Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
ein paar roten Kidneybohnen. » Flambé am Tisch, das gefällt mir«, sagte er zu Ben. »Ich würde Scheiße auf Toast essen, wenn ich sie am Tisch flambiert bekäme.«
    »Ist es wahrscheinlich«, meinte Bill. Beverly musste so sehr lachen, dass sie einen Mundvoll Essen in die Serviette spucken musste.
    »Mein Gott, ich glaub, ich muss reihern«, sagte Richie, eine unheimliche Imitation von Don Pardo, und Beverly lachte noch mehr und lief ganz rot an.
    »Hör auf, Richie«, sagte sie. »Ich warne dich.«
    »Die Warnung wird zur Kenntnis genommen«, sagte Richie. »Lass es dir munden, Teuerste.«
    Rose persönlich brachte ihnen den Nachtisch – eine riesengroße Alaska-Torte, die sie am Kopfende, wo Mike saß, flambierte.
    »Wieder flambé am Tisch«, sagte Richie mit der Stimme eines Mannes, der gestorben und in den Himmel gekommen ist. »Ich glaube, das war das beste Essen, das ich in meinem Leben gegessen habe.«
    »Aber selbstverständlich«, sagte Rose bescheiden.
    »Wenn ich das ausblase, habe ich dann einen Wunsch frei?«, fragte er sie.
    »Im Jade of Orient werden alle Wünsche erfüllt, Sir.«
    Plötzlich verschwand Richies Lächeln. »Ich weiß die Freundlichkeit zu schätzen«, sagte er, »aber wissen Sie, das glaube ich eigentlich nicht.«
    Sie vertilgten die Alaska-Torte fast völlig. Als Bill sich zurücklehnte, weil sein Magen den Bund der Hose spannte, bemerkte er die Gläser auf dem Tisch. Es schienen Hunderte zu sein. Er grinste ein wenig und bedachte, dass er selbst zwei Martini vor dem Essen gekippt hatte, und Gott allein wusste, wie viele Flaschen Kirin-Bier ihnen gefolgt waren. Die anderen standen ihm nicht nach. In ihrem Zustand hätten wahrscheinlich Stücke panierter Bowlingkugeln geschmeckt. Und trotzdem fühlte er sich nicht betrunken.
    »Mein Gott«, sagte Ben hinterher, »so viel habe ich seit meiner frühen Jugend nicht mehr gegessen.« Alle sahen ihn an, und er errötete etwas. »Wirklich«, sagte er. »Das war die üppigste Mahlzeit, die ich seit meinem zweiten Jahr auf der Highschool gegessen habe.«
    »Hast du eine Diät gemacht?«, fragte Eddie.
    »Ja«, antwortete Ben, »die Ben-Hanscom-Freiheits-Diät.«
    »Was hat dich dazu veranlasst?«, erkundigte sich Richie.
    »Ihr wollt doch bestimmt nicht diese uralte Geschichte hören …« Ben rückte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her.
    »Ich kann natürlich nicht für die anderen sprechen«, sagte Bill, »aber ich würde sie gern hören. Nun komm schon, Ben. Erzähl’s uns! Wie kam es, dass aus Haystack Calhoun dieser Mann mit Modelmaßen wurde, den wir jetzt vor uns sehen?«
    Richie kicherte. »Haystack, stimmt ja! Ich hatte das ganz vergessen.«
    »Die Geschichte hat wirklich nichts Sensationelles an sich«, sagte Ben. »Nach jenem Sommer – nach 1958 – blieben wir noch zwei Jahre in Derry. Dann wurde meine Mutter arbeitslos, und wir zogen nach Nebraska, weil sie dort eine Schwester hatte, die angeboten hatte, uns aufzunehmen, bis meine Mutter wieder auf eigenen Füßen stehen würde. Es war keine schöne Zeit. Tante Jean war ein geiziges Miststück, die uns ständig vorhielt, wie glücklich wir sein müssten, dass meine Mutter eine Schwester hätte, die so nächstenliebend sei; wie dankbar wir sein müssten, nicht auf das Sozialamt angewiesen zu sein. Na ja, all so’n Gerede. Ich hasste sie abgrundtief, weil sie ständig über mein Übergewicht herzog. ›Ben, du solltest wirklich mehr Sport treiben. Ben, du wirst an Herzschlag sterben, bevor du vierzig bist, wenn du nicht abnimmst. Ben, wo so viel kleine Kinder auf der Welt verhungern, solltest du dich wirklich schämen. ‹« Er schwieg einen Moment und trank einen Schluck Wasser.
    »Das Perverse daran war, dass sie diese armen verhungernden Kinder auch dann heranzog, wenn ich meinen Teller nicht leer aß.«
    Richie lachte und nickte verständnisvoll.
    »Na ja, das Land erholte sich nur langsam von der Rezession, und es dauerte fast ein Jahr, bis meine Mutter wieder eine Dauerbeschäftigung fand. Als wir endlich bei Tante Jean in La Vista ausziehen konnten und in Omaha eine eigene Wohnung bezogen, hatte ich gegenüber der Zeit, als ihr mich kanntet, etwa neunzig Pfund zugenommen. Ich glaube, ich hatte so viel in mich hineingestopft, nur um meine Tante zu ärgern.«
    Eddie pfiff leise vor sich hin. »Dann musst du ja etwa …«
    »Ja, ich habe etwa zweihundertzehn Pfund gewogen«, sagte Ben ernst. »Na ja, ich ging auf die East Side Highschool in Omaha, und die

Weitere Kostenlose Bücher