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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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oder dass – wenn man einen Marienkäfer tötete, der sich einem aufs Hemd gesetzt hatte – in derselben Nacht das Haus abbrennen würde. Stattdessen würden sie an Versicherungen glauben. Sie würden stattdessen an Wein zum Abendessen glauben – einen guten, aber nicht zu teuren, vielleicht einen Pouilly-Fuissé’83, und lassen Sie ihn bitte atmen, Ober, seien Sie so gut! Sie würden stattdessen glauben, dass Rolaids das siebenundvierzigfache ihres Gewichts an überschüssiger Magensäure aufnehmen können. Sie würden stattdessen an öffentlich-rechtliches Fernsehen glauben, an Gary Hart, der läuft, um einem Herzinfarkt vorzubeugen, und rotes Fleisch aufgeben, um Darmkrebs vorzubeugen. Sie würden an Dr. Ruth glauben, wenn es darum ging, guten Sex zu haben, und an den Fernsehprediger Jerry Falwell, wenn es darum ging, gute Errettung zu finden. Mit jedem Jahr würden ihre Träume kleiner werden. Und wenn Es aufwachte, würde Es sie zurückrufen, jawohl, zurückrufen, denn Angst war fruchtbar, ihr Kind hieß Zorn, und Zorn schrie nach Rache.
    Es würde sie zurückrufen, und dann würde Es sie töten. Aber nun, da sie kamen, hatte die Angst Es wieder gepackt. Sie waren erwachsen geworden, und ihre Fantasie war geschwächt – aber nicht in dem Ausmaß, wie Es angenommen hatte. Es hatte eine verhängnisvolle, beunruhigende Zunahme ihrer Macht verspürt, als sie sich erneut zusammengeschlossen hatten, und da hatte Es sich zum ersten Mal gefragt, ob Es vielleicht einen Fehler begangen hatte.
    Doch wozu solch düsteren Gedanken nachhängen? Die Würfel waren gefallen, und nicht alle Omen waren schlecht. Der Schriftsteller war halb verrückt vor Angst um seine Frau, und das war gut so. Der Schriftsteller war der Stärkste, weil er in all den Jahren seinen Geist irgendwie für diese Konfrontation geschult hatte, und wenn der Schriftsteller erst einmal tot war, wenn seine Eingeweide ihm aus dem Leib heraushingen – wenn ihr ach-so-verehrter »Big Bill« tot war -, dann würden die anderen schnell Seine Beute sein.
    Es würde ausgezeichnet speisen … und dann würde Es sich vielleicht wieder zurückziehen. Und ein Nickerchen machen. Für eine Weile.

4
     
    In den Tunneln, 4.30 Uhr
     
    »Bill!«, schrie Richie in das widerhallende Rohr hinein. Er bewegte sich, so rasch er konnte, aber das war nicht allzu schnell. Er erinnerte sich daran, dass sie als Kinder dieses Kanalrohr, das von der Pumpstation in den Barrens wegführte, gebückt entlanggegangen waren. Jetzt musste er kriechen, und das Rohr kam ihm unglaublich eng vor. Seine Brille wollte ihm ständig von der Nase rutschen und er schob sie immer wieder nach oben. Hinter sich hörte er Bev und Ben.
    »Bill!«, schrie er wieder. »Eddie!«
    »Ich bin hier!«, drang Eddies Stimme zu ihm.
    »Wo ist Bill?«, schrie Richie.
    »Weiter vorn!«, rief Eddie. Er war jetzt ganz nah, dicht vor ihm, das spürte Richie mehr, als dass er es sah. »Er hat nicht gewartet!«
    Richies Kopf stieß gegen Eddies Bein. Einen Augenblick später stieß Bevs Kopf gegen Richies Hintern.
    »Bill!«, brüllte Richie, so laut er konnte. Das Rohr verstärkte seinen Schrei und warf ihn so laut zurück, dass er ihm selbst in den Ohren dröhnte. »Bill, warte auf uns! Wir müssen zusammenbleiben, weißt du das denn nicht?«
    Aus der Ferne hallte Bills Stimme: »Audra! Audra! Wo bist du?«
    »Gott verdamm dich, Big Bill!«, murmelte Richie leise. Seine Brille fiel herunter. Er fluchte, hob sie auf und setzte sie, nass, wie sie jetzt war, wieder auf. Er holte tief Luft und brüllte dann wieder: »Du wirst dich ohne Eddie verirren, du verdammtes Arschloch! Warte! Warte auf uns! Hörst du mich, Bill? WARTE AUF UNS, VERDAMMT NOCH MAL!«
    Einen schrecklichen Moment lang herrschte Stille. Niemand schien zu atmen, und das Einzige, was Richie hören konnte, war das ferne Tropfen von Wasser. Das Rohr war diesmal fast trocken, abgesehen von gelegentlichen Pfützen.
    »Bill!« Er fuhr sich mit zitternder Hand durchs Haar und kämpfte gegen aufsteigende Tränen an. »NUN KOMM SCHON … BITTE, MANN! WARTE! BITTE!«
    Und ganz schwach drang Bills Stimme zu ihnen: »Ich warte.«
    »Gott sei Dank, Glück im Unglück«, murmelte Richie. Er klopfte Eddie auf den Hintern. »Los.«
    »Ich weiß nicht, wie lange ich noch mit einem Arm kriechen kann«, sagte Eddie entschuldigend.
    »Versuch’s einfach«, sagte Richie, und Eddie kroch weiter.
    Bill, der ausgezehrt, fast verbraucht aussah, wartete in dem Kanalschacht auf

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