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Es sterben immer drei

Es sterben immer drei

Titel: Es sterben immer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Bus
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der Charme dieses Mannes geblieben? Hatte sie ihn tatsächlich fast sympathisch gefunden? Jetzt war nur eine beleibte missgünstige Kanaille übrig geblieben. Sie versuchte wieder, sich aus seinem Griff herauszuwinden.
    Er gab ein bisschen nach, aber eben nur ein bisschen. »Nicht böse sein, aber ich kann Unaufrichtigkeit nicht ausstehen. Gib doch einfach zu, dass Otto dich wegen des Mordes an Valerie hier einquartiert hat, dann wird man dir helfen. Nicht nur ich. Auch andere. Wir alle wollen, dass die Wahrheit über ihren Tod herauskommt, und keiner hat etwas gegen eine Geschichte darüber. Nur wahr muss sie sein und fair.«
    »Da sind Sie ja bei mir an der richtigen Stelle.«
    »Das habe ich nie bezweifelt.«
    »Was kann ich sonst noch für Sie tun?«
    Er ließ sich nicht verunsichern, sondern zog sie am Ellenbogen an einen Tisch und schenkte ihr noch eine Weinschorleein. Die wievielte eigentlich? Sie spürte den Alkohol immer deutlicher, trotz des hohen Wasseranteils, aber noch nicht unangenehm, sondern als Anflug einer angenehmen Lässigkeit. Vielleicht war jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen, sich Verbündete zu suchen. Vielleicht war sie bei Kleemann tatsächlich an der richtigen Adresse. Er mochte Jochen genauso wenig wie sie, das war doch schon mal eine gute Basis für eine Zusammenarbeit. Mit vom Alkohol beflügelter Ehrlichkeit informierte sie Kleemann über ihr Arbeitsverhältnis mit Otto und erzählte ihm auch gleich, dass er als Chefredakteur Ironie in seinem Blatt verbot, weil die niemand verstand, erst recht keine Frau. Dafür durfte aber ungehemmt psychologisiert werden, denn in Beziehungsmustern kannte seine weibliche Leserschaft sich bestens aus. Alle Fakten wurden dieser Sicht der Dinge unterworfen. Hier ein bisschen zurechtgebogen, da was ausgelassen und dort was überinterpretiert, ohne Aussagen direkt zu fälschen. »Machen das nicht alle?«, fragte Kleemann weise. Stella nickte. Ja, wahrscheinlich bastelte jeder sich seine Wahrheit so zurecht, wie es ihm in den Kram passte. Nicht nur Journalisten. Die füllten nur Zeitungen damit oder Fernsehsendungen. Sie hielt inne und ärgerte sich, dass sie sich zu diesen medientheoretischen Betrachtungen hatte hinreißen lassen. Die Weinschorlen waren schuld. »Aber du wolltest mir doch von Valerie erzählen.«
    Er reagierte, als hätte er die ganze Zeit auf sein Stichwort gewartet. »Was ich weiß, kannst du für deine Geschichte nur nutzen, wenn du meinen Namen heraushältst. Das musst du mir versprechen.«
    Sie gab ihm die Hand. »Einverstanden.«
    »Valerie und ich hatten vor zehn Jahren in Venedig eine kurze Affäre.« Das wusste sie schon.
    »Sie machte sich einen Spaß daraus, Männer zu verführen. Mir kam es vor, als klopfte sie für jede Eroberung Silbernägel in ihr Bett wie Winnetou für jeden toten Weißen Nägel in seine Silberbüchse. Ich hatte nie was gegen ein kleines Abenteuer, vorallem wenn, wie Valerie, die Frauen den ersten Schritt unternahmen. Über lange Jahre fühlte ich mich nur in der Begegnung mit Frauen wirklich lebendig.«
    Stella nickte verständnisvoll.
    »Das konnte ich auch Katharina zuliebe nicht ändern. Deswegen haben wir uns scheiden lassen. Nicht, weil wir uns nicht mehr liebten, sondern weil sie mich für sich allein beanspruchte. Das Einzige, was ich ihr nie geben konnte.«
    »Hm«, sagte Stella.
    »Valerie und ich haben die Sache nach ein paar Wochen ohne großes Aufsehen beendet.«
    »In beiderseitigem Einvernehmen.« Stella war die Phrase aus der Auflösung von Arbeitsverträgen geläufig.
    »Genau.« Kleemann nahm einen Nussschnaps, den ein Mädchen auf einem Tablett durch die Reihen trug, und wollte Stella auch einen hinstellen. Sie winkte ab und goss sich noch eine Schorle ein. Der Hof hatte sich jetzt fast geleert. Die Gäste aus dem Dorf waren alle nach Hause gegangen, auch der Keyboarder packte sein Instrument ein.
    »Valerie nach so langer Zeit als Freundin von Jochen wiederzutreffen, war merkwürdig.« Kleemann spielte nachdenklich mit dem vollen Glas, als zögerte er, ob er sich einen Schluck genehmigen sollte. »Ausgerechnet mit Jochen, diesem Langweiler.« Er trank sein Glas jetzt doch leer.
    »Na ja, Langweiler ist vielleicht das falsche Wort für Jochen«, sagte Stella.
    »Kann sein«, gab Kleemann zu. »Ekel trifft es vielleicht besser.«
    Dagegen hatte Stella nichts.
    »Wieso sie ihn sich ausgesucht hat, verstehe ich bis heute nicht. Scheint ein Muster in meinem Leben zu sein, dass Jochen meine

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