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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Sportstunden waren … ziemlich schlimm. Die anderen Jungs nannten mich ›Titte‹ und lachten mich aus.
    Das ging etwa sieben Monate so, und dann eines Tages, als wir uns nach dem Sportunterricht umzogen, fingen zwei oder drei Jungen an, mir … mir auf den Bauch zu klatschen. ›Schinkenklopfen‹ nannten sie das. Bald beteiligten sich zwei, drei andere. Es wurden immer mehr, und schließlich jagten sie alle hinter mir her, hetzten mich durch den Umkleideraum und den Korridor und schlugen mich auf den Bauch, auf den Hintern, auf den Rücken, auf die Schenkel. Na ja, und ich bekam’s mit der Angst zu tun und fing an zu heulen. Und das fanden sie natürlich irrsinnig komisch. Sie lachten sich halb tot.
    Wisst ihr«, sagte er mit gesenktem Kopf und spielte mit seinem Besteck, »das war, soweit ich weiß, das letzte Mal, dass ich an Henry Bowers gedacht habe, bis Mike mich vor zwei Tagen anrief. Der Junge, der mit dem Schinkenklopfen angefangen hatte, war so ein kräftiger Bauernbursche mit großen Händen, und während sie mich jagten, dachte ich, Henry wäre zurückgekommen. Ich glaube … nein, ich weiß, dass ich darum so in Panik geriet.
    Sie jagten mich also den Korridor entlang, an den ganzen Umkleidespinden vorbei. Ich war nackt und krebsrot. Ich hatte jede Würde verloren … vermutlich überhaupt jedes Selbstwertgefühl. Ich schrie um Hilfe. Und sie rannten hinter mir her und brüllten: ›Schinkenklopfen, Fettkloß! Schinkenklopfen! Schinkenklopfen!‹ Da war eine Bank …«
    »Ben, du brauchst diese quälenden Erinnerungen nicht wieder wachzurufen«, fiel Beverly ihm plötzlich ins Wort. Ihr Gesicht war aschfahl. Sie spielte mit ihrem Wasserglas und warf es fast um.
    »Lass ihn zu Ende erzählen«, sagte Bill.
    Ben schaute ihn einen Moment lang an und nickte dann. »Da war eine Bank am Ende des Korridors, und ich stolperte über sie und schlug mir den Kopf an. Gleich darauf umringten sie mich wieder alle, und dann rief plötzlich eine Stimme: ›Okay. Jetzt reicht’s, Jungs. Geht euch umziehen.‹
    Es war der Sportlehrer, der da in seinem weißen T-Shirt und der blauen Trainingshose mit den weißen Seitenstreifen auf der Schwelle stand. Ich weiß nicht, wie lange er schon dort gestanden hatte. Sie schauten ihn alle an, einige grinsend, einige etwas schuldbewusst, einige einfach völlig ausdruckslos. Sie zerstreuten sich. Und ich heulte.
    Der Trainer stand dort in der Tür zur Sporthalle und betrachtete mich, diesen nackten fetten Jungen, dessen Haut vom Schinkenklopfen krebsrot war und der heulend auf dem Boden saß.
    Und schließlich sagte er: ›Benny, hör endlich auf zu flennen, verdammte Scheiße!‹
    Und ich war so überrascht, einen Lehrer fluchen zu hören, dass ich tatsächlich aufhörte. Er kam herüber und setzte sich auf die Bank, über die ich gestolpert war. Er beugte sich über mich, und die Pfeife um seinen Hals schlug mir gegen die Stirn. Im ersten Moment dachte ich, er wolle mich küssen oder irgend so was, und ich wich etwas zurück, aber stattdessen griff er mit beiden Händen nach meinen Titten und drückte fest zu. Dann wischte er sich die Hände an seiner Hose ab, so als hätte er etwas Schmutziges angefasst.
    ›Du glaubst wohl, dass ich dich trösten werde?‹, sagte er. ›Das tu ich nicht. Die Jungs ekeln sich vor dir, und mir geht’s genauso. Nur haben wir dafür verschiedene Gründe, denn im Gegensatz zu mir sind sie noch Kinder. Sie wissen nicht, warum sie sich vor dir ekeln. Ich weiß es. Ich ekle mich, weil ich sehe, dass du den dir von Gott gegebenen Körper unter riesigen Fettmassen begräbst. Du bist einfach zu nachsichtig dir selbst gegenüber, ein dummer Schwächling, weiter nichts, und das finde ich zum Kotzen. Und jetzt hör mir mal gut zu, Benny, denn ich sag’s dir nur einmal. Ich bin Trainer für Football und Basketball und Leichtathletik, und dazwischen muss ich auch noch eine Schwimmmannschaft trainieren. Deshalb sag ich’s dir nur einmal. Du bist hier oben fett.‹ Und er klopfte mir auf die Stirn, genau an der Stelle, wo seine Pfeife mich berührt hatte. ›Hier oben sitzt bei jedem das Fett, genau hier. Setz das, was zwischen deinen Ohren ist, auf Diät, dann magerst du ab. Aber Schwächlinge wie du schaffen das nie.‹«
    »Was für ein Arschloch! «, rief Beverly empört. »Ja«, sagte Ben grinsend. »Aber er war so dumm, dass er gar nicht wusste, was für ein Arschloch er war. Er glaubte mir einen Gefallen zu tun. Und wie sich herausstellen sollte,

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