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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ihn Haystack. Nach dem Wrestler Haystack Calhoun.«
    Bev runzelte die Stirn. »Das ist nicht nett. Ich mag Ben.«
    »Oh, bitte, peitschen Sie mich nicht aus, Herrin«, kreischte Richie mit seiner Negerkind-Stimme, rollte wild die Augen und wedelte abwehrend mit den Händen. »Bitte nicht peitschen tun. Ich schwör, ich tu’s nie nich wieder, Herrin, ich …«
    »Richie«, sagte Bev leise.
    Richie hörte sofort auf.
    »Ich mag ihn auch«, sagte er. »Wir haben vor ein paar Tagen alle zusammen draußen in den Barrens einen Damm gebaut und …«
    »Ihr geht in die Barrens?«, fragte Bev bestürzt. »Ben geht dorthin?«
    »Na klar«, sagte Richie. »Wir alle gehen hin. Es ist irgendwie cool da unten.« Er schaute wieder auf die Uhr. »Ich muss jetzt wirklich gehen. Ben wird bestimmt schon warten.«
    »Okay.«
    Er schwieg einen Moment, dann sagte er: »He, komm doch mit, wenn du nichts Besseres vorhast!«
    »Ich hab dir doch schon gesagt, dass ich kein Geld habe.«
    »Ich zahl für dich. Ich hab ein paar Dollar.«
    Sie warf die Überreste ihrer Eistüte in den Abfallkorb neben der Bank. Dann sah sie mit ihren schönen klaren blaugrauen Augen leicht amüsiert zu ihm auf. »Du lieber Himmel, werde ich zu einem Rendezvous eingeladen?«, fragte sie und tat so, als richte sie ihr Haar.
    Einen Augenblick lang war Richie sehr verlegen – was ihm nur sehr selten passierte. Er spürte, wie ihm Röte in die Wangen stieg. Er hatte sein Angebot gemacht, ohne sich etwas dabei zu denken, genau wie bei Ben … aber hatte er Ben nicht gesagt, er würde ihm das Geld leihen? Ja. Und Beverly wollte er einladen.
    Richie war plötzlich etwas sonderbar zumute. Er sah nach unten, um ihrem amüsierten Blick auszuweichen, und bemerkte, dass ihr Rock ein wenig hochgerutscht war, als sie sich nach vorn gelehnt hatte, um das Eis wegzuwerfen, sodass er jetzt ihre Knie sehen konnte. Er blickte wieder nach oben, aber das half auch nicht, denn jetzt sah er genau auf ihre knospenden Brüste. Richie tat genau das, was er immer tat, wenn er verlegen war: Er flüchtete sich in Albernheiten.
    »Ja, ein Rendezvous!«, rief er, fiel vor ihr auf die Knie und faltete flehend die Hände. »Bitte, komm mit! Komm mit! Ich bring mich um, wenn du Nein sagst!«
    »Oh, Richie, du bist so ein Superarschloch!«, sagte sie kichernd … aber waren nicht auch ihre Wangen ein bisschen gerötet? Wenn ja, so sah sie dadurch nur noch reizender aus. »Steh auf, bevor du verhaftet wirst.«
    Er stand auf und ließ sich wieder neben ihr auf die Bank fallen. Er spürte sein inneres Gleichgewicht zurückkehren. Ein bisschen Herumalbern half immer, wenn man unsicher wurde, glaubte er. »Und? Kommst du mit?«
    »Klar«, sagte sie. »Herzlichen Dank. Na so was – mein erstes Rendezvous! Das muss ich heute Abend unbedingt in mein Tagebuch schreiben.« Sie presste überschwänglich die Hände auf ihre Brust, klimperte mit den Wimpern und lachte schließlich.
    »Ich wollte, du würdest aufhören, es so zu nennen«, sagte Richie.
    Sie seufzte. »Du hast keine sehr romantische Seele, Richie.«
    »Stimmt haargenau.«
    Aber er war in sehr vergnügter Stimmung. Die ganze Welt kam ihm mit einem Male wunderschön vor. Von Zeit zu Zeit warf er ihr scheue Seitenblicke zu. Sie betrachtete die Schaufensterauslagen – die Kleider und Nachthemden bei »Cornell-Hopley’s«, die Handtücher und Töpfe beim »Discount Barn«, und er betrachtete währenddessen ihre Haare und die Linie ihres Kinns. Er musterte ihre Arme, die von der Schulter abwärts nackt waren, und er sah, wie sich die Ränder ihres Slips unter dem Rock abzeichneten. All das entzückte ihn. Er wusste selbst nicht, warum, aber die Ereignisse in George Denbroughs Zimmer waren ihm plötzlich unendlich fern. Es war höchste Zeit zu gehen, sich mit Ben zu treffen, aber er blieb noch einen Moment hier neben ihr sitzen, während sie von Weitem die Schaufenster studierte, denn es tat gut, sie anzusehen und in ihrer Nähe zu sein.

9
     
    Kinder bezahlten an der Kasse des Aladdins ihren Vierteldollar und gingen in den Vorraum. Mit einem Blick durch die Glastür stellte Richie fest, dass an der Süßwarentheke ein Riesengedränge herrschte. Die alte Popcornmaschine arbeitete auf Hochtouren, spuckte Unmengen geplatzter Maiskörner aus, während der fettige Deckel des Kessels unaufhörlich auf und ab wogte. Ben war nirgends zu sehen. Er fragte Beverly, ob sie ihn gesehen hätte, doch sie schüttelte nur den Kopf.
    »Vielleicht ist er schon

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