Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
hinwollte, denn sie würde so oder so nirgendwohin gehen. Das alles war es nicht, was beständig in seinem Kopf rumorte, der von zu viel Bier und zu wenig Schlaf ganz benebelt war und schmerzte.
    Es war die Zigarette.
    Sie hatte behauptet, alle weggeworfen zu haben. Aber sie hatte ihn zum Narren gehalten – der Beweis dafür klemmte gerade zwischen ihren Lippen. Und da sie noch immer nicht bemerkt hatte, dass er in der Türschwelle stand, erlaubte er sich das Vergnügen, sich an die beiden Nächte zu erinnern, als er die vollständige Kontrolle über sie erlangt hatte.
    Ich will nicht, dass du in meiner Gegenwart rauchst, hatte er ihr auf der Heimfahrt von einer Party in Lake Forest erklärt. Das musste etwa im Oktober gewesen sein. Ich muss dieses Scheißzeug im Büro und auf Partys einatmen, aber nicht, wenn ich mit dir zusammen bin. Weißt du, wie das ist? Ich werde dir sagen, wie das ist. Es ist unappetitlich, aber es ist die Wahrheit: Es ist so, als müsste man den Rotz anderer Leute fressen.
    Er hatte mit einem schwachen Protest gerechnet, aber sie hatte ihn nur auf ihre scheue, ängstliche Weise angeschaut, begierig zu gefallen, und dann gesagt: In Ordnung, Tom.
    Dann wirf sie weg.
    Sie hatte das Fenster heruntergekurbelt und die Zigarette weggeworfen. Den Rest der Nacht war Tom bester Laune gewesen.
    Ein paar Wochen später waren sie im Kino gewesen, und nach der Vorstellung hatte sie sich im Foyer gedankenlos eine Zigarette angezündet und geraucht, während sie über den Parkplatz zum Auto gingen. Es war ein kalter Novemberabend gewesen, der schneidende Wind hatte an jedem Quadratzentimeter unbedeckter Haut genagt. Tom erinnerte sich, dass er den See riechen konnte – ein fischiger und zugleich seltsam leerer Geruch. Er hatte sie ihre Zigarette rauchen lassen. Hatte ihr sogar die Tür aufgehalten, als sie an ihrem Wagen ankamen. Hatte sich ans Steuer gesetzt, seine Tür geschlossen und gesagt: Bev?
    Sie hatte die Zigarette aus dem Mund genommen, wandte ihm fragend ihr Gesicht zu, und er versetzte ihr mit der offenen Hand eine so heftige Ohrfeige, dass ihr Kopf in den Nacken flog und seine Handfläche kribbelte. Ihre Augen weiteten sich vor Überraschung und Schmerz … und noch etwas anderem. Sie fasste sich an die Wange, um die Wärme und kribbelnde Taubheit zu ertasten, und schrie dann: Aaau … Tom!
    Er hatte sie mit verkniffenen Augen und beiläufig lächelndem Mund angesehen, war voll da und wartete, was als Nächstes kommen, wie sie reagieren würde. Sein Schwanz wurde in der Hose steif, aber das bemerkte er kaum. Das war für später. Vorerst hatte der Unterricht angefangen. Er spielte noch einmal durch, was sich gerade abgespielt hatte. Ihr Gesicht. Was war der dritte Ausdruck gewesen, der nur einen winzigen Augenblick da gewesen war? Zuerst Überraschung. Dann Schmerz. Dann ein Ausdruck der
    (Nostalgie)
    Erinnerung … einer Erinnerung. Nur ein Augenblick. Er bezweifelte, dass sie wusste, dass er überhaupt da gewesen war, weder auf ihrem Gesicht noch in ihrem Denken.
    Alles hing jetzt davon ab, was sie nicht sagen würde; das wusste er irgendwie, ohne darüber nachdenken zu müssen.
    Sie hatte nicht gesagt: Du Scheißkerl!
    Sie hatte nicht gesagt: Wenn du das jemals wieder tust, bringe ich dich um.
    Sie hatte nicht gesagt: Scher dich für alle Zeit zum Teufel!
    Sie sah ihn nur mit ihren verletzten, in Tränen schwimmenden Rehaugen an und sagte: Warum hast du das getan, Tom? Und dann versuchte sie, noch etwas anderes zu sagen, aber stattdessen weinte sie.
    Wirf sie weg.
    Was? Was denn, Tom? Ihr Make-up war ihr übers Gesicht gelaufen und hatte schmutzige Spuren hinterlassen. Das machte ihm nichts aus. Es gefiel ihm sogar, sie so zu sehen. Sie sah ungepflegt und gleichzeitig sexy aus. Schlampig. Irgendwie erregend.
    Die Zigarette. Wirf sie weg.
    Dämmernde Erkenntnis. Und damit verbunden Schuld.
    Ich hab’s vergessen!, schrie sie. Mehr nicht!
    Wirf sie sofort weg, Bev, sonst scheuer ich dir noch eine.
    Sie hatte das Fenster runtergekurbelt und die Zigarette rausgeworfen. Dann drehte sie sich ihm zu, das Gesicht blass, verängstigt, aber auf unbestimmte Art ruhig.
    Du darfst … du solltest mich nicht schlagen, Tom, das ist eine schlechte Basis für … für … für eine feste Beziehung. Sie versuchte, einen bestimmten Tonfall zu treffen, erwachsen zu klingen, schaffte es aber nicht. Er hatte sie in ihre Kindheit zurückversetzt, er saß mit einem Kind in diesem Auto. Sinnlich und sexy wie die

Weitere Kostenlose Bücher