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Es sterben immer drei

Es sterben immer drei

Titel: Es sterben immer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Bus
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sie es auch nötig. Wir dagegen sind stolz auf unser erstklassiges Öl, wir müssen keinen minderwertigen Dreck in Tunesien kaufen. Qualität ist seit Jahrhunderten unser wichtigstes Verkaufsargument. Das werden wir doch nicht aufs Spiel setzen.« Sie ereiferte sich so sehr, dass sie sogar vergaß, Jochens Oberkörper weiter zu bearbeiten.
    »Bauen Sie selbst denn auch Oliven an?«, fragte Stella höflich.
    »Selbstverständlich. Was glauben Sie, wem die meisten Olivenbäume hier gehören. Mir. Meiner Familie. Die Häuser hat mein Vater in den 70er-Jahren an die Ausländer verkauft, aber das Land hat er behalten. Eine sehr weise Entscheidung. Wir forschen, wir ziehen unsere eigenen Pflanzen, wir lassen die Oliven sorgfältig reifen, wir verarbeiten sie behutsam. Ich kann mit Stolz sagen, wir haben die perfekte Balance zwischen Tradition und Moderne gefunden. Da die Nachfrage nach hochwertigem Olivenöl in der ganzen Welt steigt, machen wir inzwischen auch gute Geschäfte.« Sie suchte eine Weile nach noch nicht erwähnten Punkten in ihrer Marketingrede. »Wir brauchen nicht zu panschen, wir erreichen mit Qualität eine sehr anständige Rendite.«
    »Mit großzügiger Unterstützung der EU«, sagte Katharina.
    »Ja und? Ist daran etwas Schlimmes? Sollen nur der Balkan oder Irland von der EU profitieren? Die Olivenölgewinnung ist eine uralte europäische Kulturtradition. Wir erhalten sie am Leben, dafür benötigen wir Unterstützung. Das ist doch mehr als gerechtfertigt.« Die Contessa war nun ehrlich empört.
    »Aber ja, Leonora.« Katharina versuchte, sie wieder gnädig zu stimmen. »Es gönnt dir doch jeder dein EU-Geld.«
    »Nein, eben nicht.« So schnell war die Contessa nicht zu besänftigen. »Du machst dir keine Vorstellungen, wie neidisch meine Konkurrenten auf mich sind. Sie gönnen mir meinen Erfolg nicht.« Sie schob die Unterlippe vor wie ein beleidigtes Kleinkind. »Und die Bauern erst. Da ich beste Qualität fordere, sind sie schlecht auf mich zu sprechen und setzen böse Gerüchte in die Welt. Alles gelogen. Wenn ich nicht wäre, hätten sie alle kaum ein Geschäft. Ich kaufe ihnen ihre Oliven zu einem fairen Preis ab. Ich erpresse sie nicht. Dank mir können sie es sich überhaupt nur leisten, auf ihrem bisschen Land zu bleiben, statt in der Fabrik zu malochen. Aber mir dankt ja keiner.« Sie rückte wieder etwas näher an Jochen, um ihm die Gelegenheit zugeben, sie nun ebenfalls zu trösten. Jochen tat so, als bemerke er es nicht. Die Contessa war trotz Herkunft und Ländereien keine Frau, die ihm gefiel. Zu alt und zu pummelig, dachte Stella. Leonora war höchstens Ende vierzig, ein paar Jahre jünger als Jochen. Sie dachte offenbar, sie sei damit noch in einem für ihn interessanten Alter. Anders waren die Blicke, die sie ihm zuwarf, nicht zu deuten. Er schien diese Meinung nicht zu teilen.
    Alle schwiegen erschöpft von der Suada der Contessa. Was gab es darauf auch zu sagen. Im Vergleich zum Tratsch über Valeries Tod waren die Details der umbrischen Olivenölproduktion eindeutig das uninteressantere Thema. Stella schüttete sich nun doch etwas Wasser in den Rotwein und hoffte, dass kein aufrechter italienischer Winzer sie bei ihrer Freveltat des Panschens beobachtete. Aber wenn sie weiter den Wein pur trank, wäre sie bald betrunken. Zum Glück wurde gerade der Hauptgang, Secondo , unter großem Hallo aus einem Lieferwagen gehievt. Porcetta , riesige Rollbraten, für die zwei ganze Schweine ihr Leben lassen mussten, die aber allen Grund hatten, mit ihrem Schicksal zufrieden zu sein, waren sie doch zu einer nach Rosmarin duftenden Delikatesse verarbeitet worden. Die Haut mit Honig eingepinselt und wunderbar zart und kross. Stella stellte sich doch noch mal an, obwohl sie nach den Nudeln schon glaubte, satt zu sein, und fragte sich träge, wo um Himmels willen der runde Mann, der die Porcetta in Scheiben schnitt, sein T-Shirt her hatte. »Netter älterer Herr« verkündete es und so sah er auch aus, obwohl er kein Wort Deutsch verstand. Schade, dass sie auf einer Bierbank saß und sich nicht bequem zurücklehnen konnte, um das Theater zu betrachten, während sich langsam der Abend anschlich. Der Maresciallo hatte recht gehabt. Das Lokalkolorit gefiel ihr.
    Sie beneidete Luis, der sich ungezwungen und freundlich zwischen all den Fremden treiben ließ, als ob er sie alle seit seiner Kindheit kennen würde. Er hatte sich auch in Schale geschmissen. Seine dünne Yogigestalt im grauen Anzug und

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