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Es tut sich was im Paradies

Es tut sich was im Paradies

Titel: Es tut sich was im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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weltverbessernden Unfug, ich bitte dich. Du wirst dir nichts als Scherereien zuziehen, und ich kann nicht jedesmal durch ganz Neuseeland angerast kommen, wenn du dich wieder in die Nesseln gesetzt hast.«
    »Sei doch nicht so aufgeblasen. Ich gerate schon nicht in die Nesseln, und wenn, dann würde ich bestimmt nicht heulend zu dir rennen und dich anflehen, mich wieder rauszuholen.«
    Darin mußte er ihr recht geben, sie hatte sich nie beklagt oder bei ihm um Hilfe gebettelt, trotzdem ließ er nicht locker: »Und schlag dir die fixe Idee aus dem Kopf, du seist so etwas wie eine Reinkarnation dieses albernen kleinen Müllermädchens. Lieber Gott, wenn Browning geahnt hätte, was er mit seinem verschrobenen Gedicht angestellt hat! Er kannte dich eben nicht.«
    Sie lachte und vergaß augenblicklich ihren Ärger, denn mittlerweile waren sie wieder in der Nähe des Hauses angelangt, und sie bat ihn zu halten, weil dieser Platz ihr geeignet schien, einen kleinen Dauerlauf mit Mohr zu machen. Diesmal folgte er ihr williger aus dem Wagen, begann aber sofort heftig an der Leine zu ziehen und entwickelte so erstaunliche Kräfte, daß ihr nichts anderes übrigblieb, als sich mitzerren zu lassen, bis sie schließlich anfing, mit ihm zu sprechen und ihm gut zuzureden. Da gab er seinen Fluchtversuch allmählich auf und trottete gehorsam, wenn auch mißvergnügt, hinter ihr her.
    James zeigte keine Lust, sich ihnen anzuschließen. Er war müde von der morgendlichen Gerichtsverhandlung und von der langen Fahrt. Im allgemeinen rauchte er höchst selten, aber jetzt zündete er sich eine Zigarette an, blieb sitzen und sah Pippa nach. Sie war doch ein attraktives kleines Geschöpf. Sicherlich würde sie sich hier schnell beliebt machen, bei Männern sowohl wie bei Frauen. Sie gab sich so einfach und natürlich und nahm sich selbst so wenig wichtig. Womöglich fand sie einen passenden Mann unter den ansässigen Farmern. Es wäre ja doch das beste und wünschenswerteste für sie, zu heiraten.
    Jeden, nur nicht ihn — James Maclean. Er spürte kein Verlangen nach einem derartigen Wagnis. Einmal, vor langer Zeit, hatte er sich die Finger verbrannt. Und was Pippa anbetraf, so wäre er, erst recht nach diesem verrückten Einfall neulich — James hätte das Wort >ritterlich< empört zurückgewiesen —, gerade nach diesem übereilten und völlig wahnwitzigen Antrag, überglücklich, sie unter der Haube zu sehen. Er würde sie dem betreffenden Unglücksraben mit Freuden geben und dabei kaum mehr als einen ganz leisen Anflug brüderlichen Bedauerns empfinden.
     
     

6
     
    Es war Nachmittag des Heiligabends, und in Pippas Leihbücherei herrschte Hochbetrieb, das heißt, sechs Kunden wühlten in den Regalen nach Lektüre und fünf weitere saßen schwatzend auf der Veranda, wo Freddy >so ‘ne Art Armsünderbänkchen< hingenagelt hatte, wie er es nannte. Hier pflegten sich ihre Abonnenten ein Stelldichein zu geben, die Männer, um über Fischfang zu diskutieren, die Frauen mit ihrem beliebtesten Gesprächsthema, den Lebensmittelpreisen.
    Ja, es machte viel Spaß, aber auch einen Haufen Arbeit. Sie hatte seit der Eröffnung unzählige Menschen kennengelernt und mit den meisten schnell Kontakt gefunden. Die Badegäste waren eine fröhliche, ungezwungene Gesellschaft, als flüchtige Bekannte amüsant und vergnüglich, jedoch keinen nachhaltigen Eindruck hinterlassend.
    Aber das war auch gar nicht wichtig, denn inzwischen hatte sie im Krankenhaus echte Freunde gefunden, die in ihrem Leben nicht nur von vorübergehender Bedeutung sein würden, das wußte sie. Als erste die erfahrene Oberschwester Price, die in der ganzen Gegend einen fast legendären Ruf genoß, eine große, stattliche Matrone mit frischem Gesicht und üppigem, grauem Haar. Jeder kannte sie als eine resolute Person, auf die alle stolz waren, und man erzählte sich, daß selbst Dr. Horton sie nicht nur respektiere, sondern sogar heimlich fürchte.
    Sie war eine aufopfernde und ungemein befähigte Krankenschwester, die schon manchen grimmigen Strauß um Leben und Gesundheit ihrer Patienten siegreich bestanden hatte.
    Ein oder zwei Tage, nachdem die Leihbücherei eröffnet worden war, erschien sie in geschäftiger Eile bei Pippa.
    »So, Sie sind also die nette kleine Bibliothekarin, von der alles schwärmt. Na, dann suchen Sie mir mal etwas zum Einschlafen aus. Biographien? Du meine Güte, nein. Nichts so Gescheites, bitte. Ich mag hübsche, romantische Liebesgeschichten, und sie

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