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Es sterben immer drei

Es sterben immer drei

Titel: Es sterben immer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Bus
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neben Marlene. Stella neben Katharina und Jochen. Natürlich fragte er vorher um Erlaubnis. » Permesso?« Alle nickten. Erleichtert sah Stella, dass Luis, der in seinem Kastenwagen vorgefahren war, ihr schräg gegenüber Platz fand. Er war einfach ohne Einladung an der Festtafel erschienen, bei fast 100 Personen fiel das niemandem auf. Da Stella zum Fremdeln neigte, fühlte sie sich mit jedem bekannten Gesicht ein Stückchen sicherer. Luca entschuldigte sich, als lokale Persönlichkeit hatte er ein paar regionalen Wichtigtuern seine Aufwartung zu machen. Stella flüchtete sich schnell dahin, wo alle Schüchternen auf einer Party Zuflucht suchen. In die Schlange vorm Büfett. Zur Einstimmung gab es die in Umbrien allgegenwärtige Wildschweinsalami, nicht gerade Stellas Leibspeise, eine ganz normale Rindfleischsalami, eventuell mit ein paar vegetarischen Walnüssen angereichert, schmeckte ihr besser. Wieder an ihrem Platz, auf der zähen, luftgetrockneten Wurst kauend, beobachtete sie Luca, der freundlich und lässig mal an diesem, mal an jenem Tisch auftauchte, ein paar Minuten sitzen blieb, die Leute zum Lachen brachte und weiterzog. Er fühlte sich zuhause, das sah man ihm an. Wenn er an ihr vorbeikam, legte er die Hand leicht auf ihre Schulter und fragte, ob sie sich amüsiere. Sie nickte. Mehr war nicht, aber seine Berührung gefiel ihr. Er hatte feste, warme Hände. Angenehm.
    »Luca ist ein Darling«, sagte Katharina neben ihr, als wäre sie ihm ebenso mit den Augen gefolgt wie Stella. »N’est-ce pas?« Dass sie keinen einwandfreien deutschen Satz mehr zustande brachte, lag wohl an dem internationalen Flair im Hof. Außerdem hatte Katharina einen Ruf als prätentiöse Zicke zu verteidigen.
    »Wer ist eigentlich die Contessa?«, fragte Stella, um nicht über Luca reden zu müssen. Katharina zeigte auf eine pummelige Blondine in einem geblümten Rüschenkleid mit Volants am Saum. »Soll ich dich vorstellen?« Stella, die auch überfallartige Zwangsbekanntschaften nicht mochte und längere Anwärmphasen bevorzugte, versuchte noch verschreckt abzuwehren, aber da hatte Katharina mit einem lauten »Leonora« die Aufmerksamkeit der Contessa schon auf sich gelenkt. Sie näherte sich mit flatternden Volants. »Carissima, wie schön, dass du trotz der Tragödie in eurer Familie gekommen bist.« Sie erwies sich als lebhaftes, perfekt englisch sprechendes Smalltalk-Talent, ohne Scheu vor tragischen Ereignissen. Stella brauchte sich nur stumm zurückzulehnen, ihr inneres Aufnahmegerät eingeschaltet.
    Laut der Contessa hing Valerie noch im Eisblock in der Pathologie in Perugia fest, die Bestattung in Deutschland war auf unbestimmte Zeit verschoben. Der Gerichtsmediziner hatte die Theorie eines Selbstmordes oder eines Sexualdelikts endgültig in den Bereich der Phantasie verwiesen. Valerie war aus relativ großer Entfernung erschossen worden, was auf ein Gewehr mit Zielfernrohr schließen ließ, sehr wahrscheinlich lasergesteuert. Eventuell mit Nachtsichtgerät, da es wahrscheinlich schon zu dämmerig war, um noch genug zu sehen. Das alles war nichts Außergewöhnliches. Jäger heutzutage nutzten die moderne Technik, um gegen das Wild ihre Chance zu wahren. Warum auch nicht, fand die Contessa, schließlich sei auch dies ein Beweis für die Überlegenheit der Menschheit über die Tiere. Erstaunlich nur die großen Verwüstungen, die der Schuss angerichtet hatte. Wenn auch professionell gesetzt, aber mit viel zu großem Kaliber. Das ganze Gesicht der armen Valerie war weggepustet. Ekelhaft. Wo sie doch immer so viel Wert auf ihr Make-up gelegt hatte. Die Polizei fahnde nach einem Könner. Einer Person, die hervorragend mit einem Gewehr umzugehen verstehe. Aber da sich in Umbrien die meisten Jäger pro 1000Einwohner in ganz Italien herumtrieben und außerdem aus den benachbarten Provinzen, vor allem aus Rom, auch noch Tausende von fremden Waidmännern in die Gegend strömten, war die Virtuosität des Schützen nur ein schwacher Hinweis. Selbst die tölpelhaftesten Bauern erwiesen sich manchmal als überragend treffsicher. Die Tatwaffe war leider verschwunden. Auch dies kein Wunder, ein derart fähiger Schütze wäre schön blöd, würde er so ein wichtiges Indiz nicht sorgfältig beseitigen. Aber eine Spur hatte er immerhin hinterlassen. Wie die Contessa letztlich bei der Soiree des Polizeipräsidenten mitgehört hatte, schoss er vermutlich mit einem Gewehr für die Großwildjagd. Sie selbst träumte schon seit ihrer

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