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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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sie, in den die drei Rohre mündeten, die wie die erloschenen Lichter einer Ampel aussahen. Hier konnten sie wieder aufrecht stehen.
    »D-D-Da drüben«, sagte Bill und sah sie mit gehetzten Augen an. Sein Gesicht war abgehärmt und erschöpft. »Cr-Criss. Und B-B-Belch.«
    Sie schauten hin. Beverly stöhnte, und Ben legte seinen Arm um sie.
    Das Skelett von Belch Huggins, das in verfaulte Lumpen gekleidet war, wirkte mehr oder weniger intakt. Die Überreste von Victor Criss hatten keinen Kopf mehr. Bill sah quer durch das Rohr und erblickte einen grinsenden Totenschädel.
    Da war er, da war der Rest von ihm. Ihr hättet die Finger davon lassen sollen, Jungs, dachte Bill und zitterte.
    Dieser Teil des Abwassersystems wurde nicht mehr benutzt; Richie fand, dass der Grund dafür auf der Hand lag. Die Müllbeseitigungsanlage war in Betrieb genommen worden. Irgendwann in den Jahren, als sie alle damit beschäftigt gewesen waren zu lernen, sich zu rasieren, Auto zu fahren, zu rauchen, ein bisschen herumzuvögeln, all die schönen Sachen, war die Environmental Protection Agency, die Umweltschutzbehörde, gegründet worden, und die EPA hatte beschlossen, dass es tabu war, ungeklärtes Abwasser, und sogar Grauwasser, in Flüsse zu leiten. Daher war dieser Teil des Kanalisationssystems einfach verschimmelt, und die Leichen von Victor Criss und Belch Huggins waren mit verschimmelt. Wie die Verlorenen Jungs von Peter Pan waren auch Victor und Belch nie erwachsen geworden. Hier waren die Skelette von zwei Jungs in den zerlumpten Überresten von Jeans und T-Shirts, die zu Fetzen verfault waren. Moos war über das gekrümmte Xylophon von Victors Brustkasten und über den Adler seiner Gürtelschnalle gewachsen.
    »Das Monster hat sie erwischt«, sagte Ben leise. »Erinnert ihr euch noch? Wir haben gehört, als es passierte.«
    »Audra ist t-t-tot«, sagte Bill mit mechanisch klingender Stimme. »Ich weiß es.«
    »Das kannst du überhaupt nicht wissen! «, rief Beverly mit solchem Zorn, dass Bill zusammenfuhr und sie ansah. »Das Einzige, was du mit Sicherheit weißt, ist, dass eine ganze Menge anderer Menschen wirklich tot ist, die meisten davon waren Kinder.« Sie ging auf Bill zu und stellte sich mit in die Hüften gestemmten Händen vor ihn. Ihr Gesicht und ihre Hände waren von Dreck verschmiert, in ihrem Haar klebte Schmutz. Richie fand, dass sie einfach hinreißend aussah. »Und du weißt auch, wer das getan hat!«
    »Ich h-h-hätte ihr n-nie s-s-s-sagen d-dürfen, w-wohin ich w-w-wollte«, murmelte Bill. »Warum habe ich das nur getan? Warum …«
    Ihre Hände schossen vor und packten ihn am Hemd. Erstaunt beobachtete Richie, wie sie ihn schüttelte.
    »Schluss jetzt! Du weißt, wozu wir hergekommen sind! Wir haben es geschworen, und wir werden es tun! Verstehst du mich, Bill? Wenn sie tot ist, dann ist sie eben tot … aber Es ist nicht tot! Und wir brauchen dich. Kapierst du das? Wir brauchen dich!« Sie weinte jetzt. »Also hilf uns gefälligst! Hilf uns wie schon einmal, oder keiner von uns wird hier wieder lebendig rauskommen!«
    Er sah sie lange wortlos an, und Richie dachte: Nun komm schon, Big Bill. Los, nun komm schon …
    Bill blickte in die Runde und nickte. »Eh-Eddie.«
    »Hier bin ich, Bill.«
    »W-W-Weißt du noch, w-welches R-Rohr es w-war?«
    Eddie deutete an Victor vorbei. »Das da. Sieht ganz schön eng aus, was?«
    Bill nickte wieder. »Schaffst du’s? Mit dem gebrochenen A-A-Arm?«
    »Ja, Bill – für dich schaff ich’s.«
    Bill lächelte – das traurigste, schrecklichste Lächeln, das Richie je gesehen hatte. »F-Führ uns hin, E-Eddie. B-B-Bringen wir die S-Sache hinter uns.«

5
     
    In den Tunneln, 4.55 Uhr
     
    Während er vorwärts kroch, erinnerte Bill sich an das abrupte Ende dieses Rohrs, aber dann kam es für ihn doch wieder überraschend. Eben hatte er sich noch mit den Händen über die schmutzverkrustete Oberfläche des alten Rohrs getastet, und im nächsten Moment griffen sie ins Leere. Er fiel vornüber und rollte instinktiv ab. Er prallte mit der Schulter schmerzhaft auf. »V-V-Vorsicht!«, hörte er sich schreien. »H-Hier f-f-fällt es ab! E-E-Eddie?«
    »Hier!« Eine von Eddies wild gestikulierenden Händen streifte über Bills Stirn. »Kannst du mir raushelfen?«
    Bill legte seine Arme um Eddie und zog ihn heraus, wobei er versuchte, Eddies gebrochenen Arm nicht zu berühren. Ben kroch als Nächster aus dem Rohr heraus, dann Bev, dann Richie.
    »H-H-Hast du Sch-Streichhölzer,

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