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Es tut sich was im Paradies

Es tut sich was im Paradies

Titel: Es tut sich was im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Schieben die Schuld natürlich auf die Post wegen der erhöhten Weihnachtszustellung, aber in Wirklichkeit sind sie notorisch unzuverlässig wie alle Leute. Zeigen Sie mir Ihren Katalog.«
    »Bedaure, aber ich hatte bisher noch keine Zeit, einen anzulegen, und meine Leser kommen meistens selbst herein, um sich etwas auszusuchen.«
    Kaum waren die Worte aus ihrem Mund, wußte sie, daß sie eine unverbesserliche Taktlosigkeit begangen hatte. Er stieß ein kurzes, unangenehmes Lachen aus. »Leider Gottes kann ich mich diesem idyllischen Zeitvertreib nicht widmen, und mein Bruder ist nicht viel mehr nütze als meine eigenen Beine, deshalb muß ich mich eben auf andere verlassen.«
    Pippa war es heiß und unbehaglich. Er war wirklich ein ausgesprochenes Scheusal. Aber sie antwortete nur: »Ja, wenn Sie mir ungefähr die Richtung nennen, will ich gern nachsehen.«
    Er zog eine lange, eindrucksvolle Liste hervor, die Pippa einen wahren Schrecken einjagte, doch dann sah sie mehrere Bücher aufgezählt, von denen sie wußte, daß sie vorhanden waren. Zwei davon hatte sie erst am Nachmittag in der Hand gehabt, als sie zurückgebracht wurden. Sie erbot sich, sie zu holen, und er knurrte unfreundlich. »Dann sagen Sie meinem Bruder, er soll sofort herauskommen. Er wird Sie auch bezahlen. Möglicherweise kann ich in Zukunft meine Bücher hier beziehen. Guten Tag.«
    Er war nicht nur gönnerhaft herablassend, sondern geradezu unhöflich. Pippa ging, kochend vor Wut, zurück und fand Douglas Warren in leiser Unterhaltung mit Jane in der äußersten Ecke der Bibliothek. Nein, er war bestimmt nicht der Mann, dem der haßerfüllte Blick gegolten hatte. Jane plauderte so heiter und charmant wie immer, und er schaute sie mit offenkundiger Zuneigung an. Erstaunt stellte sie den krassen Unterschied zwischen dem runden, weichen Gesicht des einen und dem grämlichen, scharfgefurchten des anderen Bruders fest. Kein Wunder, daß Jane so wenig Sympathie für Nelson Warren empfand, vielleicht hatte sie ihn einmal gepflegt und als unleidlichen Patienten kennengelernt. Sie suchte die Bücher heraus und richtete die Nachricht an Douglas aus, der daraufhin eilig seinen Stapel Wildwestgeschichten ergriff, die Jane für ihn ausgewählt hatte.
    »Leben Sie wohl, Jane, und tausend Dank. Sie haben wieder genau meinen Geschmack getroffen.« Und zu Pippa gewendet: »Ich finde diese Lektüre so beruhigend, dabei kann ich mich richtig erholen. Kriminalromane mag ich nicht. Mord ist etwas Abscheuliches, da hilft auch der beste Autor nichts.«
    Dann verabschiedete er sich überaus höflich und eilte von dannen. Einen Augenblick später rollte der Wagen davon.
    Pippa bedankte sich bei Mrs. West und löste sie am Schreibtisch ab.
    »Ich denke, ich habe nichts durcheinandergebracht. Hoffentlich sind Sie mir nicht böse, daß ich diesen Vorschlag machte, aber es schien mir das klügste zu sein, Mr. Warrens Wünsche zu befolgen. Ich hätte nie vermutet, daß er je eine Leihbibliothek in Rangimarie in Anspruch nehmen würde.«
    »Nur weil er seine gewohnte Buchsendung aus der Stadt nicht bekommen hat.«
    Und kurz darauf, als sie mit Jane allein war, sagte sie: »Was für ein widerlicher Mann. Das erste Mal, als ich von ihm hörte, nannte ihn jemand ein >Rindvieh<, aber ich finde, er hat mit diesem dicken, gutmütigen Tier nicht die geringste Ähnlichkeit.«
    »Ich hasse ihn«, sagte Jane plötzlich mit mühsam unterdrückter Leidenschaft.
    Pippa erschrak. Weshalb sprach sie so? Jane, die stets so sanft, so gleichmäßig freundlich und geduldig war? Rasch lenkte sie ein: »Aber der Bruder ist sehr nett, der Arme.«
    »Arm, allerdings. Es ist grausam, wie ein Mensch das Leben von drei — das Leben anderer ruinieren kann.« Doch schon glätteten sich ihre Züge wieder, als ein paar Fremde hereinkamen, und sie fuhr leicht fort: »Aber heute ist Heiligabend. Nicht der geeignete Zeitpunkt, solche Haßgefühle zu nähren.«
    Eine Stimme, die von der Tür her ertönte, ließ sie beide in diesem Augenblick wie auf Kommando herumfahren.
    »Nanu! Ja, da schlag doch einer lang hin — das nenne ich eine Überraschung vom Weihnachtsmann! Was sehen meine entzückten Augen... Die Dame mit dem Primuskocher. So, Pippa ist also doch nicht endgültig vorübergegangen?«
    Es war Mark Marvell, der dastand und über das ganze Gesicht grinste. Sein Erscheinen schlug bei den vier Mädchen, die sich an den Regalen Bücher auswählten, wie eine Bombe ein. Sie starrten ihn mit

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