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Es tut sich was im Paradies

Es tut sich was im Paradies

Titel: Es tut sich was im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Praxis. Von der Stadt mit ihren beruflichen Eifersüchteleien und Intrigen hatte ich bis zum Überdruß genug. Es gab ja außerdem unzählige tüchtige, junge Ärzte dort, die meinen Platz ebenso gut ausfüllen konnten, und ich fühlte mich hier bei den >Hinterwäldlern< überaus wohl und war zufrieden. Das ist alles.«
    Es folgte eine lange Pause, dann sagte Pippa: »Ich danke Ihnen, daß Sie mir das alles erzählt haben. Sie müssen schrecklich unglücklich gewesen sein.«
    »Eine Zeitlang, ja. Aber ich sah ein, daß der Fehler einzig und allein bei mir gelegen hatte. Ich bin eben langweilig und hätte sie auf die Dauer doch nicht fesseln können. Es war ein großer Irrtum, aber ein Glück, daß wir uns nicht noch länger gegenseitig gequält haben. So, jetzt will ich aber aufhören zu reden. Die Leute wissen hier nichts von Anne, aber man möchte doch, daß die nächsten Freunde einen verstehen.«
    Er sagte unvermittelt gute Nacht und ging. Pippa schlief in dieser Nacht fast noch weniger als sonst. Sie träumte unentwegt von Anne — die sehr reizvoll, lustig, lebenssprühend und wahrscheinlich obendrein noch unsagbar schön gewesen war.
     
     

18
     
    Pippa ärgerte sich maßlos über sich selbst. Gesund zu sein war für sie sozusagen immer Ehrensache gewesen, sie hatte damit geprahlt, wie wohl und kräftig sie sich fühlte, und über Nerven gelacht, selbst zu ihren knappsten und hungrigsten Zeiten. Und jetzt? Da saß sie nun als stolze Hausbesitzerin, mit einem eigenen Hund — von einer Ziege gar nicht zu reden —, frei und selbständig, und mit Pam, ihrer liebsten Freundin, als Gesellschaft, und krauchte elend herum, aß nichts, schlief schlecht und sah jeden Tag erbärmlicher aus. Und die Schuld daran hatte sie ganz allein sich selbst zuzuschreiben.
    Diesen Vorwurf konnte sie sich auch in ihrer ärgsten Bedrängnis, dem Geheimnis um Nelson Warrens Tod, nicht ersparen, denn wenn sie sich diskret verhalten hätte, wenn sie an dem erleuchteten Fenster mit abgewendeten Augen vorbeigegangen wäre, wie man das von einer >Dame< erwartet, dann würde sie von diesem Anblick, der sie jetzt wie ein Spuk verfolgte, verschont geblieben sein. Und das war nämlich die Ursache allen Übels, gestand sie sich ehrlich ein, diese Erinnerung, die sie nicht bannen konnte, und das Geheimnis, das sie niemandem mitteilen durfte.
    Die schwerste Überwindung kostete es sie, sich Douglas gegenüber normal und ungezwungen zu benehmen, wenn sie mit ihm sprach. Er kam seit seines Bruders Tod nur noch äußerst selten in die Leihbibliothek und ließ seine Bücher meistens durch seinen Sohn oder Jane umtauschen, die jetzt wieder ihren Verlobungsring trug und nur noch auf eine neue Krankenpflegerin wartete, die ihre Stelle einnehmen konnte, um ihren Philip heiraten zu können. Aber Pippa war Douglas zweimal begegnet und hatte jedesmal heftig gegen die Versuchung ankämpfen müssen, davonzulaufen und sich zu verstecken. Wie eine hysterische Gans, schalt sie sich selbst und geriet in hellen Zorn.
    Und dann die Geschichte mit Dr. Hortons Ehe! Kein Mädchen, das auch nur über einen Funken gesunden Menschenverstandes verfügte, würde so viel Zeit darauf verschwenden, sich immer wieder aufs neue mit diesem Gedanken herumzuschlagen. Dutzendmal am Tag sagte sie sich, daß es doch eine alte, verjährte Affäre sei und er höchstwahrscheinlich der bezaubernden Anne schon längst nicht mehr nachtrauere. So ähnlich hatte er es ja selbst ausgedrückt, und er war kein Mensch, der schwindelte. Aber natürlich mußte diese erste Liebe seinen Geschmack in bezug auf Schönheit, Witz und Charme anderer Frauen maßgebend beeinflußt haben, und sie, hielt Pippa sich voll Bitterkeit vor, besaß keinen dieser drei Vorzüge.
    Aber weshalb beschäftigte sie das eigentlich? Aus welchem Grund sollte er sie denn überhaupt mit der verlorenen Anne vergleichen? Sie waren doch nur gute Freunde, weiter nichts, er stand zu ihr in dem gleichen kameradschaftlichen Verhältnis wie zu Jane oder Schwester Price, weil er eine natürliche Gabe hatte, herzliche Beziehungen zu anderen Menschen zu pflegen, aber den Schritt darüber hinaus noch einmal zu wagen, dürfte sehr schwer für ihn werden, das wußte sie. Sicherlich betrachtete er sie nur als gute Freundin — und mit einer Frau, die weder groß und schlank noch charmant oder gar schön war, konnte man ja auch nichts anderes sein als gut befreundet, nicht wahr?
    Denn mittlerweile hatte Pippa in ihrer Phantasie Anne Horton

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