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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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haben. Es tut mir leid, dass ich hingeschaut habe. Bitte, lieber Gott, bitte.
    Danach folgte eine quälende Pause. Ihre weiße Bluse klebte schweißdurchnässt am ganzen Oberkörper. Schweißtropfen glänzten wie Perlen auf ihren braun gebrannten Armen. Ihre Blase pochte schmerzhaft. Sie spürte, dass sie sich gleich in die Hose machen würde. Sie wartete darauf, dass Henrys wütendes Gesicht in der Öffnung auftauchen würde, wo die Beifahrertür des Fords gewesen war, ganz bestimmt würde er kommen, wie konnte er sie übersehen haben? Er würde sie rauszerren und ihr wehtun. Er würde …
    Dann kam ihr ein neuer, schrecklicher Gedanke, und sie musste sich erneut krampfhaft und unter Schmerzen bemühen, nicht in die Hose zu machen. Angenommen, er machte etwas mit seinem Ding an ihr? Angenommen, er wollte es ihr irgendwo reinstecken? Sie wusste, wo es eigentlich rein sollte; diese Erkenntnis schien ihr plötzlich mit Volldampf bewusst geworden zu sein. Sie dachte, wenn Henry versuchen würde, sein Ding in sie reinzustecken, würde sie verrückt werden.
    Bitte, nein, lieber Gott, mach, dass er mich nicht gesehen hat, bitte, okay?
    Dann hörte sie Henrys Stimme und stellte mit wachsendem Entsetzen fest, dass er näher gekommen sein musste. »Ich bin keine Schwuchtel!«
    Aus weiterer Entfernung ertönte Patricks Antwort: »Es hat dir gefallen.«
    »Es hat mir nicht gefallen!«, schrie Henry. »Und wenn du jemandem erzählst, es hätte mir Spaß gemacht, dann bring ich dich um, du verfluchter kleiner Schwuler!«
    »Du hast’nen Steifen bekommen«, sagte Patrick. Es hörte sich so an, als würde er lächeln. Das hätte Beverly gar nicht überrascht. Patrick war verrückt, vielleicht noch verrückter als Henry, und Verrückte fürchteten sich vor nichts. »Ich hab’s genau gesehen.«
    Knirschende Schritte auf dem Kies – sie kamen immer näher. Beverly blickte hoch; ihr Gesicht war bleich und verschwitzt und angstverzerrt, die Augen weit aufgerissen. Durch die Windschutzscheibe konnte sie jetzt Henrys Hinterkopf sehen. Noch schaute er in Patricks Richtung, aber wenn er sich umdrehte …
    »Wenn du jemandem auch nur ein Sterbenswörtchen verrätst, erzähl ich überall herum, dass du ein verdammter Schwanzlutscher bist, und dann bring ich dich um«, drohte Henry.
    »Du kannst mir keine Angst einjagen, Henry«, kicherte Patrick. »Aber vielleicht halt ich den Mund – wenn du mir’nen Dollar gibst.«
    Henry trat unruhig von einem Bein aufs andere und drehte sich etwas um; jetzt konnte Beverly ein Viertel seines Profils sehen, nicht mehr nur den Hinterkopf. Bitte, lieber Gott, bitte!, betete sie inbrünstig, und ihre Blase pochte schmerzhafter denn je.
    »Wenn du was sagst«, hörte sie Henrys leise, aber überdeutliche und scharfe Stimme, »dann erzähl ich, was du mit den Katzen und Hunden machst! Ich erzähl ihnen von dem Kühlschrank. Und weißt du, was dann passiert, Hockstetter? Dann stecken sie dich in die Klapsmühle, darauf kannst du dich verlassen!«
    Patrick schwieg.
    Henry trommelte mit den Fingern auf der Haube des Fords, in dem sich Beverly versteckte. »Hast du mich verstanden?«
    »Ich habe verstanden.« Jetzt hörte sich Patrick mürrisch an. Mürrisch und ein wenig ängstlich. Er platzte heraus: »Es hat dir gefallen! Du hast’nen Steifen gehabt. Den größten Steifen, den ich je gesehen habe!«
    »Klar, ich wette, du hast schon’ne Menge gesehen, du verwichste kleine Schwuchtel. Vergiss nicht, was ich über den Kühlschrank gesagt habe. Deinen Kühlschrank. Und wenn ich dich noch mal hier sehe, schlag ich dir die Rübe ab.«
    Patrick schwieg wieder.
    Plötzlich drehte sich Henry vollends um. Beverly sah ihn neben dem Fahrersitz des Ford vorbeigehen. Wenn er auch nur etwas nach links geschaut hätte, hätte er sie gesehen. Aber er wandte den Kopf nicht nach links. Einen Augenblick später hörte sie, wie er sich auf demselben Weg, den auch Victor und Belch eingeschlagen hatten, entfernte.
    Jetzt war nur noch Patrick übrig.
    Beverly wartete, aber nichts geschah. Fünf Minuten verstrichen. Fünf Minuten quälten sich dahin. Ihr Bedürfnis zu urinieren war jetzt verzweifelt. Sie konnte es vielleicht noch zwei oder drei Minuten halten, aber nicht mehr länger. Und es war ein unangenehmes Gefühl, nicht genau zu wissen, wo Patrick war.
    Sie spähte wieder durch die Windschutzscheibe und sah Patrick noch an der gleichen Stelle hocken. Er hatte seine Schulbücher wieder in die Leinentasche gesteckt und sie

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