Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
noch gleich? … am 23. Juli? … als vermisst gemeldet.«
    »Am 22.«, sagt Beverly Rogan, aber sie erzählt ihnen nicht, dass sie sich so genau an das Datum erinnert, weil sie damals sah, wie Es Hockstetter schnappte. Sie erzählt ihnen auch nicht, dass sie damals wie heute Patrick Hockstetter für verrückt hielt, vielleicht sogar noch verrückter als Henry Bowers. Sie wird es ihnen später erzählen, aber jetzt ist erst einmal Eddie an der Reihe. Und wenn sie selbst ihren Bericht beendet haben wird, wird vermutlich Ben für sie alle den Höhepunkt jenes Julis lebendig werden lassen … die Silberkugel; sie hatten sich nie recht getraut, sie herzustellen. Eine albtraumhafte Tagesordnung, wie sie schlimmer nicht sein könnte, denkt Beverly – doch jene aberwitzige Hochstimmung hält trotzdem weiterhin an. Wann hat sie sich zuletzt derart jung gefühlt? Sie vermag kaum still zu sitzen.
    »Am 20. Juli«, murmelt Eddie und rollt sein Asthma-Spray von einem Ende des Tisches zum anderen. »Drei oder vier Tage nach der Rauchloch-Sache. Ich hatte den Arm für den Rest des Sommers in Gips, wisst ihr noch?«
    Richie schlägt sich an die Stirn – eine Geste, die allen aus alten Zeiten vertraut ist, und Bill denkt mit einer Mischung aus Belustigung und Unbehagen, dass Richie einen Moment lang aussah wie Beaver Cleaver aus dem Kinderprogramm. »Klar, jetzt fällt’s mir wieder ein! Du hattest einen Gips, als wir dem Haus in der Neibolt Street einen Besuch abstatteten; und später … im Dunkeln …« Aber an dieser Stelle schüttelt er verwirrt den Kopf.
    »W-Was, R-R-Richie?«, fragt Bill.
    »An jenen Teil kann ich mich noch nicht erinnern«, gibt Richie zu. »Du?« Bill schüttelt langsam den Kopf.
    »Ja, Hockstetter war an jenem Tag mit von der Partie«, sagt Eddie. »Es war das letzte Mal, dass ich ihn lebendig gesehen habe. Vermutlich war er ein Ersatz für Peter Gordon. Ich nehme an, dass Bowers auf Peter stinksauer war, weil der bei der Steinschlacht das Weite gesucht hatte.«
    »Sie sind alle umgekommen, nicht wahr?«, fragt Beverly ruhig. »Nach Jimmy Cullum sind nur noch Henrys Freunde … oder Exfreunde … umgebracht worden.«
    »Ja, alle außer Bowers selbst«, sagt Mike und wirft einen Blick auf die am Mikrofilmgerät festgebundenen Luftballons. »Und der ist in Juniper Hill, einer privaten Irrenanstalt in Augusta.«
    »W-W-Wie war das, als sie d-d-deinen Arm gebrochen haben, E-E-Eddie?«
    »Dein Stottern wird schlimmer, Big Bill«, stellt Eddie fest und leert sein Glas in einem Zug.
    »Das m-macht nichts«, sagt Bill. »Erz-z-zähl’s uns.«
    »Ja, erzähl’s uns«, wiederholt Beverly und legt ihm behutsam die Hand auf den Arm. Sogleich flammt der Schmerz wieder auf.
    »Also gut«, sagt Eddie. Er mixt wieder Pflaumensaft mit Gin, trinkt, betrachtet den Pappbecher und beginnt: »Es war ein paar Tage, nachdem ich aus dem Krankenhaus entlassen worden war. Ihr kamt zu Besuch zu mir nach Hause und habt mir die silbernen Kugeln gezeigt. Erinnerst du dich, Bill?«
    Bill nickt.
    Eddie sieht Beverly an. »Bill fragte dich, ob du sie verschießen würdest, wenn es so weit war … denn du hattest das beste Auge. Ich glaube, du sagtest, du wolltest es nicht tun … dass du zu viel Angst hättest. Und du hast uns noch etwas anderes erzählt, aber ich kann mich einfach nicht erinnern, was das war. Es ist, als ob …« Eddie streckt die Zunge heraus und zupft an der Zungenspitze, als wäre dort ein Fremdkörper. Richie und Ben grinsen. »Hatte es mit Hockstetter zu tun?«
    »Ja«, erwidert Beverly. »Ich sag’s euch, wenn du fertig bist. Erzähl weiter.«
    »Damals im Krankenhaus … ich hatte einen Riesenkrach mit meiner Mutter. Sie wollte mir jeden weiteren Umgang mit euch allen verbieten. Und vielleicht hätte ich mich wirklich dazu überreden lassen – sie hatte so eine Art, mich zu bearbeiten, wisst ihr …«
    Bill nickt wieder. Er erinnert sich noch gut an Mrs. Kaspbrak, eine sehr große, korpulente Frau mit einem eigenartigen, etwas schizophrenen Gesicht, das zugleich versteinert, wütend und furchtbar verängstigt aussehen konnte.
    »Ja, vielleicht hätte sie mich wirklich dazu gebracht«, fährt Eddie fort. »Aber an jenem Tag, als Henry mir den Arm gebrochen hat, ist noch etwas anderes geschehen. Etwas, was mich wirklich erschüttert hat.«
    Er lacht verkrampft und denkt: Es hat mich wirklich erschüttert, okay … aber ist das alles, was du dazu sagen kannst? Was nutzt alles Reden, wenn man doch nie jemandem

Weitere Kostenlose Bücher