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Es tut sich was im Paradies

Es tut sich was im Paradies

Titel: Es tut sich was im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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wieder heimliche Zweifel ein. Weshalb nur? Alle hatten ihr Mut gemacht, sie in ihrem Entschluß bestärkt, aber von James, diesem notorischen Schwarzseher, konnte man ja keinen Optimismus erwarten. Das war gänzlich hoffnungslos bei ihm. Mit tapferer Stimme fuhr sie fort: »Komm herein und schau es dir selbst an. Sieh nur die vielen Bücher. Ist das nicht eine Unmenge? Und sie wirken so prächtig und kostbar, gar nicht wie Leihbücher.«
    »Das wird nicht lange dauern, wart’s nur ab, wenn erst alle ihre dreckigen Finger daran abwischen.« Aber dann merkte er, wie ihre fröhliche Zuversicht schwand, und er fügte mit einem Blick auf ihr enttäuschtes Gesicht weicher hinzu: »Das Zimmer ist sehr hübsch. Du mußt ja ungeheuerlich geschuftet haben in den paar Wochen. Bist ganz am Ende und viel zu dünn. Ja, wirklich recht ansprechend, solange man nicht aus dem Fenster sieht.«
    Sie faßte sich schnell wieder und lachte. »Vorsicht, James, du warst eben beinah nett. Komm und guck dir mein Wohnzimmer an. Es ist zwar bescheiden, aber Mutters Möbel haben viel zu seiner Verschönerung beigetragen.«
    Sie hatte recht. Der Raum, der hinten an die Bibliothek angrenzte, war freundlich mit seinen einfach gestrichenen Wänden, aber die Möbel gaben den Ausschlag, die Sessel mit den geschweiften Lehnen, der kleine Mahagonitisch, das niedrige Sofa und der Perserteppich aus Paulines Schlafzimmer. Auch die Vorhänge waren von ihr, der Kaminhocker und die vier guten Aquarelle, an die sich James noch genau erinnerte. Damals, als Pauline die Bilder kaufte, hatten sie ihm nicht gefallen, er fand sie zu avantgardistisch, wie all dieses moderne Zeug. Aber jetzt, zehn Jahre später, wirkten sie beinahe veraltet und überraschend anheimelnd.
    »Ja, die Sachen sind gut, sie machen das Zimmer gemütlich. Aber es müßte ein Fenster mehr sein. So, und dies ist deine Küche. O ja, für eine kleine Person wie dich genügt sie vollkommen. Und sogar elektrisches Licht hast du hier, immerhin ein großer Vorteil.«
    Er war richtig wohlwollend, und in Pippa erwachte ein warmes Gefühl der Zuneigung für ihn. Schließlich war er so ziemlich der einzige Verwandte, den sie noch hatte, und er war extra die fünfzig Kilometer weitergefahren, bloß um sie zu sehen. Ihr Haus gefiel ihm offensichtlich, sie spürte seine freudige Überraschung und Erleichterung, die sich hinter der Kritik verbarg, und so gab auch sie ihre Verteidigungsstellung auf und zeigte sich als charmante Gastgeberin.
    »Du hast eine lange Fahrt hinter dir. Wir wollen Tee trinken.«
    Sie hatte so eine drollig nette hausfrauliche Art, fand James, der ihr mit Anerkennung zusah, wie sie dünne Scheiben Brot schnitt, mit Butter bestrich und die elektrische Platte einschaltete.
    »Bis es kocht, kannst du noch schnell den Rest bewundern, mein Schlafzimmer und den Garten — und vor allen Dingen die Aussicht.«
    Auch das Schlafzimmer war durch die einfachen, schönen Möbel ihrer Mutter sehr vorteilhaft ausstaffiert worden, das breite Doppelbett, die Truhe und den dicken Teppich. James grunzte beifällig und drückte sogar unverhohlene Genugtuung beim Anblick des weitläufigen Gartens aus.
    »Könnte man glatt zwei daraus machen. Und einen Extraeingang hat er auch. Wem gehört denn der Lastwagen?«
    Sie erzählte ihm von Freddy und dem kleinen »Handel auf Gegenseitigkeit«, was ihn sofort veranlaßte, sie zu warnen. Sie solle sich lieber die Leute erst genau ansehen, ehe sie ihnen so voreilig Tür und Tor öffne. Den Badeverschlag zeigte sie ihm nicht, sondern deutete nur mit großzügiger Handbewegung die Richtung zum Schuppen an. Für seine Verschönerung hatte nämlich das Geld nicht mehr gereicht. Sie war der Wanne zuerst mit Scheuerlappen und Bürste und dann mit Emaillefarbe zu Leibe gerückt, und Alec hatte alles neu getüncht, aber es gab immer noch keine Tür, und zwischen den Brettern klafften peinliche Risse. Pippa hing immer einen Vorhang vor die Öffnung und ein Laken an die Wand und verließ sich im übrigen auf ihr Glück. Es war eigentlich sogar ganz originell und komisch, aber dafür hatte James natürlich keinen Sinn.
    Trotz ihrer aufmunternden Einladung und obwohl sie ihm vorführte, wie man sich auf einen Ast hinaufschwingt, weigerte er sich entschieden, seinen tadellos sitzenden Anzug in Gefahr zu bringen, und versicherte, er glaube ihren Schilderungen über die schöne Aussicht aufs Wort. Sie gingen den Weg zum Haus zurück, als Pippa plötzlich betroffen aufhorchte. Ein

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