Es tut sich was im Paradies
stets gemacht, aber es lohnt sich.«
Durch seine zwanglose Art hatte sich die gewitterschwüle Atmosphäre verzogen. Er gab sich so selbstverständlich und natürlich, daß der Streit dagegen nicht wirkte und abklang. Offenbar kannte er sie alle gut, und Pippa begriff nicht, weshalb Kitty ihn zum Fürchten fand. Ihr kam er klug und humorvoll vor, vielleicht ein wenig ernst und solide, doch entschieden ein Mensch, der vor James’ Augen Gnaden gefunden hätte.
Sie tranken Kaffee, sprachen über Weihnachten und die Badegäste, und bald darauf verabschiedeten sich Alec und Kitty, wenn auch nicht gänzlich ausgesöhnt, so wahrten sie doch zumindest den äußeren Schein, und mehr konnte man im Augenblick nicht verlangen, fand Pippa.
»Moore ist ein prächtiger Kerl«, bemerkte der Doktor in seiner bedächtigen Art. »Ich kenne ihn nun schon, seit er hierherkam. Ein feiner Charakter.«
Sollte das eine Spitze sein? Mark griff sie sofort auf und meinte träge herablassend: »O ja, durch und durch vertrauenswürdig. Bieder und enorm fleißig, ein typischer Milchfarmer.«
Pippa verteidigte ihn hitzig. »Weshalb lästern Sie immer über Milchfarmer? Aus welchem Grund kommt Ihr Schafzüchter euch so himmelhoch überlegen vor? Alec ist ein Prachtmensch, auch wenn er nicht Ihren albernen Sinn für Humor hat.«
»Den Sie genauso besitzen, und das wissen Sie sehr gut, trotz Ihres allerliebsten, spröden Getues.«
»Da irren Sie sich aber gewaltig. Ich finde es absolut nicht komisch, bloß aus Jux Zwietracht und Unruhe zu stiften. Und für solche hinterwäldlerischen Don Juans wie Sie habe ich schon gar nichts übrig. Aufgeblasen und nichts dahinter.«
»Au weh, das saß! Ein zerschmetternder Hieb... Wir können aber ganz schön in die Luft gehen. Das spuckt ja förmlich Gift und Galle.«
Etwas in seinem Ton und dem belustigten Blick, mit dem Dr. Horton sie ansah, brachten Pippa wieder zur Besinnung. Sie lächelte und sagte: »Der arme Doktor Horton. Kommt zu einer gemütlichen Tasse Kaffee, und wir benehmen uns wie eine aufgescheuchte Wahlversammlung. Und außerdem bin ich ein undankbares Geschöpf, Mark. Bitte, glauben Sie mir, daß ich mich schrecklich über Amanda gefreut habe.«
»Na, dann ist’s ja gut. Ich hatte schon Angst, Sie würden den guten alten Spruch von den Griechen mit den trügerischen Geschenken wieder aufwärmen. Ja, für mich wird’s leider Zeit, zu gehen. Vergessen Sie nicht, daß Sie und Jane uns draußen besuchen wollten. Übrigens, Peg sagte, sie würde morgen auf einen Sprung vorbeikommen.«
Als er fort war, stand auch Dr. Horton auf. Sie hatte ihn im Verdacht, daß er es, korrekt wie er war, vielleicht unschicklich fand, sich allein mit einer Dame in deren Wohnung aufzuhalten, und amüsierte sich im stillen. Er benahm sich stets so gesetzt und würdig, daß man es ihm ohne weiteres zutrauen konnte, genau wie James. Apropos James, dabei fiel ihr etwas ein. »Was ich Sie fragen wollte, Doktor, mein Vetter James Maclean, der sich übrigens nach wie vor als mein Beschützer und Vormund betrachtet, kam neulich, um mir Mohr zu bringen, und er glaubt, Sie vom Krieg her zu kennen. Erinnern Sie sich an ihn?«
»War er Major? Ein langer Kerl mit buschigen Augenbrauen?«
»Stimmt, das ist James. Kolossal ernst und gewichtig und hat immer an allem was auszusetzen.«
Er schüttelte den Kopf. »Aber nicht der gute alte Mac, dann müßte er sich gewaltig geändert haben. Es war ziemlich ruhig, aber ein Unikum und in der Offiziersmesse immer der Mittelpunkt.«
»Nein, das kann unmöglich James sein. Er war noch nie Mittelpunkt von irgend etwas.«
Beim Vergleich von Daten und Militäreinheiten stellte sich indessen heraus, daß es damit seine Richtigkeit hatte, und Pippa stieß einen komischen Seufzer aus. »Liebe Güte, da hat er sich aber tatsächlich schwer verändert. Jetzt ist er ein vertrockneter, alter Schulmeister und hält mir dauernd Predigten.«
»Aber weshalb denn?«
»Hauptsächlich aus Gewohnheit, aber vor allen Dingen wollte er nicht, daß ich mit Mr. Murdochs Geld eine Leihbücherei aufmache. Redete immerzu von >Sicherheit< und >auf weite Sicht< und >investieren<. Können Sie sich so etwas Langweiliges vorstellen?«
Und ehe sie sich’s versah, war sie schon mitten im Erzählen, berichtete ihm von ihrer Erbschaft und wiederholte sogar den Wortlaut des Testamentes. Er blickte sie nachdenklich an.
»Ich habe nur noch eine sehr nebelhafte Erinnerung an Brownings Pippa, aber war sie nicht
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