Vorstellung beginnt gleich«, sagte Richie. »Wo zum Henker bleibt er denn nur?«
    »Du kannst ihm eine Karte kaufen und sie an der Kasse für ihn hinterlegen«, schlug Bev vor. »Wenn er dann kommt …«
    Aber in diesem Augenblick bog Ben um die Ecke Center und Macklin Street. Er schnaufte, und sein Bauch schwabbelte unter seinem Sweater. Er sah Richie und winkte ihm zu. Dann entdeckte er Bev. Seine Augen wurden riesengroß. Seine Hand erstarrte mitten in der Bewegung, dann ließ er sie langsam sinken und kam schließlich ein wenig zaudernd auf sie zu.
    »Hallo, Richie.« Er zögerte und schaute dann ganz kurz zu Bev hinüber, so als hätte er Angst, eine Verbrennung durch Hitzestrahlung oder so was Ähnliches zu bekommen, wenn er seine Blicke zu lange auf ihr ruhen ließ. »Hi, Bev.«
    »Hallo, Ben«, sagte sie, und ein seltsames Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus – kein unangenehmes Schweigen, dachte Richie, sondern ein irgendwie bedeutungsvolles. Er verspürte einen Anflug von Eifersucht, denn irgendwas ging zwischen den beiden vor, und was es auch war, er war davon ausgeschlossen.
    »Tag, Haystack«, sagte er dann. »Ich glaubte schon, du hättest mich versetzt. Bei diesen Filmen wirst du dir mindestens zehn Pfund abschwitzen. Du wirst graue Haare bekommen, und wenn die Filme vorbei sind, wirst du den Platzanweiser bitten müssen, dich beim Rausgehen zu stützen, so sehr werden deine Knie zittern.«
    Richie wollte zur Kasse gehen, aber Ben griff nach seinem Arm. Ben setzte zum Sprechen an, warf Bev einen Seitenblick zu (sie lächelte ihn an) und machte dann einen neuen Anlauf. »Ich war schon hier, bin dann aber um die Ecke gegangen, weil diese Kerle anmarschiert kamen.«
    »Welche Kerle?«, fragte Richie, aber insgeheim kannte er die Antwort bereits.
    »Henry Bowers, Victor Criss, Belch Huggins und noch ein paar andere.«
    Richie pfiff durch die Zähne. »Dann müssen sie schon im Saal sein, an der Süßwarentheke hab ich sie jedenfalls nicht gesehen.«
    »Denke ich auch.«
    »Wenn ich an ihrer Stelle wäre, würde ich zu Hause bleiben und einfach in den Spiegel schauen«, sagte Richie. »Horrorfilme ganz gratis.«
    Bev lachte, aber Ben lächelte nur ein wenig. Letzte Woche hatte Henry Bowers ihm vielleicht nur wehtun wollen, aber es war darauf hinausgelaufen, dass er ihn schließlich umbringen wollte. Dessen war er sich ganz sicher.
    »Na ja, wir gehn einfach auf den Balkon«, meinte Richie. »Sie werden bestimmt in der zweiten oder dritten Reihe sitzen und ihre Füße hochlegen.«
    »Bist du dir sicher?«, fragte Ben. Er war sich nicht ganz sicher, ob Richie verstanden hatte, was für eine Gefahr von diesen Kerlen ausging … ganz besonders von Henry.
    Richie, der vor circa drei Monaten einer ordentlichen Tracht Prügel durch Henry und seine unterbelichteten Freunde nur knapp entgangen war (er hatte es geschafft, sie ausgerechnet in der Spielzeugabteilung von »Freese’s« abzuhängen), konnte Henry und seine fröhliche Truppe besser einschätzen, als Ben es dachte.
    »Wenn ich mir nicht hundertprozentig sicher wäre, würde ich nicht reingehen«, sagte er. »Ich möchte diese Filme echt gern sehen, Haystack, aber ich würde nicht für sie sterben oder so.«
    »Und wenn sie doch Ärger machen sollten, sagen wir einfach Foxy Bescheid, und der schmeißt sie dann raus«, sagte Bev. Foxy war Mr. Foxworth, der magere, blasse, verdrießlich aussehende Leiter des Aladdin. Er verkaufte jetzt gerade Süßigkeiten und Popcorn und leierte dabei unaufhörlich »Nicht drängeln! Nicht vordrängen!« In seinem fadenscheinigen Smoking und dem vergilbten Hemd sah er aus wie ein Leichenbestatter, der gerade unter Auftragsmangel leidet.
    Ben schaute zweifelnd von Bev zu Foxy und dann zu Richie.
    »Du darfst dein Leben nicht

Weitere Kostenlose Bücher