Es: Roman
Bretter auf einen Haufen, und Ben kletterte aus der Grube heraus, um sie zu begutachten.
»Gut«, sagte er. »Sehr gut. Ausgezeichnet.«
Bill ließ sich erschöpft zu Boden fallen. »K-K-Kann ich meinen H-H-H-Herzinfarkt gleich b-bekommen, oder m-muss ich bis sch-sch-später w-w-warten?«
»Wart lieber bis später«, sagte Ben zerstreut. Er hatte einige Werkzeuge in die Barrens mitgebracht, und nun kontrollierte er jedes einzelne Brett sorgfältig, zog Nägel heraus und entfernte Schrauben. Eines warf er fort, weil es zersplittert war, ein zweites prüfte er mit der Faust auf seine Stabilität. An mehr als drei Stellen hörte er dabei ein dumpfes Geräusch, weshalb er auch dieses Brett fortwarf. Eddie saß auf einem Erdhaufen und beobachtete ihn. Er benutzte sein Asthma-Spray, während Ben einen rostigen Nagel mit dem Nagelheber seines Hammers herauszog. Der Nagel quietschte wie ein kleines widerliches Tier, auf das man getreten war, was das Tier wiederum nicht besonders erfreulich fand.
»Man kann Tetanus bekommen, wenn man sich an einem rostigen Nagel schneidet«, wandte sich Eddie an Ben.
»Ach ja?«, sagte Richie. »Was ist denn Tittinuss? Klingt nach’ner Frauenkrankheit.«
»Schwachkopf«, sagte Eddie. »Es heißt Tetanus, nicht Tittinuss, und das heißt Maulsperre. Es gibt spezielle Mikroben, die wachsen in Rost, und wenn du dich schneidest, kommen sie in deinen Körper und, äh, bauen Scheiße mit deinen Nerven.« Eddie wurde noch dunkelroter und nahm noch einen hastigen Zug aus seinem Asthma-Spray.
»Maulsperre, ach du Scheiße«, sagte Richie beeindruckt. »Klingt schlimm.«
»Worauf du Gift nehmen kannst. Zuerst verkrampfen sich deine Kiefer so sehr, dass du den Mund nicht mehr aufmachen kannst, nicht mal zum Essen. Sie müssen dir ein Loch in die Wange schneiden und dich mit einem Schlauch flüssig ernähren.«
»O Mann«, sagte Mike und stand in dem Loch auf. Seine Augen waren aufgerissen, das Weiße in dem dunklen Gesicht deutlich zu sehen. »Sicher?«
»Hat mir meine Mutter gesagt«, meinte Eddie. »Dann geht einem der Hals zu, und man kann nichts mehr essen und verhungert.«
Sie stellten sich dieses schreckliche Los schweigend vor.
»Es gibt kein Heilmittel«, setzte Eddie noch einen drauf.
Schweigen.
»Darum«, sagte Eddie munter, »achte ich immer auf rostige Nägel und so’ne Scheiße. Ich hab einmal eine Tetanusspritze bekommen, und das tut echt weh.«
»Warum gehst du dann mit Bill zur Müllhalde und bringst die ganze Scheiße mit?«, fragte Richie.
Eddie sah rasch zu Bill, der in das Klubhaus starrte, und in seinem Blick lagen so viel Liebe und Heldenverehrung, dass keine Antwort mehr nötig gewesen wäre, aber Eddie sagte trotzdem leise: »Manches muss man tun, auch wenn es gefährlich ist – das ist das erste Wichtige, das ich nicht von meiner Mutter gelernt habe.«
Ein weiteres, nicht ganz so unbehagliches Schweigen folgte. Dann begann Ben wieder, rostige Nägel herauszuklopfen, und nach einer Weile half ihm Mike Hanlon.
Richies Transistorradio, das seiner Stimme beraubt war (bis Richie wieder Taschengeld bekommen oder irgendwo einen Rasen zum Mähen finden würde), schwankte in der leichten Brise hin und her. Bill musste plötzlich daran denken, wie merkwürdig und gleichzeitig perfekt es doch war, dass sie in diesem Sommer alle hier waren. Manche Kinder besuchten Verwandte in anderen Gegenden des Landes. Kinder, die er kannte, verbrachten die Ferien in Disneyland in Kalifornien oder auf Cape Cod oder, im Falle eines Kumpels, an einem unvorstellbar fern klingenden Ort mit dem seltsamen, aber verheißungsvollen Namen Gstaad. Andere waren in kirchlichen Ferienlagern oder in Pfadfinderlagern oder in jenen Ferienlagern für Kinder reicher Leute, wo man segeln und Golf spielen lernen konnte, wo man statt »Arschloch!« »He, super gemacht!« sagte, wenn der Gegner einem beim Tennis ein Ass um die Ohren haute. Dann gab es noch Kinder, die mit ihren Eltern einfach WOANDERSHIN gefahren waren. Billy konnte das verstehen. Er kannte ein paar Kinder, die WOANDERSHIN wollten, weil sie Angst vor dem Schwarzen Mann hatten, der Derry in diesem Sommer heimsuchte, aber er vermutete, dass es mehr Eltern als Kinder gab, die Angst vor dem Schwarzen Mann hatten. Leute, die ihre Ferien ursprünglich zu Hause verbringen wollten, hatten sich plötzlich entschieden, doch lieber
(Gstaad? lag das in Schweden? Argentinien? Spanien?)
WOANDERSHIN zu fahren. Es war so ähnlich wie bei der Angst vor
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