Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
signieren. Bill tat es und stellte dabei fest, dass beide Bücher in tadellosem Zustand waren – als hätte Beverly sie nach der Landung in einem Flughafen-Buchladen gekauft.
    In ähnlicher Weise sagte Richie zu Ben, wie sehr er das BBC-Kommunikationszentrum in London bewundere … aber seine Augen hatten dabei einen etwas verwirrten Ausdruck, so als könnte er jenes Gebäude nicht ganz in Verbindung mit diesem Mann bringen … oder mit dem fetten, ernsthaften Jungen, der ihnen gezeigt hatte, wie man einen Teil der Barrens mit geklauten Brettern und einer rostigen Autotür überschwemmen konnte.
    Richie war Discjockey in Kalifornien. Er erzählte ihnen, er sei bekannt als »Mann der tausend Stimmen«, und Bill stöhnte. »O Gott, Richie, deine Stimmen waren immer so schrecklich. «
    »Mit Schmeicheleien erreichst du gar nichts, Mistah«, erwiderte Richie pathetisch.
    Als Beverly Richie fragte, ob er jetzt Kontaktlinsen trüge, sagte er leise: »Komm ein bisschen näher. Schau mir in die Augen, Kleines.« Er legte den Kopf ein wenig schief, und sie rief begeistert, dass sie den Rand der Kontaktlinsen sehen könne.
    »Ist in der Bücherei noch alles beim Alten?«, fragte Ben Mike Hanlon.
    Mike holte aus seiner Brieftasche eine Luftaufnahme der Bücherei. »Ein Bekannter hat’s von einem Sportflugzeug aus gemacht«, erklärte er, während das Foto von Hand zu Hand ging. »Ich hab versucht, den Stadtrat oder irgendeinen wohlbetuchten Privatmann dazu zu bringen, eine Spende zu machen, um es für die Kinderbücherei auf Wandgröße abziehen zu lassen. Bisher ohne Erfolg. Aber es ist ein gutes Foto, nicht wahr?«
    Alle stimmten ihm zu. Ben betrachtete das Foto am längsten. Schließlich deutete er auf den Glaskorridor zwischen den beiden Gebäuden. »Hast du so was schon mal woanders gesehen, Mike?«
    Mike lächelte. »Bei deinem Kommunikationszentrum«, sagte er, und wieder mussten alle sechs lachen.
    Die Getränke wurden serviert, und sie setzten sich.
    Plötzlich breitete sich wieder jenes verwirrende Schweigen aus. Sie sahen einander etwas verlegen an.
    »Nun«, fragte Beverly mit ihrer verführerischen, etwas heiseren Stimme. »Worauf trinken wir?«
    »Auf uns«, sagte Richie schlagartig. Er lächelte nicht. Er sah Bill an, und mit schier unerträglicher Intensität überfiel Bill plötzlich die Erinnerung daran, wie er und Richie in der Neibolt Street einander umarmt und zusammen geweint hatten, nachdem dieses Wesen – vielleicht ein Clown, vielleicht aber auch ein Werwolf – verschwunden war. Als er sein Glas hob, zitterte seine Hand so stark, dass er etwas von seinem Drink aufs Tischtuch verschüttete.
    Richie stand langsam auf, und die anderen folgten seinem Beispiel: zuerst Bill, dann Ben und Eddie, dann Beverly und zuletzt Mike. »Auf uns«, wiederholte Richie, und auch seine Hand zitterte etwas. »Auf den Klub der Verlierer von 1958.«
    »Auf die Verlierer«, sagte Beverly leicht amüsiert.
    »Auf die Verlierer«, sagte Eddie. Sein Gesicht war bleich und wirkte hinter den Gläsern der rahmenlosen Brille alt.
    »Auf die Verlierer«, wiederholte Ben. Ein schwaches, schmerzvolles Lächeln spielte um seine Mundwinkel.
    »Auf die Verlierer«, sagte Mike leise.
    »Auf die Verlierer«, wiederholte Bill als Letzter den Toast.
    Sie stießen miteinander an und tranken.
    Wieder trat Schweigen ein, und diesmal brach Richie es nicht. Diesmal schien die Stille notwendig zu sein.
    Sie setzten sich wieder, und Bill sagte: »Also los, Mike, spuck’s aus. Erzähl uns, was hier vorgeht, und was wir tun können.«
    »Zuerst wollen wir essen«, meinte Mike. »Danach werden wir dann über alles sprechen.«
    Also aßen sie … und sie aßen ausgiebig und gut. Wie dieser alte Witz über den zum Tode Verurteilten, dachte Bill, aber auch sein eigener Appetit war besser als seit ewigen Zeiten … seit Kindertagen, war er versucht zu denken. Das Essen war zwar nicht außergewöhnlich gut, aber auch alles andere als schlecht, und es war sehr reichlich. Sie reichten sich die Platten über den Tisch hinweg zu – Spareribs, Moogoo-gai-pan, geschmorte Hühnerflügel, Frühlingsrollen, in Speck gehüllte Wasserkastanien, Rindfleischstreifen auf dünnen Holzspießen.
    Sie begannen mit Vorspeisenplatten, und Richie machte eine kindische, aber amüsante Angelegenheit daraus, ein Stückchen von allem über dem brennenden Topf in der Mitte der Platte zu rösten, die er sich mit Beverly teilte – einschließlich einer halben Frühlingsrolle und

Weitere Kostenlose Bücher