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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Schließlich hatte sie ja gewusst, dass Jungen solche Dinger hatten, ebenso wie sie wusste, dass Mädchen dafür etwas anderes hatten, und dies war nur so etwas wie Anschauungsunterricht gewesen. Aber der Rest war so sonderbar, so aberwitzig und gleichzeitig so furchtbar primitiv gewesen, dass sie sich trotz des Lachanfalls verzweifelt und den Tränen nahe fühlte.
    Hör auf, dachte sie, hör auf, sie werden dich noch hören, also hör jetzt sofort auf, Bevvie!
    Aber das war unmöglich. Das Äußerste, was sie tun konnte, war zu lachen ohne die Stimmbänder zu benutzen, sodass die Lacher, die aus ihrem Mund kamen, wie fast unhörbare Seufzer klangen. Sie presste ihre Hände fest auf den Mund; ihre Wangen liefen rot an, und ihre Augen schwammen vor Tränen.
    »Verfluchte Scheiße, das brennt! «, brüllte Victor.
    » Vier Meter!«, schrie Henry. »Ich schwör’s, Vic, ganze vier Meter! Ich schwör’s beim Namen meiner Mutter!«
    »Ist mir scheißegal, auch wenn’s sechs Meter wären – du hast mir den Arsch verbrannt!«, heulte Victor, und wieder ertönte schallendes Gelächter. Im Schutz des Autowracks immer noch lautlos kichernd, dachte Beverly an einen Dschungelfilm mit Jon Hall, den sie im Fernsehen gesehen hatte. Er hatte von einem Dschungelstamm gehandelt, der ein Geheimritual vollzog, und wenn jemand dieses unbefugt beobachtete, wurde er ihrem Gott – in diesem Fall ein großes Steinidol – geopfert. Trotzdem konnte sie nicht aufhören zu lachen; nur bekam ihr hysterisches Kichern immer mehr Ähnlichkeit mit lautlosem Schreien. Ihr ganzer Bauch tat schon weh. Tränen liefen ihr über die Wangen.

3
     
    Henry, Victor, Belch und Patrick Hockstetter waren an diesem heißen Juninachmittag nur wegen Rena Davenport bei der Müllhalde und zündeten ihre Fürze an.
    Henry wusste, was geschah, wenn man große Mengen gebackener Bohnen aß. Das Ergebnis wurde am besten von einer kleinen Zote ausgedrückt, die er auf dem Knie seines Vaters gelernt hatte, als er selbst noch kurze Hosen getragen hatte: Bohnen, Bohnen, Rhythmus-Speise, isst du wenig, furzt du leise! Hat das Furzen dann ein Ende, wäschst du dir ratzfatz die Hände.
    Rena Davenport und sein Vater machten sich seit fast acht Jahren den Hof. Sie war fett, vierzig und normalerweise schmutzig. Henry vermutete, dass Rena und sein Vater manchmal miteinander fickten, obwohl er sich nicht vorstellen konnte, wie jemand seinen Körper auf den von Rena Davenport drücken konnte.
    Renas Bohnen waren ihr ganzer Stolz. Sie weichte sie samstagabends ein und buk sie den ganzen Sonntag über kleiner Flamme. Henry fand sie ganz gut – wenigstens waren sie etwas, was man in den Mund schieben und kauen konnte -, aber nach acht Jahren verlor alles seinen Reiz.
    Rena gab sich auch nicht zufrieden, nur ein paar Bohnen zu machen, sie kochte sie kiloweise. Wenn sie sonntagabends mit ihrem alten grünen DeSoto kam (an dessen Rückspiegel eine nackte Baby-Gummipuppe hing, die wie das jüngste Lynchopfer der Welt aussah), dampften die Bohnen für die Bowers normalerweise in einem Vierziglitereimer aus rostfreiem Edelstahl auf dem Beifahrersitz. Die drei aßen die Bohnen an diesem Abend (wobei Rena ununterbrochen mit ihrer Kochkunst prahlte, der verrückte Butch Bowers mit einem Stück Sonny-Boy-Weißbrot Bohnensoße auftunkte oder ihr einfach sagte, sie solle die Klappe halten, wenn ein Ballspiel im Radio übertragen wurde, und Henry stumm aß, aus dem Fenster sah und seinen eigenen Gedanken nachhing – über einem Teller sonntagabendlicher Bohnen war ihm der Einfall gekommen, Mike Hanlons Hund Mr. Chips zu vergiften), und Butch wärmte die ganze Chose am nächsten Abend noch einmal auf. Dienstag und Mittwoch nahm Henry eine Tupperschüssel davon mit in die Schule. Donnerstag oder Freitag konnten weder Henry noch sein Vater sie mehr essen. Die beiden Schlafzimmer des kleinen Hauses rochen trotz offener Fenster schal nach Fürzen. Butch nahm den Rest und mischte ihn mit den sonstigen Küchenabfällen für Bip und Bop, die beiden Schweine der Bowers. Ob es ihnen passte oder nicht, am Sonntag kreuzte Rena wieder mit einem Eimer Bohnen auf, und der Zyklus begann von vorn.
    An diesem Morgen hatte Henry eine gewaltige Menge Bohnenreste warm gemacht, und die vier hatten alles nachmittags auf dem Spielplatz im Schatten einer alten Ulme aufgegessen. Sie hatten gegessen, bis sie fast geplatzt waren.
    Patrick hatte vorgeschlagen, zur Müllhalde zu gehen, die an einem Sommernachmittag, noch

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