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Es sterben immer drei

Es sterben immer drei

Titel: Es sterben immer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Bus
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sich in den langen gemeinsamen Jahren so aneinander angepasst hatte, dass es wie eine gut geölte Maschine auch das Tanzen hocheffizient absolvierte, ohne Fehltritt, nichts brachte sie aus dem Takt. In dieser Ehe herrschte offensichtlich die absolute Harmonie. Auch langweilig, dachte Stella und trat Luca versehentlich auf den Fuß. »Oh, Entschuldigung«, sagte sie pflichtbewusst, ließ sich aber nicht weiter verunsichern. Die nächste Nummer war ganz langsam und gab ihr die Gelegenheit, hastig eine Schorle hinunterzukippen, bevor Luca sie schon wieder am Arm packte und zurück auf die Tanzfläche zog. Erschöpft schmiegte sie den Kopf an seine breite Polizistenbrust. Sie fühlte sich wunderbar aufgehoben in seinen Armen, wenn auch ein bisschen schwindelig, aber das verstärkte nur noch die Notwendigkeit eines Beschützers. Er küsste ihren Hals, was sie als absolut vernünftig und folgerichtig empfand.
    Und dann fiel ihr ein: Wo war Luis? Seitdem der Kaffee serviert worden war, hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Er war weg, als hätte er sich in Luft aufgelöst. So lange konnte kein Mensch auf dem Klo bleiben. Sie wusste, dass Tanzen nicht gerade zu seinen Lieblingsbeschäftigungen gehörte, aber sie hatte beobachtet, wie seine Höflichkeit ihn auf Festen immer dazu trieb, mit einer Dame nach der anderen seine Runden zu drehen. In ordentlichen Schweizer Tanzstunden geschult, absolvierteer das Programm in tadelloser Haltung und immer dem gleichen Repertoire an Schritten. Nur den Takt glich er der Musik an. »Hast du Luis gesehen?«, fragte sie Luca, der ihr sanft den Rücken streichelte, fast bis zum Po hinunter. Er hob den Kopf, schaute einmal in die Runde und schüttelte ihn. »Nein, schon länger nicht mehr.« Marlene näherte sich mit ihrer Kamera und kommandierte: »Enger zusammen, bitte. Das neue Liebespaar muss dokumentiert werden.« Sie filmte, während Luca lachend eine abwehrende Stella an sich zog. Sie mochte es nicht, erwischt zu werden, erst recht nicht, wenn es um Liebe ging, in welcher Form auch immer. Schon allein deswegen war sie fast froh, als sie eine Hand auf der Schulter spürte und ein Mann sagte: »Eine Tänzerin dieser Güteklasse können Sie nicht für sich allein beanspruchen, Maresciallo« und mit einem »Darf ich« Stella zu sich her drehte und sie mitten im Tanzschritt übernahm. Kleemann, von dem Stella bislang angenommen hatte, dass er sie außer als Jochens Schusswaffenopfer kaum wahrgenommen hatte. »Wie geht es dem Arm?«, fragte er und berührte leicht den verkrusteten Streifschuss, von dem sie das Pflaster gelöst hatte, damit Luft daran kam und es schneller verheilte. »Alles okay«, sagte Stella. »War wirklich nicht schlimm.«
    »Na ja, wie man’s nimmt«, sagte Kleemann. Er tanzte gut, es machte Spaß mit ihm. Sicher und leichtfüßig schob er seinen massigen Körper durch die Lücken zwischen den Paaren. Stella sah, dass jetzt sogar Jochen seine Pose als trauernder Hinterbliebener aufgegeben hatte und die Contessa zur Musik herumschwenkte. Sie sprach eifrig auf ihn ein, er hielt den Kopf gesenkt und schien ihr tatsächlich konzentriert zuzuhören. Kleemann folgte ihrem Blick. »Valeries Witwer hat sich nun doch entschlossen, sich durch ihr Ableben nicht den Spaß verderben zu lassen«, sagte er. Er klang schon wieder ziemlich gehässig. »Was machen die Nachforschungen?«, fragte er.
    »Welche Nachforschungen?«
    »Oh, stimmt, in deiner Branche nennt man das ja Recherchen,wenn man die Nase in anderer Leute Angelegenheiten steckt.« Er lachte laut und drehte Stella so schnell im Kreis, dass ihr fast schwindelig wurde. »Gegen Geld den Tod der Freundin für Ottos Revolverblatt durch den Dreck ziehen, so ist es doch, oder?« Gut gelaunt drehte er sie noch mal, sichtlich amüsiert über den Hieb, den er Stella zufügte.
    »Wer sagt das?«
    »Der Wind, der Wind, das himmlische Kind.«
    Sie wollte sich losreißen und ihn stehen lassen, aber er zwängte sie in seinen Armen fest wie in einem Schraubstock. »Nicht doch. Abhauen gilt nicht. Ist doch nichts Schlimmes dabei. Wenn du willst, helfe ich dir sogar. Ich weiß einiges über unseren gemeinsamen Freund«, er deutete mit dem Kinn in Richtung Jochen, »worüber er gerne für immer den Mantel des Schweigens ausbreiten würde.«
    »Und Sie denken, das könnte mich interessieren.« Stella konnte sich nicht erinnern, dass sie sich je offiziell geduzt hätten.
    »Aber natürlich. Ein Wühlmäuschen liebt doch den Dreck.«
    Wo war denn

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