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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ihre Scheide von erlesenem Öl getränkt.
    Er hatte sich in ihrem Rhythmus bewegt, er benutzte sie, aber er ließ sich auch von ihr benutzen, und sie kam fast augenblicklich zum ersten Mal, schrie dabei und grub ihre Nägel in seinen Rücken. Dann bewegten sie sich gemeinsam in langen, harten Stößen, und es dauerte nicht lange, da kam sie erneut. Auch Tom war seinem Höhepunkt nahe, zwang sich aber, an die Trefferquote der White Sox zu denken oder daran, wer ihm auf der Arbeit den Chesley-Auftrag wegschnappen wollte, und dann konnte er weitermachen. Wieder wurde sie schneller, bis sich ihr Rhythmus in einem finalen Aufbäumen entlud. Er betrachtete ihr Gesicht, die verlaufene Wimperntusche, den verschmierten Lippenstift, und in diesem Augenblick spürte er, wie auch er plötzlich der Ziellinie ekstatisch entgegenschoss.
    Sie drückte ihm ihre Hüften immer härter entgegen – damals war kein Bierbauch im Wege gewesen, und ihre Bäuche schienen in einem immer schneller werdenden Rhythmus Beifall zu klatschen.
    Gegen Ende schrie sie und biss ihn mit ihren kleinen, ebenen Zähnen in die Schulter.
    Wie oft bist du gekommen?, fragte er, nachdem sie gemeinsam geduscht hatten.
    Sie wandte ihr Gesicht ab, und als sie antwortete, war ihre Stimme so leise, dass er sie kaum hören konnte. So etwas fragt man doch nicht.
    Ach nein? Und wer sagt das? Der allwissende Mister Rogers aus dem Fernsehen?
    Er hatte ihr Gesicht in die Hand genommen – drückte ihr den Daumen in eine Wange, wölbte die Handfläche um ihr Kinn, drückte die Finger in ihre andere Wange.
    Sag es Tom, befahl er. Hörst du mich, Bev? Sag es Papa.
    Dreimal, sagte sie widerstrebend.
    Gut, hatte er gesagt und gelächelt. Du kannst eine Zigarette rauchen.
    Sie hatte ihn misstrauisch angesehen. Ihr rotes Haar war über beide Kissen ausgebreitet, und sie trug nichts weiter als einen Slip. Wenn er sie nur ansah, stieg die Erregung wieder in ihm auf. Er nickte.
    Rauch ruhig, sagte er. Es ist okay.
    Drei Monate später wurden sie standesamtlich getraut. Zwei seiner Freunde wohnten der Zeremonie bei; von Bevs Bekannten kam nur Kay McCall, die Tom »diese Scheiß-Emanze« nannte.
    All das rollte nun blitzartig vor seinem geistigen Auge ab, wie ein Film mit Zeitraffer, während er auf der Schwelle stand und sie beobachtete. Sie war jetzt bei der untersten Schublade ihrer – wie sie sich manchmal ausdrückte – »Wochenendkommode« angelangt und warf Unterwäsche in den Koffer – nicht jene Art von Unterwäsche, die er liebte, glattes Satin und schimmernde Seide; dies war Baumwollzeug, wie kleine Mädchen es trugen, das meiste davon verblichen oder mit ausgeleierten Bündchen. Ein Baumwollnachthemd, das wie aus Unsere kleine Farm aussah. Sie wühlte weiter in den Tiefen der Schublade, wie um nachzusehen, was sich dort noch verbarg.
    Tom Rogan schlich währenddessen barfuß auf dem dicken Teppich zu seinem Schrank. Es war die Zigarette, die ihn fuchsteufelswild machte. Es hatte lange gedauert, bis sie jene erste Lektion vergessen hatte. Seitdem hatte es weitere gegeben, sehr viele sogar, und an manchen heißen Tagen hatte sie langärmelige Blusen getragen oder bis zum Hals zugeknöpfte Strickjacken, Sonnenbrillen an grauen, regnerischen Tagen. Aber jene allererste Lektion war so spontan, so grundlegend wichtig gewesen …
    Er hatte vergessen, dass der Anruf ihn aus seinem Tiefschlaf geweckt hatte. Es war die Zigarette. Wenn sie jetzt rauchte, hatte sie Tom Rogan vergessen. Zwar nur zeitweilig, aber auch das war schon zu lang. Was die Ursache dafür war, spielte keine Rolle. Solche Dinge durften in diesem Hause unter keinen Umständen vorkommen.
    An einem der Haken auf der Innenseite der Schranktür hing ein Gürtel ohne Schnalle. Die Schnalle hatte er vor langer Zeit abgemacht. Es war einfach ein breiter schwarzer Lederriemen, der an jenem Ende, wo die Schnalle gewesen war, doppelt lag und eine Schlinge bildete, durch die Tom Rogan jetzt seine Hand schob.
    Tom, du warst ungezogen, hatte seine Mutter manchmal gesagt – nun ja, »manchmal« war vielleicht nicht das richtige Wort, »oft« hätte vielleicht besser gepasst. Komm sofort her, Tommy. Ich muss dir eine Tracht Prügel verpassen. Seine gesamte Kindheit war eine Aneinanderreihung von Prügeln gewesen. Im Wichita State College, als er endlich von zu Hause geflohen war, hatte er erkannt, dass keine Flucht endgültig war, denn er hörte im Traum weiterhin ihre Stimme: Komm her, Tommy. Ich muss dir eine Tracht

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