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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Blutspur und schwankte auf dieses Zimmer zu (während er weiterhin einen großen Bogen um jede Ranke machte). Sein Atem war rau und trocken.
    Da war es. Er holte sein Messer aus der Tasche. Er fuhr sich mit der trockenen Zunge über die spröden Lippen und klopfte an die Tür. Nichts. Er klopfte noch einmal, diesmal lauter.
    »Wer ist da?« Eine schläfrige Stimme. Das war ausgezeichnet. Er würde im Pyjama sein, noch schlaftrunken. Und wenn er die Tür öffnete, würde Henry ihm die Messerklinge direkt in die Vertiefung am unteren Ende des Halses stoßen, in die empfindliche Stelle direkt unterhalb des Adamsapfels.
    »Der Hotelpage, Sir«, rief Henry. »Ich habe für Sie eine Nachricht von Ihrer Frau.« Hatte Kaspbrak überhaupt eine Frau? Vielleicht hatte er etwas Dummes gesagt. Er wartete angespannt. Er hörte Schritte – das Schlurfen von Pantoffeln.
    »Von Myra?« Kaspbraks Stimme klang beunruhigt. Ausgezeichnet. In wenigen Sekunden würde er noch viel beunruhigter sein. In Henrys rechter Schläfe hämmerte sein Puls.
    »Ich nehm’s an, Sir. Ich habe hier keinen Namen stehen. Nur dass es sich um Ihre Frau handelt.«
    Kurze Stille … und dann das metallische Klirren der Türkette, an der Kaspbrak herumfummelte. Grinsend drückte Henry auf den Knopf am Messergriff. Klick. Er hob die Klinge in Wangenhöhe, um sofort zustoßen zu können. Er hörte, wie der Türriegel zur Seite geschoben wurde. Nur noch ein kurzer Augenblick, dann würde er dem mageren kleinen Schwächling das Messer in die Kehle jagen. Er wartete. Die Tür öffnete sich, und Eddie

10
     
    Die Verlierer alle beisammen, 13.20 Uhr
     
    sah Stan und Richie, die eben aus dem Markt in der Costello Avenue herauskamen, jeder mit einem Eis am Stiel in der Hand. »He!«, rief er. »Hallo, wartet auf mich!«
    Sie drehten sich um, und Stan winkte. Eddie rannte auf sie zu, so schnell er konnte – ehrlich gesagt, war das nicht gerade sehr schnell. Ein Arm war in Gips, und unter dem anderen klemmte das Parcheesi-Brett.
    »Na, wie geht’s, Eddie? Wie geht’s, alter Junge?«, fragte Richie mit seiner »Stimme eines Gentlemans aus dem Süden«, die allerdings eher klang wie Foghorn Leghorn in den Cartoons der Warner Brothers. »Na, so was … na, so was … der Junge hat ja einen gebrochenen Arm. Schau dir das nur mal an, Stan, der Junge hat wirklich und wahrhaftig einen gebrochenen Arm, na, so was … sei doch so nett und nimm dem armen Jungen sein Parcheesi-Brett ab.«
    »Ich kann’s gut selber tragen«, sagte Eddie etwas außer Atem. »Kann ich mal an deinem Eis lecken?«
    »Das würde deine Mutter aber gar nicht gern sehen, Eddie«, sagte Richie traurig und begann schneller zu essen. Er war gerade beim Schokoeis in der Mitte, seiner Lieblingssorte, angelangt. » Bazillen, mein Junge, Bazillen! Ich sag dir nur, man kann Bazillen bekommen, wenn man mit jemand anderem am selben Eis leckt!«
    »Darauf lass ich’s gern ankommen«, sagte Eddie.
    Widerwillig hielt Richie ihm sein Eis hin … zog es aber rasch wieder zurück, nachdem dieser ein paarmal kräftig daran geschleckt hatte.
    »Du kannst meins ganz haben, wenn du willst«, sagte Stan. »Ich bin noch satt vom Mittagessen.«
    »Juden essen nicht viel«, erklärte Richie. »Das gehört zu ihrer Religion.« Die drei Jungen schlenderten einträchtig auf die Kansas Street und die Barrens zu. Derry wirkte an diesem frühen Nachmittag fast wie ausgestorben. Die Jalousien der meisten Häuser, an denen sie vorbeikamen, waren heruntergelassen. Spielzeuge lagen verlassen auf Rasen herum, so als wären Kinder hastig ins Haus gerufen oder zum Mittagsschlaf ins Bett gelegt worden. Vom Westen her war fernes Donnergrollen zu hören.
    »Echt?«, wandte sich Eddie an Stan.
    »Nein, Richie nimmt dich nur auf den Arm«, sagte Stan. »Juden essen so viel wie normale Menschen.« Er deutete auf Richie. »Wie er.«
    »Weißt du, du bist echt elend gemein zu Stan«, sagte Eddie zu Richie. »Wie wäre es, wenn jemand so’ne erfundene Scheiße über dich erzählen würde, nur weil du Katholik bist?«
    »Oh, Katholiken machen eine ganze Menge«, sagte Richie. »Mein Dad hat mir einmal gesagt, dass Hitler Katholik war, und Hitler hat Milliarden Juden umgebracht. Richtig, Stan?«
    »Ja, ich glaub schon«, sagte Stan. Er sah aus, als wäre es ihm peinlich.
    »Meine Mutter war wütend, als mein Dad mir das erzählt hat«, fuhr Richie fort. Ein Grinsen der Erinnerung erhellte sein Gesicht. »Ab-sooo-lut wüüü-tend. Wir Katholiken

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