Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
kommen im selben Jahr in die erste Liga, in dem du aufhörst zu stottern, du Stammler!«, sagte Richie liebenswürdig.
    »Richie!«, schrie Mrs. Tozier entsetzt und ließ fast ihr Glas fallen. Aber Richie und Bill lachten schallend, fast hysterisch. Sie schaute fassungslos von ihrem Sohn zu Bill und wieder zurück zu ihrem Sohn; sie war total perplex, aber da war auch noch etwas anderes – eine unbestimmte Angst, die in ihrem Herzen vibrierte wie eine Stimmgabel aus purem Eis.
    Ich verstehe keinen von den beiden, dachte sie. Wohin sie gehen, was sie treiben, was sie wollen … oder was aus ihnen einmal wird. Manchmal … Manchmal sind ihre Augen so wild, und manchmal habe ich solche Angst um sie, und manchmal habe ich direkt Angst vor ihnen …
    Nicht zum ersten Mal dachte sie, wie schön es doch wäre, wenn sie und ihr Mann auch noch eine Tochter hätten, ein hübsches blondes Mädchen, dem sie sonntags Röckchen und schwarze Lackschuhe anziehen und passende Schleifen ins Haar binden könnte. Ein hübsches kleines Mädchen, das nach der Schule Kuchen backen und sich Puppen wünschen würde anstatt Bücher über das Bauchreden und Modelle von schnellen Autos zu verschlingen.
    Ein kleines hübsches Mädchen könnte sie verstehen.

12
     
    »Hast du sie?«, fragte Richie eifrig.
    Sie schoben ihre Räder die Kansas Street hoch, die entlang der Barrens verlief. Es war zehn Uhr vormittags am nächsten Tag. Der Himmel war bewölkt und grau, und für den Nachmittag war Regen vorhergesagt worden. Richie war erst nach Mitternacht eingeschlafen, und Bill mit seinen Tränensäcken so groß wie Golftaschen unter jedem Auge sah aus, als hätte auch er eine sehr ruhelose Nacht hinter sich.
    »J-Ja«, sagte Bill und klopfte an die Tasche seines grünen Dufflecoats.
    »Zeig mal«, sagte Richie fasziniert.
    »N-Nicht hier«, sagte Bill und grinste. »Jemand k-k-könnte sie sehen. Aber sieh m-mal, w-w-was ich noch dabei-h-habe.« Er griff unter seinen Dufflecoat und zog seine Schleuder aus der Gesäßtasche der Jeans.
    »O Scheiße, Mann, jetzt sitzen wir in der Tinte!«, rief Richie lachend.
    Bill tat so, als wäre er beleidigt. »Es w-war doch d-deine Idee, T-Tozier.«
    Bill hatte die Aluminiumschleuder letztes Jahr zum Geburtstag bekommen. Das war Zacks Kompromiss gewesen zwischen der.22er, die Bill sich gewünscht hatte, und der strikten Weigerung seiner Mutter, einem Jungen in Bills Alter eine Schusswaffe in die Hand zu geben. In der Bedienungsanleitung hatte gestanden, dass eine Schleuder eine gute Jagdwaffe sein könne, wenn man sie zu handhaben verstehe. »In den richtigen Händen ist diese Schleuder eine ebenso wirksame und tödliche Waffe wie ein guter Bogen aus Eschenholz oder eine Feuerwaffe«, hieß es dort. Und dann wurde gewarnt, der Besitzer dürfe damit ebenso wenig auf Menschen zielen wie mit einer geladenen Pistole.
    Bill konnte noch nicht besonders gut mit der Schleuder umgehen (und glaubte insgeheim, dass er es nie richtig lernen würde), aber er hielt die Warnung für gerechtfertigt – die breite, dicke Schlinge ließ sich nur schwer spannen, und wenn man mit einer Kugel – zwanzig dieser Geschosse waren gleich mitgeliefert worden – eine Blechdose traf, schlug sie ein großes Loch hinein.
    »Kannst du inzwischen besser damit schießen, Big Bill?«
    »Ein b-b-bisschen«, sagte Bill. Das stimmte nur teilweise. Nachdem er die Anleitungen im Buch genau studiert und danach im Derry Park geübt hatte, bis er einen lahmen Arm bekam, traf er die ebenfalls mitgelieferte Zielscheibe von zehn Schüssen etwa dreimal, und einmal hatte er sogar ins Schwarze getroffen – fast.
    Richie spannte die Schleuder einmal, dann gab er sie Bill zurück. Er bezweifelte insgeheim, dass sie gegen Monster so viel wie Zack Denbroughs Pistole ausrichten konnte.
    »Na gut«, sagte er. »Du hast also deine Schleuder mitgebracht. Ausgezeichnet. Aber das ist noch gar nichts. Sieh mal, was ich dabeihabe, Denbrough.«
    Er zog aus seiner Jackentasche eine Tüte, auf der ein glatzköpfiger Mann mit aufgeblasenen Backen hatschi! machte. DR. WACKYS NIESPULVER stand darunter. LACHSALVEN GARANTIERT.
    Die beiden Jungen starrten einander lange an, dann brachen sie in schallendes Gelächter aus und klopften sich gegenseitig auf den Rücken.
    »W-W-Wir sind auf alles v-vorbereitet«, rief Bill schließlich kichernd und wischte sich mit einem Ärmel die Tränen aus den Augen.
    »Dein Gesicht und mein Arsch, Stotter-Bill«, sagte Richie.
    »I-I-Ich

Weitere Kostenlose Bücher