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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Schutt übersäten Straßen. Nur die Menschen aus Derry, meist schweigend. Sie starrten Dinge an, hoben hier und dort etwas auf, betrachteten es und warfen es dann wieder zu Boden, während sie herauszufinden versuchten, was während der letzten sieben oder acht Stunden geschehen war. Männer standen auf der Kansas Street, rauchten und starrten auf die Häuser, die in die Barrens hinabgerissen worden waren. Andere Männer und Frauen standen hinter den weiß-orangefarbenen Absperrungen und betrachteten das Loch, das bis um zehn Uhr noch das Zentrum ihrer Innenstadt gewesen war. Die Schlagzeile der Sonntagszeitung dieser Woche lautete: WIR WERDEN DIE INNENSTADT WIEDER AUFBAUEN, VERSPRICHT DERRYS BÜRGERMEISTER, und vielleicht würden sie das auch tatsächlich tun. Aber in den folgenden Wochen, während der Stadtrat hitzige Debatten darüber führte, wie dieser Wiederaufbau vonstattengehen sollte, wuchs der riesige Krater im Stadtzentrum auf unspektakuläre Weise stetig weiter. Vier Tage nach dem Sturm stürzte das Bürogebäude der Bangor Hydroelectric Company in diesen Krater, drei Tage später das Restaurant »Flying Doghouse«, das die besten Kraut-und Chili-Hotdogs im Osten von Maine verkaufte. Regelmäßiger Rückstau in der Kanalisation überschwemmte Einfamilien- und Mietshäuser ebenso wie Geschäftshäuser. In Old Cape wurde es so schlimm, dass die Menschen wegzuziehen begannen. Am Abend des 10. Juni fand im Bassey Park das erste Pferderennen des Jahres statt; der Beginn war auf 8 Uhr festgesetzt worden, und die allgemeine Stimmung hob sich beträchtlich. Aber gegen Ende des ersten Durchlaufs, als die Pferde auf die Ziellinie zutrabten, brach ein Teil der Zuschauertribüne zusammen, und ein halbes Dutzend Menschen wurde verletzt. Einer von ihnen war Foxy Foxworth, der bis 1973 Geschäftsführer des Aladdin gewesen war. Foxy verbrachte zwei Wochen im Krankenhaus – ein Bein war gebrochen und ein Hoden durchbohrt. Nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus beschloss er, zu seiner Schwester nach Somersworth in New Hampshire zu ziehen.
    Er war nicht der Einzige, der seinen Wohnsitz wechselte. Derry versank.

8
     
    Sie beobachteten, wie der Sanitäter die hinteren Türen des Krankenwagens zuschlug und ihn in Richtung des Beifahrersitzes umrundete. Der Wagen setzte sich den Hügel hinauf in Richtung des Krankenhauses von Derry in Bewegung. Richie hatte ihn unter Einsatz seines Lebens angehalten und dann seine ganzen Überredungskünste angewandt, um den wütenden Fahrer, der darauf bestand, er habe schlicht keinen Platz mehr, dazu zu bewegen, Audra doch noch mitzunehmen. Schließlich hatte der Sanitäter sie auf dem Fußboden untergebracht.
    »Was nun?«, fragte Ben. Er hatte große dunkle Ringe unter den Augen, und ein Schmutzstreifen zog sich um seinen Hals.
    »Ich g-g-gehe ins T-T-Town House«, sagte Bill, »und w-w-werde mindestens sechzehn Sch-Sch-Stunden schlafen.«
    »Guter Plan«, sagte Richie. Er sah Bev hoffnungsvoll an. »Haben Sie zufällig Zigaretten, werte Dame?«
    »Nein«, sagte Beverly. »Ich glaube, ich werde das Rauchen wieder aufgeben.«
    »Ein sehr vernünftiger Vorsatz.«
    Sie gingen langsam nebeneinander den Hügel hinauf, alle vier, Seite an Seite.
    »Es ist v-v-vorbei«, sagte Bill.
    Ben nickte. »Wir haben es vollbracht. Du hast es vollbracht, Big Bill.«
    »Wir alle haben es vollbracht«, meinte Beverly. »Ich wünschte, wir hätten Eddie mit raufbringen können. Das wünsche ich mehr als alles andere.«
    Sie erreichten die Ecke Upper Main Street und Point Street. Ein Junge in rotem Regenmantel und grünen Gummistiefeln ließ auf dem Sturzbach im Rinnstein ein Papierboot schwimmen. Er schaute auf, sah, dass sie zu ihm herüberblickten, und winkte ihnen schüchtern zu. Bill erkannte in ihm den Jungen mit dem Skateboard – den, dessen Freund Haie im Kanal gesehen hatte. Er lächelte und ging auf den Jungen zu.
    »Jetzt ist alles in O-O-Ordnung«, sagte er.
    Der Junge betrachtete ihn mit großem Ernst … und dann grinste er. Das Lächeln war strahlend und hoffnungsvoll. »Ja«, sagte er. »Das glaube ich auch.«
    »Du k-k-kannst deinen Arsch drauf v-verwetten.«
    Der Junge lachte.
    »W-Wirst du vorsichtig s-s-sein, w-wenn du mit deinem Skateboard rumsaust?«
    »Nicht sehr«, antwortete der Junge, und dieses Mal war es an Bill, zu lachen. Er widerstand der Versuchung, dem Jungen übers Haar zu streichen – das hätte dieser ihm bestimmt übel genommen – und kehrte zu seinen Freunden

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