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Es tut sich was im Paradies

Es tut sich was im Paradies

Titel: Es tut sich was im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Beruf? Hatte er sich nicht damit sogar einen Namen gemacht, widerspenstige Zeugen vor Gericht mit List und Tücke dahin zu bringen, daß sie sich selbst verrieten? Sie wand sich hilflos und suchte verzweifelt nach einem Ausweg. Pam und Mark würden doch heute sicher ausnahmsweise früher kommen? Nie hatte sie so sehnsüchtig die Tür belauert, ob nicht jemand anklopfen und außerhalb der Geschäftszeit ein Buch verlangen würde. Selbst wenn in diesem Augenblick Freddy mit der Hiobsbotschaft aufgetaucht wäre, Balduin habe einen Reifendefekt, sie hätte ihn dankbar begrüßt. Kam denn wirklich niemand?
    Und wie eine Erhörung auf ihr inständiges Flehen wurde plötzlich ein Schritt auf der Veranda laut. Ein Schritt, den sie kannte. Ihr Herz klopfte schneller vor Freude. Nicht etwa, weil es Dr. Horton war, sagte sie sich, sondern einzig und allein, weil dadurch dieses fürchterliche Kreuzverhör ein Ende fand. Sie sprang auf und empfing ihn beinah ebenso begeistert wie vorher James.
    »Und dies ist mein Vetter James Maclean, den Sie ja aus Nordafrika kennen. Ich bin froh, daß Sie gerade hereinschauen, da können Sie gleich alte Erinnerungen austauschen.«
    James lächelte trocken über ihren kühnen, aber rührend ungeschickten Versuch, ihn abzulenken. Sie hatte das verschreckte Aussehen eines Tieres, das in eine Falle geraten ist. Nun, er würde die Klappe schon noch zuschnappen lassen. Hier war Gefahr im Verzug, und er mußte wissen, aus welcher Richtung sie drohte, damit er bereitstehen konnte, um ihr zu helfen. Denn allmählich sorgte er sich ernstlich um sie.
    Aber vorläufig machte er gute Miene zum bösen Spiel und ließ sich eine ganze Weile mit Dr. Horton in die üblichen Gespräche ein, die alte Kriegskameraden zu führen pflegen, wenn sie sich nach vielen Jahren wiedertreffen. Was denn aus dem Oberst geworden sei, und ob Horton nach seiner Rückkehr etwas von dem jungen Garfield gehört habe? Na, allzu jung konnte der jetzt auch nicht mehr sein, berichtigten sie sich schmunzelnd, aber, nebenbei bemerkt, man selbst schritt ja auch ganz rüstig voran.
    James warf einen Blick auf die Uhr.
    »Ich darf nicht zu lange bleiben, denn ich habe mich in einer eurer Fremdenpensionen hier einquartiert, und solche Lokale lieben es nicht, wenn man zu spät zum Essen kommt. Pippa, du erzähltest mir doch gerade von Warrens Selbstmord, nicht wahr?«
    Pippa öffnete den Mund, um zu protestieren und zu erklären, sie hätte nichts dergleichen getan und habe noch viel weniger die Absicht dazu, aber James fuhr ruhig und bestimmt fort: »Du warst zu dem Zeitpunkt dort, als er starb, nicht wahr?«
    Während er ihr Gesicht beobachtete, fand er selbst, daß dieser Schuß sehr aufs Geratewohl abgefeuert war, aber er hatte eine Nase für diese Dinge und eine glückliche Hand, damit ins Schwarze zu treffen.
    Sie zauderte, stammelte verwirrt und sah flehentlich zu John Horton hinüber, der jedoch an dem Gespräch völlig uninteressiert zu sein schien und angelegentlich durchs Fenster Amanda beobachtete. Falls er diese diktatorische Verhörmethode mißbilligte, so tat er doch nichts, um ihr zu helfen. Bei sich selbst dagegen dachte Horton: >Garstig. Aber es muß ja mal heraus. Sonst bohrt es immer weiter wie ein schlimmer Zahn. Und er hat das Recht, sie auszufragen, ich nicht.<
    »Stimmt das, Pippa?«
    »J-ja. Aber das weiß doch jeder, daß wir dort waren. Ich ging hinein, weil ich jemanden suchte, der uns den Wagen anschieben sollte, aber ich sprach mit niemandem. Das Personal war aus.«
    Sie betete es herunter wie eine auswendig gelernte Lektion. Ihre tapfere Abwehr hatte etwas Rührendes, und der Doktor fühlte Mitleid mit ihr. Er schaltete sich behutsam ein: »Da sie keinen Menschen antrafen oder sprachen, war es auch nicht notwendig, sie zur amtlichen Leichenschau vorzuladen. Aber im übrigen spielte das gar keine Rolle, es handelte sich um einen eindeutigen, klaren Fall von Selbstmord.«
    Aber James hatte Pippa nicht aus den Augen gelassen.
    »Ihr spracht mit niemandem«, sagte er, »aber was habt ihr gesehen, Pippa?«
    Wieder ein Schuß ins Blaue, aber auch dieser sollte sein Ziel erreichen, dazu war James fest entschlossen. Abermals schaute Pippa verzweifelt zu John Horton. Jetzt würde er ihr doch gewiß zu Hilfe kommen? Dies war die Frage, die sie die ganze Zeit am meisten gefürchtet hatte. Aber John sah sie nicht einmal an. Er kraulte gedankenverloren Mohrs Ohr, schien ganz in diese Beschäftigung vertieft und völlig

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