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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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überquerten den Bach, jenen Arm des Kenduskeag, wo die Jungen ihren Damm gebaut hatten (der Fluss teilte sich etwa siebzig Meter weiter stromaufwärts und floss dann nach ungefähr zweihundert Metern in Richtung Stadt wieder zusammen), auf Steinen, die im Bachbett herumlagen, entdeckten einen neuen Pfad und gelangten schließlich zum östlichen Arm des Kenduskeag, der um einiges breiter war als der andere Arm und jetzt im Licht der Nachmittagssonne funkelte. Zu seiner Linken sah Ben zwei jener Betonzylinder mit den durchlöcherten Deckeln. Etwas unterhalb endeten große Betonrohre. Dünne Ströme von Schmutzwasser ergossen sich aus diesen Rohren in den Kenduskeag. Oben in der Stadt scheißt jemand, und hier kommt das Zeug raus, dachte Ben, der sich noch genau an Mr. Nells Erklärungen zum Kanalisationssystem von Derry erinnerte. Er verspürte einen hilflosen Zorn. Früher hatte es in diesem Fluss bestimmt Fische gegeben. Jetzt dürften die Chancen, hier eine Forelle zu fangen, gleich null sein. Viel wahrscheinlicher war es, dass man einen Fetzen gebrauchtes Klopapier herausfischen würde.
    »Hier ist es wunderschön«, seufzte Bev.
    »Ja, es ist wirklich nicht schlecht«, stimmte Richie ihr zu.
    »Die Kriebelmücken sind verschwunden, und die Brise hält die Moskitos fern.« Er sah sie hoffnungsvoll an. »Hast du Zigaretten?«
    »Nein«, antwortete sie. »Ich hatte ein paar, aber ich hab sie gestern geraucht.«
    »Jammerschade«, meinte Richie.
    Ein lautes Pfeifen ertönte, und sie sahen einen langen Güterzug, der am anderen Ende der Barrens auf den Bahnhof zuratterte. Wenn das ein Personenzug wäre, hätten die Fahrgäste wirklich eine fantastische Aussicht, dachte Richie. Zuerst die armseligen Häuser von Old Cape, dann die Bambussümpfe auf der anderen Seite des Kenduskeag und schließlich, ziemlich am Ende der Barrens, die schwelende Kiesgrube, die der Stadt als Müllhalde diente.
    Einen Augenblick lang fiel ihm Eddies Geschichte von dem Aussätzigen unter dem leer stehenden Haus in der Neibolt Street ein. Er verdrängte diesen Gedanken rasch und wandte sich an Ben.
    »Was hat dir am besten gefallen, Haystack?«
    »Was?« Ben zuckte schuldbewusst zusammen. Während Bev gedankenverloren über den Fluss hinwegblickte, hatte er ihr Profil betrachtet … und den blauen Fleck auf ihrer Wange.
    »Die Filme, Dumbo. Welche Szene dir am besten gefallen hat?«
    »Als Dr. Frankenstein anfing, die Leichen an die Krokodile unter seinem Haus zu verfüttern«, erwiderte Ben. »Das fand ich am tollsten.«
    »Das war echt eklig«, stimmte Beverly schaudernd zu. »Ich hasse solches Zeug wie Krokodile und Piranhas und Haie.«
    »Ja? Was sind denn Piranhas?«, erkundigte sich Richie interessiert.
    »Kleine Fische«, erklärte Bev. »Sie haben winzige Zähne, die aber wahnsinnig scharf sind. Und wenn man in einen Fluss gerät, wo welche sind, fressen sie einen bis auf die Knochen auf.«
    »Wow!«
    »Ich hab mal einen Film gesehen, wo Eingeborene einen Fluss überqueren wollten, aber die Brücke war kaputt«, berichtete Bev. »Sie trieben dann eine Kuh an einer langen Schnur ins Wasser, und während die Piranhas damit beschäftigt waren, die Kuh zu fressen, überquerten sie den Fluss. Als sie sie dann rauszogen, war von ihr nur noch das Skelett übrig. Ich hab eine Woche lang Albträume gehabt.«
    »Ich wünschte, ich hätte ein paar von diesen Fischen«, sagte Richie fröhlich. »Ich würde sie Henry Bowers in die Badewanne legen.«
    Ben kicherte. »Ich glaube nicht, dass er jemals badet.«
    »Keine Ahnung, ob er badet oder nicht, aber wir sollten lieber auf der Hut vor diesen Burschen sein«, sagte Beverly und strich mit dem Finger über den blauen Fleck auf ihrer Wange. »Mein Dad hat mich vorgestern verprügelt, weil ich ein paar Teller zerbrochen habe. Einmal pro Woche ist genug.«
    Ein kurzes Schweigen trat ein, das aber nichts Betretenes oder Peinliches an sich hatte. Dann erzählte Richie, ihm habe am meisten die Szene gefallen, als der Werwolf den bösen Hypnotiseur erwischte. Sie unterhielten sich länger als eine Stunde über die Filme – und über andere Horrorfilme, die sie gesehen hatten, und über Alfred Hitchcock präsentiert im Fernsehen. Bev entdeckte am Ufer Gänseblümchen und pflückte eines. Sie hielt es zuerst unter Richies und dann unter Bens Kinn, um festzustellen, ob sie Butter mochten. Sie erklärte, das sei bei beiden der Fall. Als sie ihnen die Blume unters Kinn hielt, war jeder der beiden Jungen sich

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