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Es tut sich was im Paradies

Es tut sich was im Paradies

Titel: Es tut sich was im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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müssen sich am Schluß kriegen. Für diese modernen problematischen Sachen bringe ich keine Geduld auf. Hab’ tagtäglich genug Leid und Unglück mitanzusehen, brauche nicht noch darüber zu lesen. Ein tristes Geschäft, Leute auseinanderzunehmen, um sie von innen zu betrachten. Nein, ich will, daß meine Romanheldin eine Schönheitskonkurrenz gewinnt, das große Los zieht oder sich glücklich verheiratet und >wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute<.«
    Und wie schon so oft kam Pippa angesichts ihrer imposanten Persönlichkeit und ihres von Güte und Lebensweisheit geprägten Gesichts zu der Erkenntnis, daß man in einer Leihbücherei auf immer neue Überraschungen gefaßt sein muß.
    »Kommen Sie doch mal irgendwann zu uns zum Abendessen. Sie werden sich mit meiner Stationsschwester, Jane Harding, sicher gut verstehen. Sie ist intelligent und liest ernste, tiefgründige Bücher, nicht wie ich. Außerdem ist sie ein feiner Kerl, und Umgang mit Gleichaltrigen würde ihr guttun. Sagen wir, gleich Mittwochabend?«
    Pippa folgte der Einladung und unterhielt sich glänzend, und als es Zeit war zum Heimgehen, verabschiedete sich Pippa mit ehrlichem Bedauern.
    »Aber Sie kommen doch wieder, immer wenn Sie Zeit haben«, sagte die Oberschwester. »Warten Sie nicht erst eine Aufforderung ab. Zu essen gibt’s in einem Krankenhaus immer. Wie wär’s zum Beispiel am ersten Weihnachtsfeiertag mittags?«
    »Danke tausendmal, aber da habe ich schon bei den Moores zugesagt. Die waren von Anfang an so nett und hilfsbereit zu mir, wissen Sie.«
    Oberschwester Price ließ ein mißfälliges Schnaufen hören, aber Jane meinte sanft: »Sie ist ein liebes, kleines Ding und so possierlich genau wie ein Kätzchen.«
    »Habe nie was für Katzen übrig gehabt«, brummte die Oberschwester ungerührt. »Dumme kleine Biester, und können eine Menge Schaden anrichten. Na gut, dann gehen Sie eben zum Mittagessen dorthin und kommen abends zu uns. Die meisten Patienten werden zu Weihnachten entlassen, so daß wir, wenn sich nicht irgendein Pechvogel ein Bein bricht oder jemand ein Baby kriegt, unsere Ruhe haben dürften.«
    Noch ganz erfüllt von Bewunderung für Jane Harding ging Pippa heim und kam sich im Vergleich zu ihr sehr unbedeutend und häßlich vor.
    »Alle sind sie viel hübscher als ich«, sagte sie betrübt zu Mohr, der keinerlei Anstalten machte, ihr das Gegenteil zu versichern, um ihr Selbstvertrauen zu stärken.
    Tatsache war, daß er seine bittere Enttäuschung und Scheu vor ihr nur schwer überwand. Drei Tage lang hatte er jede Nahrung verweigert, Stunden um Stunden vor seiner Hütte gesessen — beobachtend und wartend. »Wenn dein Herrchen nicht ganz weggegangen wäre, würde ich dich zurückschicken.«, versuchte sie ihm klarzumachen. »Aber er ist fort — fort für immer. Kannst du das nicht begreifen, Mohr? Du gehörst jetzt zu mir. Oh, ich weiß, ich bedeute dir nichts, aber du mußt mich leider so in Kauf nehmen, wie ich bin.«
    Bald darauf begann er zu fressen, aber wenn sie ihn zu locken versuchte, glitt sein Blick unbeteiligt an ihr vorbei. Unentwegt starrte er in die Ferne. Würde er sich jemals an sie gewöhnen? Pippa war sehr niedergeschlagen, denn sie hatte sich von ihrem ersten Haustier so viel erhofft.
    Der Heiligabend schlich langsam vorüber. Die Hitze schien immer noch weiter anzusteigen, die Leihbücherei war fast den ganzen Tag überfüllt, und sie konnte die unzähligen Forderungen und Fragen nur noch mit Mühe bewältigen. Erleichtert atmete sie daher auf, als unverhofft Jane Harding mit zwei Büchern hereinkam. Sie trug ein blaßgelbes Leinenkleid und sah frisch und bezaubernd aus.
    »Kümmern Sie sich nicht um mich, ich stöbere selbst ein bißchen herum. Es sind ja so viele schöne Bücher da«, sagte sie mit ihrem weichen, sympathischen Lächeln, und alle Müdigkeit fiel von Pippa ab. Sie war sogar imstande, einem einfältigen, albernen Ding in freizügigem Strandanzug mit Geduld zu antworten: »Aber nein, Miss Griggs, nicht dieses da. Das hat Ihre Mutter doch gerade erst zurückgebracht. Ich glaube, hier das von Daphne du Maurier wäre etwas Passendes für sie«, und brachte es fertig, liebenswürdig zu lächeln, als das hoffnungsvolle Persönchen naseweis zurückgab: »Hach, diese dummen, alten Schwarten. Sieht eine langweiliger aus als die andere. Na ja, die Geschmäcker sind eben verschieden.«
    Jane wendete sich von dem Regal mit der Aufschrift >Frauenromane< ab, in dem sie

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