Es: Roman
Sünde, aber dennoch ein Kind.
Darfst und solltest sind zwei verschiedene Dinge, sagte er mit gezwungen ruhiger Stimme. Innerlich war er in wildem Aufruhr. Und ich werde derjenige sein, der entscheidet, was eine feste Beziehung ausmacht. Wenn du damit leben kannst, gut. Wenn du es nicht kannst, steigst du sofort aus und läufst nach Hause. Ich werde dich nicht aufhalten. Vielleicht verpasse ich dir als kleines Abschiedsgeschenk noch einen Tritt in den Arsch, aber ich werde dich nicht aufhalten. Das hier ist ein freies Land. Muss ich sonst noch was sagen?
Vielleicht hast du schon genug gesagt, flüsterte sie, und er schlug sie wieder, stärker als beim ersten Mal, denn kein Weibsstück hatte Tom Rogan gegenüber vorlaut zu sein. Er würde selbst die Königin von England grün und blau schlagen, wenn sie es versuchen sollte.
Ihr Kopf flog gegen das gepolsterte Armaturenbrett. Ihre Hand tastete nach dem Türgriff, sank dann aber wieder ab. Sie duckte sich nur wie ein Kaninchen in die Ecke, eine Hand über dem Mund, die Augen feucht und vor Angst geweitet. Tom hatte sie einen Moment lang betrachtet, war dann ausgestiegen, ums Auto herumgegangen und hatte ihre Tür geöffnet. Sein Atem hatte in der schwarzen windigen Novembernacht Ähnlichkeit mit Rauchwolken.
Willst du aussteigen, Bev? Ich habe gesehen, dass du nach dem Türgriff getastet hast, also scheinst du aussteigen zu wollen. Ich habe dich um etwas gebeten und du hast es mir versprochen. Du hast es aber nicht gehalten. Willst du aussteigen, Bev? Los, Bev. Steig aus. Mach schon. Willst du nicht aussteigen?
Nein, flüsterte sie.
Was? Ich kann dich nicht hören.
Nein, ich will nicht aussteigen, sagte sie ein wenig lauter.
Was denn? Hast du von den Zigaretten ein Geschwür im Hals bekommen? Wenn du nicht ordentlich reden kannst, besorg ich dir einen Lautsprecher. Das ist deine letzte Chance, Bev. Also sprich lieber laut, damit ich dich auch hören kann. Willst du aus diesem Wagen aussteigen, oder willst du mit mir zurückfahren?
Mit dir zurückfahren, sagte sie heiser, und knetete dabei ihren Rocksaum wie ein kleines Mädchen. Aber sie schaute ihn nicht an. Tränen liefen ihr über die Wangen.
Okay, sagte er. Aber zuerst muss du sagen: Ich habe vergessen, dass ich in deiner Gegenwart nicht rauchen soll, Tom.
Sie blickte zu ihm auf, mit flehenden, verletzten, sprachlosen Augen. Du kannst mich dazu zwingen, sagten ihre Augen, aber bitte tu’s nicht. Tu’s nicht, Tom, bitte, ich liebe dich … kann es nicht vorüber sein?
Nein – konnte es nicht. Denn ihr Wille war noch nicht vollends gebrochen, und beide wussten das.
Sag es.
Ich habe vergessen, dass ich in deiner Gegenwart nicht rauchen soll, Tom.
Gut. Und jetzt sag: Es tut mir leid.
Es tut mir leid, sagte sie tonlos.
Die Zigarette lag wie eine abgetrennte Lunte glimmend auf dem Pflaster. Leute, die aus dem Kino kamen, schauten zu ihnen herüber, zu dem Mann, der in der offenen Beifahrertür eines relativ neuen, unauffälligen Chevrolet Vega stand; zu der Frau, die mit gesenktem Kopf im Auto saß, die Hände im Schoß verknotet, und deren Haar im Scheinwerferlicht golden funkelte.
Er trat die Zigarette mit dem Fuß aus, verschmierte sie förmlich auf dem Asphalt.
Jetzt sag: Ich werde es nie wieder ohne deine Erlaubnis tun.
Ich werde …
Ihre Stimme begann zu kippen.
… es nie … n-n-n…
Sag es, Bev.
…nie wieder ohne d-deine Erlaubnis tun.
Er schlug die Tür zu, ging wieder ums Auto herum, setzte sich ans Steuer und fuhr in sein Apartment in der Innenstadt. Keiner von ihnen sagte ein Wort. Zur Hälfte war ihre Beziehung nun geklärt; die andere Hälfte folgte vierzig Minuten später in Toms Bett.
Sie wollte nicht mit ihm schlafen, sagte sie. Aber aus ihren Augen und ihrem aufreizenden Gang las er etwas anderes, und als er ihre Bluse auszog, waren ihre Brustwarzen steinhart. Sie stöhnte, als er darüber strich, und schrie erstickt auf, als er erst an der einen und dann an der anderen saugte und sie dabei fest knetete. Sie griff nach seiner Hand und schob sie zwischen ihre Schenkel.
Ich dachte, du wolltest nicht, sagte er. Sie hatte ihr Gesicht weggedreht … ließ aber seine Hand nicht los, und die rhythmischen Bewegungen ihrer Hüften wurden immer schneller.
Er drückte sie aufs Bett … und schlagartig war er zärtlich. Statt ihr den Slip herunterzureißen, schob er ihn ganz vorsichtig tiefer, fast schon übervorsichtig.
Und als er schließlich in sie eindrang, war es, als wäre
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