Es: Roman
geplagt: Was in aller Welt mochten sie dort treiben?
Vorsichtig spähte sie um den Studebaker herum.
Henry und Victor Criss hockten mehr oder weniger in ihre Richtung. Patrick Hockstetter war links von Henry. Belch Huggins hatte ihr den Rücken zugewandt. Sie stellte fest, dass Belch einen außerordentlich haarigen, außerordentlich großen Arsch hatte, und plötzlich blubberte halb hysterisches Gelächter in ihr hoch wie Luftbläschen in einem Glas Ginger Ale. Sie musste beide Hände auf den Mund drücken, sich wieder hinter dem Studebaker verkriechen und versuchen, das Kichern zurückzuhalten.
Du musst hier weg, Beverly. Wenn sie dich erwischen …
Sie sah wieder zwischen den Schrottautos entlang, nahm die Hand aber nicht vom Mund. Der Korridor war etwa drei Meter breit, von Dosen übersät, mit einem glitzernden Teppich von Sicherheitsglassplittern überzogen und unkrautüberwuchert. Wenn sie nur einen Laut von sich gab, konnten sie sie hören … besonders wenn sie sich nicht mehr auf ihr seltsames Treiben konzentrierten. Wenn sie daran dachte, wie arglos sie hierher gelaufen war, gefror ihr das Blut in den Adern. Außerdem …
Was in aller Welt können sie treiben?
Sie sah noch einmal hin, und diesmal erkannte sie mehr. Bücher und Hefte lagen achtlos in der Nähe verstreut – Schulbücher. Sie waren gerade von der Sommerschule gekommen, die von den meisten Kindern Hilfsschule oder Blödenschule genannt wurde. Und weil Henry und Victor in ihre Richtung hockten, konnte sie ihre Dinger sehen. Es waren die ersten Dinger, die sie in ihrem Leben sah, abgesehen von einem schmutzigen kleinen Buch, das ihr Brenda Arrowsmith letztes Jahr gezeigt hatte, und dort hatte man echt nicht viel erkennen können. Jetzt stellte Bev fest, dass ihre Dinger kleine Schläuche waren, die zwischen den Beinen herunterhingen. Henrys war klein und unbehaart, aber der von Victor war ziemlich groß, mit einem Flaum dunkler Haare darüber.
Bill hat auch so ein Ding, dachte sie, und mit einem Mal schien ihr ganzer Körper zu glühen – ihr wurde ganz schwach und schwindlig von dieser Hitzewelle, und sie hatte ein komisches Zwicken im Magen. In diesem Augenblick machte sie Bekanntschaft mit einem Gefühl ähnlich jenem, das Ben am letzten Schultag gehabt hatte, als er ihr Fußkettchen in der Sonne funkeln sah … nur war ihres mit einer Art Schrecken vermischt.
Sie warf wieder einen Blick nach hinten, und nun kam ihr die Strecke zwischen den Autowracks bis zum schützenden Gebüsch noch viel weiter vor. Sie hatte Angst, sich zu bewegen. Wenn die Jungen wüssten, dass sie ihre Dinger gesehen hatte, würden sie sie höchstwahrscheinlich verprügeln. Und nicht nur ein bisschen. Sie würden ihr sehr, sehr wehtun.
Belch Huggins schrie plötzlich auf. Bev zuckte zusammen, und dann hörte sie Henry brüllen: »Ein Meter! Ungelogen, Belch! Es war ein Meter! Stimmt’s, Vic?«
Vic nickte, und alle brachen in schallendes Gelächter aus.
Bev spähte wieder um die Ecke des Studebakers.
Patrick Hockstetter hatte sich umgedreht und halb aufgerichtet, sodass sein Hintern fast an Henrys Gesicht stieß. Henry hatte einen silbrig funkelnden Gegenstand in der Hand, den Bev gleich darauf als Feuerzeug identifizierte.
»Du hast doch behauptet, gleich einen zu lassen«, sagte Henry.
»Tu ich auch«, erwiderte Patrick. »Ich sag dir, wenn’s so weit ist. Achtung! … Halt dich bereit! … Jetzt! «
Henry knipste das Feuerzeug an. Im selben Moment war das unverkennbare Geräusch eines lauten Furzes zu hören. Dieses Geräusch kannte sie nur zu gut; Beverly hörte es oft genug zu Hause, meistens an Samstagabenden nach den gebackenen Bohnen, die ihr Vater so liebte. Bruchteile von Sekunden später sah Bev etwas, was ihr den Unterkiefer herunterklappen ließ. Ein greller blauer Flammenstrahl, der sogar in der hellen Sonne deutlich sichtbar war, schien direkt aus Patricks Hintern herauszuschießen. Beverly erinnerte es an die Zündflamme eines Gasboilers.
Wieder brachen die Jungen in ihr widerliches Gelächter aus, und Bev duckte sich noch mehr in ihrem Versteck und hielt sich die Hände vor den Mund, um ihr Kichern zu unterdrücken. Aber obwohl sie unwillkürlich lachen musste, fühlte sie sich doch zutiefst abgestoßen und verstört. Sie musste lachen, weil sie das, was sie soeben gesehen hatte, anders nicht verkraften konnte. Es hatte etwas damit zu tun, dass sie die Dinger der Jungen gesehen hatte, aber das war bei Weitem nicht das Schwerwiegendste.
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