Es tut sich was im Paradies
reizvoller Verwirrung Mark an, der charmant auf sie herablächelte.
»Sieh da, unser Kitty-Kätzchen! Mit runden Kulleraugen und ganz furchtbar erschrocken beim Anblick eines fremden Mannes — als hätte sie meinen Wagen nicht draußen stehen sehen. Aber es kleidet Sie entzückend, das erstaunte Gesicht, das halbgeöffnete Mündchen — das Ganze macht sich sehr gut.«
Kitty versuchte zu schmollen, aber ihre Lachgrübchen behielten die Oberhand, und Pippa blickte ziemlich verdutzt über diesen neckenden Ton von einem zum anderen. Aha, die beiden kannten sich also auch. Kein Wunder bei Mark, sie hätte sich an ihren fünf Fingern abzählen können, daß kein hübsches Mädchen in der ganzen Gegend seiner Aufmerksamkeit entging. Schon hatte er sie mit geradezu ungalanter Eilfertigkeit stehenlassen und Kitty die Milchtöpfe abgenommen.
»Die gehören in Pippas Küche, da wollen wir sie gleich hinbringen. Schnell, Kitty. Ich sehe einen ganzen Schwarm von Strandsirenen durchs Gartentor marschieren. Wir empfehlen uns und versöhnen unsere gestrenge Bibliothekarin nachher mit einem frischgebrauten, starken Kaffee.«
Kitty sträubte sich scheinheilig, bat Pippa, sich ja zu beeilen, und ging nur allzu bereitwillig mit. Pippa sah ihnen nach, teils belustigt über dieses prompte Einverständnis, teils aber auch leise beunruhigt. Mark war der geborene Herzensbrecher, aber hatte Kitty Erfahrung genug, ihn zu durchschauen? Und wo blieb Alec? Sie wollte keine Szenen in ihrer Bibliothek, und das Schlimme war, daß weder Kitty noch Alec den geringsten Sinn für Humor hatten, Mark dagegen ein tüchtige Portion zuviel. Sie fertigte die Badenixen in aller Eile ab, indem sie ihnen ein paar Romane heraussuchte, mit denen sie beglückt von dannen zogen, und machte, daß sie in die Küche kam.
Das Bild, das sich ihr bot, entsprach genau ihren Erwartungen. Mark in lässiger Eleganz gegen ihren beängstigend zerbrechlichen Küchentisch gelehnt, die langen Beine nonchalant beinah durch den ganzen Raum gestreckt, und Kitty ganz in der Rolle des ahnungslosen Engels, mit kokett klappernden Wimpern, verführerischen Grübchen und staunenden Unschuldsaugen. Pippa schoß Mark einen grimmigen Blick zu und merkte beschämt, daß sie große Lust hatte, Kitty an die Gurgel zu fahren.
»Wie ich sehe, brodelt der Kaffee lustig und vergnügt«, sagte sie spitz, »und ich hasse gekochten Kaffee. Mark, stehen Sie von dem Tisch auf, er sackt gleich unter Ihnen zusammen. Danke Ihnen tausendmal für die Milch, Kitty, und wenn Sie sich etwas zur Seite bemühen würden, könnte ich vielleicht auch die Tassen herausholen.«
Kitty starrte sie betroffen an, aber Mark lächelte nur anzüglich.
»Auftritt des Anstandswauwaus, moralisch tief entrüstet... Erheben Sie sich, meine Süße«, und mit beiden Händen Kitty vom Stuhl hochziehend, feixte er Pippa herausfordernd über die Schulter an, als wollte er sagen: >Na, was halten Sie davon?<
Sie hoffte, daß ihm ihr hochmütiges Achselzucken als Antwort genügte, aber er fuhr unbeeindruckt zu Kitty gewendet fort: »Kommen Sie, wir schauen uns mal Amanda an«, und Pippa hörte vom Garten her seine Stimme: »Weshalb haben Sie mich neulich bei unserer Tanzverabredung so schnöde sitzenlassen? Ich kann mich noch heute nicht von dem Schlag erholen. Erst versprechen Sie fest zu kommen, ich rase, was ich kann, die vielen Kilometer hin, und was finde ich? Keine Kitty weit und breit, nur ein Rudel draller Dorfschönheiten.«
So, also Mark war der »Schweinehund« gewesen. Pippa wurde immer unruhiger.
»Es war wirklich nicht meine Schuld. Alec konnte wegen einer Kuh nicht weg.«
Sie kamen wieder in die Küche zurückgeschlendert, und Mark erwiderte leichthin: »Typisch. Pippa, lassen Sie sich rechtzeitig warnen und heiraten Sie keinen Milchfarmer, dem seine Kühe über alles gehen, selbst über die bezauberndsten Frauen. Lieber einen Schaffarmer. Der hat wenigstens Herz.«
»Aber anscheinend kein Hirn«, versetzte Pippa schnippisch und mußte unwillkürlich lächeln.
»Wer möchte schon mit einem Hirn verheiratet sein? Frauen wünschen sich jemanden, der ihnen die Hand küßt und beteuert, daß er sie anbetet, und Männer wollen...«
»...ein Mädchen, das dumm genug ist, ihnen zu glauben«, ergänzte sie, aber schon schaltete sich Kitty, ängstlich darauf bedacht, sich nicht aus ihrer Hauptrolle verdrängen zu lassen, wieder ein und sagte: »Ja, ich finde auch, vor klugen Leuten muß man sich richtig fürchten,
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