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Es tut sich was im Paradies

Es tut sich was im Paradies

Titel: Es tut sich was im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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verlegen.
    Sie lächelte ihn glücklich an, in Gedanken nur mit dem Hund beschäftigt. »Aber Brüder sind doch meistens alt.« Wieder eine ihrer spontanen Behauptungen, die ihn so irritierten. Und als sie ihm unbefangen anbot, das Feldbett für ihn im Wohnzimmer aufzuschlagen, lehnte er ziemlich steif ab. »Ausgeschlossen. Bitte, denke daran, daß du hier allein in einem kleinen Dorf lebst und alles vermeiden mußt, was Anlaß zu Gerede geben könnte.«
    Pippa lachte laut vor Vergnügen. Das war wieder typisch für James.
    Manchmal fragte sie sich, ob er überhaupt jemals jung gewesen war. In den acht Jahren, die sie ihn näher kannte, hatte er sich nicht im geringsten verändert.
    »Außerdem muß ich bereits in einer Stunde wieder aufbrechen«, bemerkte er. »Ich habe mir unterwegs für die Rückfahrt ein Hotelzimmer bestellt, damit ich morgen rechtzeitig um zehn Uhr im Büro sein kann.«
    Dann müßten sie die kurze Zeit aber gründlich ausnützen, drängte Pippa. Er sollte mit ihr zum Strand hinunterfahren, um alles kennenzulernen, sie wollen den Hund mitnehmen und mit ihm einen Spaziergang machen. »Paß nur auf, wenn du erst die vielen Sommervillen und die großen Parkplätze siehst, dann wirst du auch überzeugt sein, daß man hier ein Vermögen verdienen kann.«
    »Derartig leichtfertige Behauptungen würde ich nie aufstellen«, entgegnete er abweisend, willigte aber doch in ihren Vorschlag ein, im stillen überrascht, wie froh er war, sie wiederzusehen, und wie erleichtert, sie in besserer Umgebung und Verfassung anzutreffen, als er gefürchtet hatte.
    Der Hund ließ sich folgsam auf der Decke nieder, die James für ihn auf dem Rücksitz ausgebreitet hatte, zeigte aber keinerlei Anteilnahme an den Dingen, die um ihn herum geschahen. Die seltsamen und schrecklichen Ereignisse, die während der letzten Stunden über ihn hereingebrochen waren, hatten seine Gefühle abgestumpft. Nur ein einziger Instinkt beherrschte ihn noch, der Drang zur Flucht. >Er ist weit weg, aber ich finde ihn wieder<, sagten seine Augen.
    James konnte nicht umhin, den Strand zu bewundern. »Offenbar wohlhabende Leute, die von so weit herkommen, um hier ihre Ferien zu verleben. Sehr hübsches Fleckchen, das muß ich zugeben. Merkwürdig, daß bisher noch keiner auf die Idee einer Leihbücherei gekommen ist. Wenn kein Haken bei der Sache ist und du vernünftig und geschäftstüchtig bist — ich sage, >wenn< — dann sehe ich keinen Grund, weshalb dein Abenteuer fehlschlagen sollte.«
    Pippa mußte wieder lachen. »Guter James, du bist immer so wahnsinnig überschwenglich. Aber zu deiner Beruhigung — ich habe bereits den Segen der Honoratioren empfangen, vom Vorsitzenden des Gemeinderates — einem widerlichen Ekel übrigens — und vom Dorfarzt. Ach, was ich dich noch fragen wollte, er war im Krieg, und vielleicht kennst du ihn. Sein Name ist Horton?«
    »Horton? Ich erinnere mich an einen jungen Militärarzt, der so hieß. Hatte gerade erst promoviert, als er zu uns kam, gegen Ende des Afrikafeldzuges. War ebenso lange dabei wie ich, durch ganz Italien. Feiner Bursche. Wurde mit dem Military Cross ausgezeichnet und verdiente es auch, was man nicht von allen behaupten kann. Wie sieht er denn aus?«
    »Ich habe ihn nur ein einziges Mal getroffen und kann nicht viel sagen. Groß und ein bißchen feierlich, ist aber wie ausgewechselt, wenn er lacht. Irgend jemand erwähnte mal, er hieße mit Vornamen John.«
    »Das könnte er sein. Ich wunderte mich schon, daß man nichts mehr von ihm hörte. War nämlich ein sehr tüchtiger Kerl und schien das Zeug zu einer außergewöhnlichen Karriere zu haben. Aber weshalb sollte er sich hier in diesem trübseligen Nest vergraben halten?«
    »Gar kein trübseliges Nest! Und vielleicht zieht er das Landleben vor.«
    »Na ja, eigenbrötlerisch war er immer ein wenig. Kann auch sein, daß irgend etwas dazwischengekommen ist. Ein tragisches Erlebnis womöglich oder dergleichen. Ich hätte ihn gern mal besucht, aber die Zeit reicht nicht dazu.«
    »Ein tragisches Erlebnis?« Pippa stürzte sich auf diese Andeutung wie ein Hund auf frische Fährte. »Der arme Mensch. Am Ende ist er einsam und sehnt sich nach jemanden, mit dem er sich aussprechen kann.«
    Doch schon erhob James warnend die Stimme: »Ich gebe dir den guten Rat, dich nicht in anderer Leute Angelegenheit zu mischen. Nein, versuche keine Ausflüchte. Ich kenne diesen überspannten Ausdruck in deinen Augen. Um Himmels willen keinen

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